Tarrafal ist ganz anders als der Fischerort Calheta. Hier sehen wir die Bemühungen, eine touristische Struktur aufzubauen. So gibt es mehrere Restaurants, die teils von Einheimischen, in der Mehrheit aber von Europäern betrieben werden. Allein die Wahl fällt uns schwer. Denn an unserem ersten Abend (an Silvester) gibt es hauptsächlich Büfett zum Festpreis,
mal mit, mal ohne Getränke, aber leider oft erst ab 22 Uhr. Ja, am Jahreswechsel bleibt man im Normalfall bis spät in die Nacht auf den Beinen. Nach den vielen Wanderungen der letzten Tage aber sind wir froh, dass ein Franzose schon um 20 Uhr seine Pizzeria öffnet.
Später stellt sich heraus, dass wir es mit dem Franzosen ganz gut getroffen haben. So berichtet uns eine Kölner Familie von ihrem Abend beim Italiener: Das Steak war auf einer Seite verkohlt und roch verdorben, die Pommes kamen zu spät und zu matschig, die Spaghetti der Töchter waren kalt, dazu gab es Ketchup - als diese schon fast gegessen waren. Bei den Ausführungen über die sanitären Anlagen haben die beiden Mädels angewidert geschaut.
Andere Urlauber erzählten uns, dass sie mit dem Italiener zufrieden waren, das Restaurant über der Bucht aber nicht empfehlen könnten. Bleibt noch ein Spanier, der auf der einen Seite super lecker kocht, auf der anderen Seite aber nur winzige Portionen heraus gibt - tja, selbst essen macht dick. Also, den Franzosen können wir gerne und guten Gewissens weiter empfehlen.
Berühmter als für seine Gastronomie ist Tarrafal für seinen Strand. Er ist der schönste auf der Insel Santiago, erstreckt sich entlang einer weiten Bucht und fällt nur allmählich ins Meer ab. Wir waren zwar nur beim King Fisher im Wasser,
in der großen Bucht zu schwimmen, soll aber auch ganz toll sein. Das Besondere aber sind die Fischerboote, die von ihren Besitzern liebevoll gestaltet werden und immer ein gutes Motiv abgeben.
Eindrücke von Tarrafal, einem kleinen Ferienort auf der Insel Santiago.
Unsere letzte Wanderung auf Santiago und die einzige ohne Führer ist eigentlich nicht viel mehr als ein Spaziergang. Wie im Wanderführer von Rother beschrieben, folgen wir ab der Ferienanlage King Fisher zunächst dem Weg entlang der Küste.
In der starken Brandung nahe dem King Fisher versuchen sich mehrere Jungs im Wellenreiten. Weil wir ein Stück weiter völlig alleine auf weiter Flur sind, beschließen wir jedoch, umzukehren und doch den Weg entlang der Straße zu nehmen.
Nach rund 45 Minuten kommen wir beim Konzentrationslager Tarrafal an. Ein großer Parkplatz zeigt, dass man hier durchaus mit mehr Besuchern rechnet. Dennoch sind wir an diesem Morgen die einzigen Besucher des ehemaligen portugiesischen Gefängnisses.
Bis auf einen Wärter am Eingang, der von uns ein geringes Eintrittsgeld verlangt, sehen wir auch kein Personal, sodass wir uns unbehelligt in dem Lager mit seinen Sälen für politische Gefangene, aber auch gewöhnliche Verbrecher umsehen können.
Leider sind sämtliche Beschreibungen auf Portugiesisch. Aber wie es in einem solchen Lager mal ausgesehen hat, kann man sich ja denken. Zumindest sehen wir keinen Grund, warum man Leute, die lediglich eine politisch ungewollte Meinung haben, in die Ferne schaffen soll, wenn man sie anständig behandeln will.
Nur gut, dass das Konzentrationslager Tarrafal 1974, ein Jahr vor der Unabhängigkeit der kapverdischen Inseln, geschlossen wurde.
»Seid Ihr die zwei Wanderer?« Kaum sind wir aus dem Aluguer geklettert, kommt uns Jochen, einer der Betreuer der Ferienanlage King Fisher mit offener Freundlichkeit entgegen. Sekunden später erfahren wir, dass unser Gepäck schon am frühen Morgen gut angekommen ist, und macht uns Jochen das Angebot, eine Runde mit ihm durch Tarrafal an der Westküste Santiagos zu fahren:
»Das bieten wir all unseren Gästen an, damit sie schon mal einen Überblick haben und am Abend nicht lange suchen müssen.« Da die Ferienanlage ein Abendessen (auf Bestellung) zwar möglich macht, ansonsten aber nicht als Restaurant geführt wird, macht das durchaus Sinn.
Bevor wir zur Rundfahrt starten, geht es aber zunächst einmal aufs Zimmer (Brava 2). Es befindet sich direkt über einer der geräumigen Ferienwohnungen, hat eine Minibar, ein modernes Bad mit warmer Dusche (!!!) sowie einen Balkon mit Liegen, einer hübsch begrünten Rabatte und Sicht auf zwei Palmen und über die kleine Bucht King Bay.
Eine Überraschung gibt es, wenn die Sonne im Meer versinkt. Das tut sie nämlich nicht, sondern kurz bevor sie untergeht, wird auf einmal die am Tag meist nicht zu sehende Insel Fogo als schräge Silhouette sichtbar.
Nach einer angenehmen Nacht mit Meeresrauschen bin ich am nächsten Morgen vom Frühstück begeistert. Dieses hatten wir gegen einen geringen Aufpreis zum europäischen Frühstück aufstocken lassen. Und das hat sich echt gelohnt: so gibt es neben je zwei großen Brötchen Käse und Salami, Rührei,
Tomaten mit Ziegenkäse, noch einmal Tomaten, einen Teller mit Papaya, Kaffee und Tee, Konfitüre und Fruchtsaft. Da der offene Frühstücksraum zudem ansprechend eingerichtet ist, haben wir uns für unser erstes Frühstück im King Fisher eine ganze Stunde Zeit gelassen. So schmeckt Urlaub!
Beim anschließenden Rundgang durch die Anlage sehen wir, wie geschickt die einzelnen Gebäude entlang einer felsigen Bucht angeordnet sind. Dabei unterscheiden sich die Ferienwohnungen und Zimmer voneinander, um verschiedenen Ansprüchen gerecht zu werden. Zusammen mit der Begrünung mit Palmen, Benjaminen und Bougainvillea fügt sich das King Fisher behutsam in die Umgebung ein.
Wer Schwimmen oder Schnorcheln will, kann dies in der kleinen Bucht. Um nicht versehentlich auf einen Seeigel zu treten, führt eine Leiter ins meist klare Wasser. Wer Lust hat, kann sich vor Ort Schnorchel und Flossen ausleihen oder, nach einem Schnupperkurs, sogar richtig im Meer Tauchen gehen.