Ganz ehrlich, den Fischerort Calheta auf der kapverdischen Insel Santiago hatten wir uns etwas ursprünglicher vorgestellt. Statt kleiner, schmucker Fischerhäuser besteht die Kleinstadt leider überwiegend aus halb fertigen Häusern aus Betonsteinen. Dadurch wirken weite Teile von Calheta wie eine Baustelle.
Aber so ist das nun mal, wenn die Leute nur wenig Geld haben und das Klima so warm und trocken ist, dass man weder eine Isolierung noch einen vernünftigen Regenschutz braucht.
Witzig ist dafür, für was die Häuser alles genutzt werden: auf den (flachen) Dächern halten die Bewohner Hühner, Enten und selbst Schweine, hier wird die Wäsche aufgehängt und die Ernte zum Trocknen oder zur Weiterverarbeitung ausgelegt. Während vereinzelt Kühe im ebenerdigen Bereich gehalten werden, laufen im ganzen Ort Hühner über die Straße.
Vereinzelt haben auch die Schweine einen freien Auslauf, was allerdings teuer für den Eigentümer werden kann. Verirrt sich nämlich eines auf einem fremden Grundstück und wird dort gefangen, muss er Lösegeld zahlen.
Weil natürlich auch überall Hunde frei durch die Straßen und Gassen laufen, sind die Hühner leider weniger zum Verzehr (durch Europäer) geeignet. »Weil sie ständig vor den Hunden davon laufen müssen, sind die Hühner auf Santiago mager und zäh«, erklärt Sibylle Schellmann im Esplanada Silibell. Dafür sind die Hähne prächtig anzuschauen, wie sie Herumstolzieren.
Was in Calheta de São Miguel fehlt, ist ein schöner Sandstrand. Es gibt zwar einen kleinen, sandigen Abschnitt in der Bucht von Calheta. Der aber eignet sich nicht zum Sonnenbaden und Schwimmen gehen. Als Ausgangspunkt für Wanderungen jedoch ist der Ort ideal.
Todmüde kommen wir am ersten Urlaubstag wenige Minuten vor Mitternacht in der Pension Mira Maio an. Den späten Flug von Sal nach Praia/Santiago und den rund einstündigen Transfer in den Südosten der Insel in den Knochen, wollen wir nur noch schlafen.
Und wissen doch, dass die erste Nacht eine kurze für uns wird. Denn bereits um 8.30 Uhr sollen wir beim Esplanada Silibell sein, wo wir unseren Wanderführer treffen.
Das Frühstück am nächsten Morgen ist ausgesprochen übersichtlich. Pro Nase gibt es zwei süße Brötchen, einen Klecks Butter, etwas Marmelade, Kaffee und einen Fruchtsaft sowie eine Banane oder Apfel. Für die Kapverden ist das typisch.
Auf Dauer aber ist das nichts für mich - zumal wir uns ein Wanderprogramm vorgenommen haben, das (berücksichtigt man, dass wir mittags immer unterwegs sein werden), täglich jede Menge Kalorien verbrennen wird.
Gewöhnungsbedürftig ist das spartanische Bad mit Dusche. Eigentlich hätte sie warmes Wasser haben sollen. Leider aber hat das nicht funktioniert, sodass wir uns die ersten Tage kalt duschen mussten. In etwa entschädigt wird dies durch die große, teilweise beschattete Dachterrasse mit Blick über die Dächer Calhetas zu den Bergen bzw. über den nahen Fußballplatz aufs Meer.
Für einen Urlaub ausschließlich im Hotel reicht dies natürlich nicht. Für Urlauber, die zum Wandern nach Santiago gekommen sind, aber genügt es. Das auch, weil das Personal im Mira Maio angenehm ruhig und freundlich und der Ort Calheta ruhig ist.
Eindrücke von der kleinen Pension Mira Maio in Calheta de Sao Miguel an der Ostküste von Santiago, Kapverden.
Das Restaurant Esplanada Silibell befindet sich gleich nach dem Ortseingang von Calheta auf der linken Seite der Hauptstraße (von Süden aus gesehen) und ist dadurch gar nicht zu verfehlen. Hier befindet sich zugleich das Reisebüro Schellmann (Reiseträume), welches neben dem Mira Maio
verschiedene andere Hotels und Pensionen auf Santiago und den übrigen Inseln der Kapverden anbietet, Wandertouren, Transfers und Trekkingtouren samt Führer organisiert und sich auch um die Inlandsflüge und das Visum kümmert.
Während er (Gerhard) sich ruhig und zurückhaltend gibt, empfängt uns Sibylle mit offenen Armen... und einem kleinen Schrecken im Gesicht, als wir ihr sagen, dass wir uns für den ersten richtigen Tag nicht für eine kurze oder eine mittlere Wanderung entschieden haben,
sondern beide miteinander kombinieren möchten. Unser Führer, Kiki, aber lacht nur und meint, dass wir das schaffen können. Vorausgesetzt, wir legen nicht allzu viele Pausen ein.
Am späten Nachmittag wird sich zeigen, dass wir uns arg verschätzt haben. Von den anderen Gästen im Esplanada Silibell werden wir staunend, anerkennend und, angesichts der Zeit, die wir für die Wanderung gebraucht haben, bewundernd empfangen.
Wir werden durstig und ganz schön hungrig zurückkehren, froh, dass Sibylle reichhaltig kocht. Und doch, bis es so weit ist, und wir uns über ein leckeres Fischgericht freuen dürfen, ist es ein ganz schön weiter Weg...