Bei der Fahrt vom Flughafen in Bogotas Zentrum ist es bereits dunkel. Langsam schleicht unser Bus durch die Rushhour bis zum Hotel am Rande der Calendaria, dem Kolonialviertel von Kolumbiens Hauptstadt. Sowie wir unsere Zimmer bezogen haben, steht nur ein einziger Punkt auf dem Programm: die allgemeine Willkommensrunde.
Alle stellen sich vor. Die Gruppe ist ungewöhnlich frauenlastig. Egal, denn unser aus Venezuela stammende Reiseleiter Cilfredo spendiert zu den Reiseinfos eine Runde Cerveza Club Colombia Negra. Das ist ein dunkles Bier, das geschmacklich fast an ein Guinness heranreicht. Unser erster Eindruck von Kolumbien ist somit also positiv.
Der restliche Abend ist Freizeit und ermöglicht uns, die nähere Umgebung zu erkunden und Bargeld zu tanken. Laut den Reiseberichten, die wir über das Land und der Millionenstadt gelesen hatten, macht man übrigens beides am besten, ohne sich gleich am ersten Abend überfallen zu lassen. Oder ist Bogotas Ruf doch schlechter als die Wirklichkeit?
Wir lassen uns überraschen, vermeiden aber unnötige Risiken. Lars Kamera und auch mein Camcorder haben damit Feierabend und bleiben im Hotel. Auf Cilfredos Angebot, mit ihm und der Gruppe in einem einfachen Restaurant essen zu gehen, verzichten wir jedoch. Wir werden die nächsten drei Wochen sicher genug Zeit miteinander verbringen.
Geld holen wir am Automaten in der Bank BBVA, gleich neben unserem Hotel. Leider spuckt der Automat nur 300.000 Peso pro einmal Abheben aus. Aber wir haben ja zwei VISA-Karten dabei und morgen ist auch noch ein Tag. Erst später wird sich herausstellen, dass wir bei der BBVA recht günstig an Bargeld gekommen sind.
So sind die Gebühren beim Branchenprimus Bancolombia auf den jeweiligen Betrag umgerechnet etwa doppelt so hoch. Mit den ersten Pesos in der Tasche bleibt uns schließlich noch genug Zeit, um über den Markt im Journalistenpark zu schlendern. Das Polizeiaufgebot ist auffallend groß. Was soll da schon passieren?
Wir suchen eine Bar oder ein Café. Davon gibt es in der Candelaria eigentlich mehr als genug. Allerdings bietet am Abend keiner alkohol- oder koffeinfreie Getränke an. So steuern wir stattdessen bald auf einen Lebensmittelladen zu. Neben dem Eingang steht ein junger Mann an der Wand und wird gerade von der Polizei abgetastet.
Wenig später wird er mit Handschellen abgeführt. Offenbar gehören solche Szenen zum Alltag in Kolumbiens Hauptstadt. Denn wir sind die einzigen, die dem Geschehen Beachtung schenken. Trotzdem, oder vielleicht auch deswegen, fühlen wir uns in dem Viertel sicher und lassen den Abend in trauter Zweisamkeit auf unserem Zimmer ausklingen.