Assomada begrüßt uns mit buntem Markttreiben. Zwei Tage nach Heiligabend (an einem Samstag) haben weniger Händler als sonst ihre Stände aufgebaut. Und doch bekommen wir zwischen den Klamotten, Plastikschüsseln in allen Formen und Farben und Spielzeug einen guten Eindruck vom Geschäftsleben auf den kapverdischen Inseln. Schließlich ist Assomada die drittgrößte Stadt des Archipels und versorgt es durch die Lage mitten im Hochland von Santiago viele Orte im Westen und Osten der Insel.
Auf dem Weg zum Gemüsemarkt und den Fischhändlern staunen wir, was die Frauen hier alles auf dem Kopf transportieren: Körbe mit Wäsche, Kisten mit Obst und Gemüse, aber auch große Gitterboxen mit Topfpflanzen tragen sie in ihrer unnachahmlich eleganten Haltung an uns vorbei. Schade nur, dass sich die Menschen auf den Kapverden nicht so gerne fotografieren lassen. Für ein paar Aufnahmen reicht es dann aber doch.
Wanderung von Cruz Grande zum Kapokbaum Poilón über das Hochplateau von Assomada zur Ostküste Santiagos.
Über denselben Weg, über den wir vom Rand des Hochplateaus nach Assomada gewandert sind, verlassen wir die Stadt wieder. Für Annette bedeutet dies, dass sie etlichen großen Spinnen ein zweites Mal begegnet. Halb so wild, nachdem wir bei unserem Urlaub auf den Seychellen deutlich größeren begegnet sind. Außerdem machen sie nichts, sondern hocken nur so da.
Wanderung von Assomada zur Ostküste
Mit Assomada lassen wir den Trubel der Stadt und des Marktes hinter uns zurück, während sich vor uns unzählige Gipfel aus dem Hochplateau erheben. Es ist ein ruhiger, breiter und schöner Wanderweg, auf dem wir die Landschaft Santiagos in vollen Zügen genießen können. Da es auf dem ersten Stück nur sachte bergauf oder bergab geht, haben wir das Gefühl, eine leichte Tour vor uns zu haben.
Auf den nächsten Kilometern wechseln sich Bohnen- und Maisfelder ab, passieren wir Dörfer und kleine Weiler und entdecken hie und da auch mal kleine Tabakpflanzungen. Richtig schön aber wird die Gegend erst durch die Agaven (Sisal?), die meist am Wegrand, teilweise an den Hängen stehen und sich vor den Gipfeln der Serra Malagueta im Norden und der Bergkette um den Pico d’ Antonia abheben.
Als wir ungefähr die halbe Strecke von Assomada zur Ostküste geschafft haben, macht sich unsere lange Anreise und späte Ankunft in Calheta bemerkbar. Die Landschaft ist immer noch toll und es macht auch wirklich Spaß, über die alten Wege und Pfade zu laufen, die Menschen zu beobachten, wie sie die Ernte einbringen.
Andererseits sehnen wir die nächste Pause herbei. Als wir fragen, ob wir kurz verschnaufen können, meint Kiki jedoch, dass wir bald zu einem schönen Platz kommen, an der er die Rast vorgesehen hat.
Bis wir den versprochenen Platz erreichen, vergeht eine Viertelstunde. Während sich Annette über die nächste Kuppe kämpft, beschleicht mich das Gefühl, dass es Kiki nicht sonderlich juckt, ob es bergauf, bergab oder einfach eben und geradeaus geht,
er läuft immer ein Tempo - und weil wir ja unbedingt den Kapokbaum Poilón sehen wollten und beide Wanderungen mitsamt dem Markt in Assomada kombiniert gewünscht hatten, ist dieses ziemlich hoch.
Bei einer Kirche mit einem schattigen Plätzchen und einer niedrigen Mauer halten wir schließlich, endlich! Wir sind froh, auf dem Markt Bananen gekauft zu haben. Nach dem ungewohnt schnellen Aufstieg schmecken diese vorzüglich.
Gerne könnte die Wanderung an dieser Stelle zu Ende sein. Immerhin sind wir seit fünf Stunden unterwegs, die Fahrt mitgerechnet sogar sechs. Stattdessen sind wir einzig gut in der Zeit, wie unser Wanderführer, bestätigt. Es hilft nichts, weiter geht’s.
Berglandschaft von Santiago
Auf dem letzten Stück frage ich mich, wie das von Sibylle gemeint war, als sie am frühen Morgen meinte, wir könnten zwischendurch ein Stück fahren? In dieser Gegend gibt es keine Autos - und auch die Straßen, die sie befahren könnten, sind rar gesät. Denn immer wieder führt uns Kiki über schmale, steile Pfade. So wird die sechste Stunde mühsam. Die Sonne brennt auf uns nieder, Annette mag nicht mehr und ich gelang zu der Überzeugung, dass Kiki nicht wandert, sondern marschiert.
Nach drei Jahren Erfahrung als Wanderführer weiß er, wie hoch das Tempo sein muss, um das Ziel pünktlich zu erreichen. Das Problem ist nämlich, dass am Samstag abends nur sehr wenige Aluguers an der Ostküste Santiagos verkehren, sodass wir nicht später als 16.30 Uhr an der Küstenstraße ankommen sollen.
Als wir das Tal erreichen (und vom Meer noch immer weit und breit nichts zu sehen ist), wird es wärmer. Oder besser: es wird heißer. Bei Temperaturen um die 30 Grad trösten wir uns damit, am ersten Tag gleich mit der längsten und anstrengendsten Tour begonnen zu haben. Zugleich verlegt sich Annette auf die Strategie, Kiki auf die Schuhe zu gucken, um nicht den endlosen Weg sehen zu müssen.
So laufen beide an einem Kapverdischen Eisvogel (Kingfisher oder auch Graukopfliest) vorbei, dessen Gefieder blau in der Sonne strahlt, als er davonfliegt. Es ist Zeit für Scherze. Als uns die drei Liter Wasser ausgehen, schaut Kiki bestürzt: »Was, ihr habt nichts mehr? Es sind noch fast drei Stunden...« Nein, natürlich nicht, sondern nur knapp 30 Minuten.
Nach insgesamt 6 Stunden 45 Minuten ab Cruz Grande, um 16:15 Uhr, erreichen wir die Straße. Dort müssen wir eine Weile warten, bis uns ein Bus nach Calheta mitnimmt. Dort aber werden wir von den Gästen im Esplanada Silibell bewundernd, fast ehrfürchtig empfangen.
Irgendwie kapiere ich es erst gar nicht, dass alle wissen, wo wir herkommen und was wir heute geleistet haben. Dass wir dann noch so früh zurück sind, hätte keiner gedacht. Mir ist es gleich, ich hab’ Durst!
Die Anfahrt erfolgt ab Calheta und Tarrafal über die Hauptverbindungsstraße nach Assomada. Als Ausgangspunkt haben wir die Stadtmitte gewählt, wo sich auch mehrere Restaurants in der Umgebung befinden. Wer mit dem Aluguer zurück nach z.B. Calheta fahren möchte, sollte beachten, dass diese Mitfahrgelegenheiten gegen Abend rapide weniger werden.
Ausgangspunkt | Stadtzentrum von Assomada |
Koordinaten | N 15.09810, W 23.66650 |
Gehzeit | 5 Stunden |
Distanz | 17 km |
Anstiege | ca. 300/800 HM |
höchster Punkt | nahe Assomada (575 m) |
Anforderungen | T3, Kondition, Orientierung im teils unwegsamen Gelände |
Einkehr | auf der Strecke keine, in Assomada |
GPS-Daten | Wanderung Assomada Cancelo gpx |
kml-Daten | Wanderung Assomada Cancelo kml |