Eigentlich hatten wir ja auf dem Rundweg am Pico da Antonia wandern wollen, wie er im Rother Wanderführer beschrieben ist. Im Fischerdorf Calheta erfahren wir jedoch, dass es schönere Möglichkeiten gibt, den Berg kennen zu lernen.
Wir lassen uns überzeugen und fahren, diesmal zusammen mit einem Schweizer, in die Nähe des Botanischen Gartens von São Jorge dos Orgaos, dem Ausgangspunkt unserer Pico da Antonia-Tour.
Wanderung entlang der Ostseite des Pico d' Antonia bis nach Assomada, Santiago.
Einmal mehr starten wir bei herrlichem Wanderwetter. Dass man in den Bergen auch Pech haben kann, weiß der Schweizer. »Das letzte Mal, als ich hier war, mussten wir die Tour abbrechen, weil das Wasser bis zu einem halben Meter hoch stand«, berichtet er uns. Nun denn, mit uns an seiner Seite wird es sicher klappen.
Bevor es richtig los geht, zeigt uns Kiki aber erst einmal ein Dorf im Talkessel. Die mit Stroh gedeckten Hütten ähneln sehr den Häusern der Rabelados. Doch es sind Grog-Brenner. Das ganze Dorf ist eine einzige Destillerie, in dem die Bewohner Zuckerrohr zur kapverdischen Variante vom Rum verarbeiten.
Nachdem wir die Siedlung passiert haben, steigt der Weg an, während sich uns einmal öfter auf dieser Reise herrliche Blicke über die weite Gebirgslandschaft bieten. Diesmal ist er der Naturpark der Serra de Pico da Antonia,
der uns mit Panoramen, tiefen Tälern und einer üppigen Vegetation verwöhnt. Schon nach den diesen ersten Eindrücken sind wir froh, dem Vorschlag der Schellmanns gefolgt zu sein.
Gut eine Stunde nach Aufbruch haben wir den ersten großen Anstieg bewältigt. Nach einer kurzen, da leicht windigen Pause im Schatten wandern wir in guter Entfernung parallel zum Grat des Pico da Antonias.
Gute Entfernung deshalb, weil es neben unserer Passage an der Nordwestseite möglich ist, von der anderen Seite bis hoch zum Gipfel zu kraxeln. Dann kann man den Berg aber nur in Häppchen aufnehmen, während wir auf unserer Route große Teile des Grats überschauen können.
Wie bei Gongon wird auch am Pico da Antonia nahezu jeder Flecken Erde für die Landwirtschaft genutzt. Neben den bekannten Bohnen- und Maispflanzungen fällt uns eine Art Cocktailtomate auf, die am Wegrand über niedrige Mauern wuchert und buschige Horste bildet. Es ist Erntezeit.
Das heißt, zumindest für Kiki, der sich anschickt, eine Tüte mit den winzigen Früchten zu füllen. »Die bringe ich heute Abend meiner Mutter«, erklärt er kein bisschen verlegen. Während er ganze Trauben pflückt, begnügen wir uns mit einzelnen, schmackhaften Tomaten.
Nachdem wir auf halber Höhe einer Geröllhalde den südwestlichen Nebengrat des Picos passieren, kommt das Bergdorf Assomada in Sicht. Bevor wir auf das Hochplateau steigen, müssen wir jedoch zunächst wieder ein Stück bergab wandern. Erneut kommen wir durch fruchtbare Felder.
Wieder wird der Boden überwiegend für den Anbau von Bohnen und Mais genutzt. Daneben besitzt aber auch das Zuckerrohr eine Bedeutung für die Menschen - das zumindest beweist eine alte Zuckerrohrmühle, die wir passieren.
Auf der letzten Etappe der Wanderung geht es nur leicht bergauf oder bergab. Mussten wir zuvor oft hintereinander her laufen, können wir auf einem breiten Weg bequem nebeneinander spazieren und unsere Aufmerksamkeit mehr auf die Umgebung lenken.
So entdecken wir wenige Meter von uns entfernt einen Kapverdischen Eisvogel bzw. Graukopfliest, der in der Sonne darauf wartet, aufgenommen zu werden. Tun wir ihm den Gefallen.
Immer wieder ein Erlebnis ist, die Frauen zu beobachten, wie sie die verschiedensten Dinge - in diesem Fall Säcke - auf dem Kopf durch die Landschaft tragen.
Auch die Kinder versuchen sich in dieser Transportart. Anstelle von schweren Lasten üben sie allerdings mit großen Wasserflaschen oder Eimern.
Nach etwa vier Stunden erreichen wir die Hauptstraße von Praia nach Assomada. Gerne könnte die Tour zu Ende sein. Leider aber müssen wir noch eine Viertelstunde entlang der Straße laufen, eh wir in Assomada ankommen.
Wieder haben wir einen Markttag (an einem Mittwoch) erwischt, sodass wir nochmals ein paar Eindrücke vom Geschäftsleben auf Santiago sammeln können, bevor wir per Aluguer zurück nach Calheta fahren.