Mit dem Taxi sind es etwa 20 Minuten vom Flughafen Sal bis nach Santa Maria an der Südspitze der Urlaubsinsel. Eigentlich ginge es auch etwas schneller, aber die Taxifahrer zeigen bei der Hinfahrt gerne ein paar der Hotels, auf die sie hier besonders stolz sind. In Santa Maria lässt uns der Fahrer bei der Mole (Kai) aussteigen.
Hier werden wir ihn später wieder finden. Weil wir einen Voucher für den Transfer haben, entfällt die Bezahlung. Ansonsten vereinbart man einfach die Zeit für die Rückfahrt zum Flughafen und zahlt den gesamten Betrag, wenn man wieder gut angekommen ist.
In Santa Maria auf Sal haben wir die Möglichkeit, uns zwei Liegen zu mieten und ein erstes Bad im Meer zu nehmen. Da wir die komplette Foto- und Videoausrüstung bei uns haben (diese wollten wir nun doch nicht in die Gepäckaufbewahrung geben) und wir nach dem langen Flug hungrig sind,
gehen wir jedoch lieber in ein hübsches Restaurant mit Aussicht über den Atlantik. Danach nutzen wir die Zeit für einen kleinen Rundgang durch Santa Maria und mehreren Spaziergängen entlang dem Strand.
Typisch für Sal ist, neben der vielen Sonne, der beständige Wind, der die Insel zu einem wahren Mekka für Surffreunde macht. Da diese inzwischen weitgehend von Kitesurfern ersetzt wurden, muss man westlich des Kais aufpassen, um nicht über die Schnüre zu stolpern oder einen der großen Schirme ab zu bekommen.
Ansonsten aber ist es am Strand ruhig, sodass wir uns bald auf die Suche nach dem für Sal berühmten Strandspargel machen können, von dem wir einen auf der linken Seite des Kais und unzählige auf der anderen Seite finden.
Eilig hasten Männer über den Kai, transportieren leicht verderbliche Ware zu den Restaurants und Hotels von Santa Maria. Schüsseln, Eimer, ganze Schubkarren voll Fisch tragen und rollen sie an uns vorbei. Einen Teil des Fangs verarbeiten die Fischer direkt auf den Planken des Kais,
zerlegen Thunfische und reichen sie an Frauen weiter, die ihn verkaufen. Ab und zu wird es laut, nie aber hektisch. An Schaulustige hat man sich längst gewöhnt.
Schon beim Anblick dieses Treibens hat sich eine zweite Fahrt nach Santa Maria gelohnt. Wenn ich bedenke, dass wir aus der Verlegenheit in den Süden von Sal gefahren sind, nicht in Espargos herumsitzen zu müssen, alle Achtung. Das hatten wir nach dem ausgesprochen ruhigen ersten Besuch von Santa Maria nicht erwartet.
Aber auch Obacht: auch wenn es hier kein Problem ist, zu Filmen oder zu Fotografieren, müssen wir dennoch aufpassen, nicht über den Haufen gerannt oder vom Steg gestoßen zu werden - wenn nicht von den Fischern, so von anderen Urlaubern, die um den Platz in der ersten Reihe rangeln.
Mal mittendrin, mal aus sicherer Distanz, immer aber auf der Hut vor eventuellen Taschendieben, schauen wir uns das Spektakel eine Weile an. Bald, pünktlich zur Mittagszeit,
aber macht sich der Hunger bemerkbar und gehen wir im Restaurant Hotel Odjo d’ Agua essen. Auch das zweite Mal, wieder Spaghetti Bolognese und immer noch gut!
Nach dem Essen und einem weiteren, ausgedehnten Strandspaziergang bis fast zur Hotelanlage von Riu verbringen wir den Nachmittag in einer gemütlichen Strandbar. Gemütlich deshalb, weil einen die Bedienungen selbst dann seelenruhig sitzen lassen, wenn das Glas leer ist.
So beobachten wir einige Gäste, die am Lesen sind, ohne dass sie großartig etwas konsumieren. Vielleicht liegt es aber auch an dem trüben Wetter, das alle etwas schläfrig macht.
Beide Aufenthalte auf Sal war ursprünglich nicht geplant, sondern kam nur zustande, weil kurz vor unserer Reise das Dengue-Fieber ausbrach und viele Flüge zwischen den Inseln ausfielen. Wir hatten also erst keinen Anschlussflug nach Santiago. Zurück hätten wir unseren Flug nach Düsseldorf sonst nicht mit der gewünschten Sicherheit bekommen.
Das heißt, es hätte schon klappen können. Aber nur mit Flug von Santiago zu einer anderen Insel der Kapverden (Sao Vicente), um dort auf der Warteliste für den Anschlussflug zu stehen? Das ist Spannung, auf die wir lieber verzichten.
So also müssen wir an unserem vorletzten Urlaubstag elendig früh aufstehen, um den 6 Uhr-Flug von Praia nach Sal zu bekommen. Dort angekommen, dauert es nur wenige Augenblicke, bis wir unser Gepäck haben. Leider werden wir dieses Mal nicht empfangen. Kurz vor 8 Uhr (um die Zeit öffnet das Büro von CITS - Cabo Verde Internacional Turismo e Servico) kommt die Frau, die den Transfer auf Sal organisieren sollte.
Minuten später steht fest: ja, wir haben einen Voucher, aber sie keine Buchung. Das kann vorkommen, wird unbürokratisch schnell gelöst und wäre auch kein ernstes Problem gewesen. Wozu gibt es sonst die Taxis, die zwischen Flughafen, Espargos und den Ferienorten entlang der Küste pendeln?
Zweieinhalb Kilometer weiter kommen wir am Hotel Santos in Espargos an. Das Einchecken geht rasch und der fehlende Schlaf ist bald nachgeholt. Damit stellt sich die Frage, was tun?
Espargos befindet sich im Inland, hat keinen Strand und auch sonst nichts, was einen längeren Aufenthalt lohnt. Also auf zum nächsten Taxi und ab nach Santa Maria.
Strandspargel, so einfach haben die Menschen die Hauptstadt von Sal benannt. Der Grund ist auf der Insel leicht zu finden, sprießt er doch an vielen Stellen aus dem Sand heraus. Ohne Blätter und ohne irgendwelches Grün ernährt sich der Strandspargel von Pflanzenresten und Wurzeln.
Auf Sal reicht das aus, um der größten Stadt ihren Namen zu geben. Wir hingegen können uns nur schwer vorstellen, in einer Stadt wie Radieschen, Blumenkohl oder Petersilie zu leben.
Da es außer dem Namen eigentlich nichts Interessantes in oder über Espargos gibt und wir weder die Banken oder Supermärkte noch die Tankstelle benötigen, stellt sich uns am Abend die Frage, was tun?
Die ganze Zeit im Hotel Santos herumhängen, dessen Panoramarestaurant geschlossen ist, hat ja nicht das, was man sich für den letzten Abend einer Reise wünscht. Also ziehen wir los und suchen ein Restaurant.
Nach etwas Herumirren in Richtung Kirche bzw. Tankstelle kehren wir kurz vor Sichtweite eines kleinen Restaurants um. Auf dem Weg zurück ins Hotel stellen wir um 19:02 Uhr fest, dass die Läden und Supermärkte um 19 Uhr schließen. Zum Glück aber entdecken wir genau gegenüber unseres Hotels ein kleines Restaurant,
das sich hinter einem großen Baum verbirgt. Auf einer Tafel stehen die Gerichte des Tages mit Kreide angeschrieben. Leider können wir außer ‘Hamburger’ nichts verstehen und finden auch keine Bedienung.
»Sie ist in der Küche«, erklären uns zwei Engländerinnen. Genau genommen sind es zwei: die eine ist fernsehsoapsüchtig und hat kein Problem, sich zu Gästen zu setzen, um ihre Serien schauen zu können. Und die andere ist auch nicht so begeistert vom Arbeiten. Wir haben Glück, dass wir etwas zu Trinken bekommen. Es gibt zwar weder die ausgestellte Sprite, Cola oder Fanta, dafür aber eine kapverdische Limo, die ganz gut schmeckt.
Das Essen wird frisch zubereitet, was eine ganze Weile dauert. Allerdings ist es kein Vergleich zu der Wartezeit eines Mannes, der nach uns kommt und schier am Verzweifeln ist, bis er sein Bier und, lange danach, sein Essen bekommt. Der Hammer aber ist, als die zwei Engländerinnen gehen und die Bedienung, kaum dass sie um die Ecke sind, ein stark genervtes Gesicht hinzieht. Wir haben sehr gut gegessen und jede Menge Spaß gehabt!
Als Militärflughafen in den 1940er Jahren errichtet, gilt der Flughafen von Sal heute als Grundstein des Tourismus’ auf den kapverdischen Inseln. Da dieser nach wie vor eher bescheiden ist und die Nachbarinsel Boa Vista inzwischen einen eigenen Flughafen besitzt,
ist der Amílcar Cabral International Airport bis heute recht klein und übersichtlich geblieben. So gibt es nur eine Hand voll Schalter für die Einreise und auch die wenigen Kofferbänder sind schnell gefunden.
Wer den Terminal im internationalen Bereich betritt, das sind in etwa die allermeisten Fluggäste, kommt wenige Schritte nach dem Zollbereich für meldepflichtige Waren in einen langen Gang. Dieser verbindet die Ankunftshalle mit den Schaltern für den Abflug bzw. den Gates.
Läuft man geradeaus, steht man im nächsten Moment im Freien bzw. wird von seinem Reiseveranstalter oder aber den Taxifahrern in Empfang genommen.
Wer sich bereits im Flughafen mit Bargeld versorgen will, findet in dem genannten Gang auf der rechten Seite eine Bank mit Geldautomaten. Wobei man allerdings keine zu große Summe abheben sollte (vor allem dann nicht, wenn man mit seiner Visa Card keine Gebühren zahlen muss), da die Banken die größtmöglichen Scheine ausgeben,
während das Kleingeld auf den Inseln Mangelware ist. Außerdem gilt: was ich nicht bei mir habe, kann nicht geklaut werden. Wer Stunden auf seinen Anschlussflug warten muss, findet links vom Ausgang die spartanische Gepäckaufbewahrung.
Unproblematisch verläuft bei unserer Weiterreise nach Santiago wie auch bei dem Rückflug nach Düsseldorf das Einchecken. Sind die Kontrollen bei den nationalen Flügen im Prinzip gar nicht vorhanden und dürfen Getränke mitgenommen werden, kann sich der Check in bei internationalen Verbindungen zu einer Nervenprobe entwickeln.
So müssen vor unserer Rückreise viele Reisende ihre Schuhe ausziehen. Wenn zudem nur eine Durchleuchte in Betrieb ist, geht alles so langsam, dass der Flieger garantiert verspätet abhebt. Oder, wie es der Pilot von Tuifly ausdrückte: »Wir sind fertig und könnten eigentlich starten, müssen aber noch auf einige Passagiere warten.«