Am nächsten Morgen können wir etwas länger schlafen. Statt einer Gewalttour steht lediglich eine kurze Rundwanderung durch die Ribeira São Miguel an. Weil sich das Tal mitsamt seinen Bergen in der Nähe dem Fischerort Calheta befindet,
dauert die Anfahrt in die Berge von São Miguel Kap Verde nur 20 Minuten. So also starten wir frohen Muts beim Esplanada Silibell und fahren mit Kiki nach Pilão Cão.
Eindrücke von einer Rundwanderung bei Sao Miguel auf der Kapverdischen Insel Santiago. Aufnahmen von der ruhigen Berglandschaft im Nordosten der Insel.
In Pilão Cão angekommen, begegnen wir als Erstes dem alten Bergführer, der die Wanderer lange Zeit durch seine Heimat geführt hat. Leider hat er schmerzende Füße, sodass er zuletzt alle paar Meter anhalten musste. Die Wanderer freundlich zu begrüßen, lässt er sich deshalb aber nicht nehmen.
Einen Schritt weiter erleben wir eine Überraschung: War das tiefe Tal von São Miguel Kap Verde innerhalb des Dorfes nur zu ahnen, eröffnet sich uns auf einmal ein gigantisches Panorama über die Ribeira und den umliegenden Bergketten. Wow!
Da wir zuvor ein ganzes Stück bergauf gefahren waren, empfängt ist außerdem angenehm frische Bergluft. Und noch etwas Schönes: da wir heute nicht so arg durch die Landschaft hetzen müssen,
schlägt Kiki ein deutlich langsameres Tempo ein, als wir in Richtung Veranda und Fundo starten. Ich vermute, dass er noch müde von unserer ersten Wanderung ist, auch wenn er das Gegenteil behauptet.
Bereits auf dem ersten Teilstück der Wanderung sind wir froh, dass wir uns nicht allein an die im Rother Wanderführer beschriebenen Touren gehalten haben. Denn der nur Wenigen bekannte Weg über Veranda nach Pedra Larga ist ein wahrer Landschaftsgenuss.
Rechts von uns die Bergkette der Serra Malagueta, vor uns die Hochebene von Assomada und im Süden der Gipfel von Pico da Antonia, spazieren wir durch Bohnen- und hüfthohe Maisfelder, herrlich!
Man sieht deutlich, dass es im letzten Sommer ordentlich geregnet hat. Denn obwohl im Winter die Trockenzeit herrscht, sind die Berghänge immer noch grün. Zugleich sehen wir aber auch, wie wichtig es für die Bevölkerung ist, das Wasser zurückzuhalten.
Damit möglichst wenig ungenutzt abfließt, haben sie die Hänge zu Terrassen umgeformt und die einzelnen Beete an den Rändern angehäuft. An einer Stelle, bei der in der Regenzeit ein Bach fließt, haben sie zudem kantige Steine zu einer Staumauer zusammengesetzt.
Auf den Pfaden lernen wir außerdem eine wichtige Verkehrsregel für die Berge: Esel haben immer Vorfahrt. Egal, wie üppig sie auch beladen sind, sie laufen einfach drauf zu und schieben alles auf die Seite, was ihnen in die Quere kommt.
Auf der anderen Seite sind sie als anspruchslose und geduldige Ernte- und Wasserträger in den schwer zugänglichen Teilen Santiagos unabkömmlich.
Vor dem Abstieg in die Ribeira sehen wir, dass für überladene Menschen das gleiche gilt wie für die Esel. Na ja, Kunststück, unter Bergen von überhängenden Mais wird der Mann froh sein, nicht vom Weg abzukommen.
Doch auch für uns wird der Weg kurz nach Fundus schwieriger. Denn das Tal ist hier so eng und tief eingeschnitten, dass wir die Hände zu Hilfe nehmen, um sicher über die Felsbrocken hinabzuklettern, ohne am Gestrüpp oder an den Agaven hängen zu bleiben.
Als wir die erste Talsohle erreicht haben, kommen wir zu einer Gruppe Mangobäume. Leider ist die Erntezeit vorbei. So müssen wir uns etwas später, nahe einer Kirche, an die Äpfel halten, die wir in Calheta gekauft hatten. Wobei die ja auch ganz lecker sind.
Nicht nur für uns, sondern auch für einen Esel, der unter einem Baum angeleint steht und sich kaum traut, uns die Apfelreste aus der Hand zu schnappen. Nach dem vierten Apfel aber wirft er freudig den Kopf zurück und grinst uns fröhlich an. Also, wir denken mal, dass Esel glücklich sind, wenn sie das tun.
Die Pause kommt diesmal zur rechten Zeit. Denn nachdem wir schon wieder zweieinhalb Stunden unterwegs sind, ist es recht warm im Talkessel geworden. Die verbliebenen 30 Minuten über die staubige Erdstraße und das trockene Bachbett jedenfalls können uns durch die Rast bei Weitem nicht so schlauchen, wie die letzten Kilometer der ersten Tour.
Als wir den Talausgang erreichen, verzichten wir daher auf die Rückfahrt und hängen noch eine halbe Stunde zu Fuß bis nach Calheta dran, bevor wir nachmittags auf der Dachterrasse unserer kleinen Pension entspannen.
Die Anfahrt erfolgt ab Calheta über die Küstenstraße bis zum Abzweig nach Pilão Cão, dann der Straße bis zum Ort bei São Miguel Kap Verde folgen.
Ausgangspunkt | Ortsende von Pilão Cão |
Koordinaten | N 15.19100, W 23.63280 |
Gehzeit | 4 Stunden |
Distanz | 13,1 km |
Anstiege | ca. 230/490 HM |
höchster Punkt | Bereich bei Fundus (370 m) |
Anforderungen | T2 |
Einkehr | auf der Strecke keine, in Calheta |
GPS-Daten | Wanderung São Miguel gpx |
KML-Daten | Wanderung São Miguel kml |