Der erste Morgen in Bogota startet früh. Leider hat eine französische Gruppe die gleiche Idee wie wir. Als Folge herrscht im Frühstückssaal zunächst Platzmangel. Doch wir finden ein Eckchen für uns beide und bedienen uns beim Büfett bei den ersten tropischen Früchten der Reise. So starten wir gut gelaunt in den Tag zu unserem ersten Ziel, dem Monserrate, dem Hausberg von Bogota.
Zuvor aber streifen wir durch die Straßen bis zu einer vertrauensvollen Wechselstube. Leider haben es nicht alle geschafft, sich am Abend mit Peso einzudecken. Und dann muss noch Wasser gekauft werden. All diese an sich kleinen Dinge brauchen Zeit. Nach einer halben Stunde aber sind schließlich alle soweit. Wir können starten!
Fahrt mit der Gondel auf den Monserrate. Eindrücke vom Treiben auf dem Hausberg von Bogotá.
Entlang einer Palmenallee führt uns Cilfredo am Journalistenpark und einigen Universitätsgebäuden vorbei bis zur Talstation der Seilbahn. Es gibt drei Möglichkeiten, den 3152 Meter hohen Monserrate zu erklimmen. Die klassische wäre mit der alten Standseilbahn, die während unseres Aufenthalts aber außer Betrieb ist. Als Alternativen bleiben eine Seilbahn oder der Pilgerweg der 1080 Stufen.
Letzteres hieße, dass wir den Berg aus eigener Kraft hinauf laufen müssten. Doch Cilfredo besorgt Tickets für die Seilbahn. Zu unserem Glück wählt er damit die entschieden angenehmere Variante. Um die Zeit am Morgen herrscht nur wenig Andrang bei der Talstation. Lediglich eine Gondel voller Arbeiter startet gerade, als wir eintreffen. Wenig später können wir mit der nächsten Gondel bereits nach oben schweben.
Oben angekommen trennen uns nur wenige Schritte vor der Gipfelkirche des Monserrate. Doch wer interessiert sich für eine Kirche bei solch einem grandiosen Ausblick? Unter uns breitet sich die gewaltige Stadt Bogota aus. Die Länge von 120 Kilometern bei 30 Kilometer Breite ist von hier gar nicht auszumachen.
Denn die Stadt erstreckt sich bogenförmig um den Monserrate. So breitet sich unter uns ein Meer an Häusern aus, das sich in der Ferne irgendwo im Dunst verliert. Dabei können wir uns glücklich schätzen. Denn am Monserrate ziehen gerne Wolken auf, welche den Besuchern dann jede Sicht in die Tiefe verwehren.
Schließlich reißen wir uns doch von der Kulisse los und nehmen uns Zeit für die Kirche. Immerhin beherbergt sie hinter ihrem Altar den Schrein des »Gefallenen Jesus«, El Señor Caído. Pedro de Lugo Albarracín fertigte die Christusstatue in den 1650er Jahren. Der in Bogota geborene Bildhauer ist bekannt für seine schmerzhaften Christusdarstellungen.
Mit der Zeit wurden ihr wiederholt wundersame Heilungen zugeschrieben, weshalb sich der Ort zu einem Mekka für Pilger entwickelte. Bei unserem Besuch ist verhältnismäßig wenig bei dem Wallfahrtsort los. An anderen Tagen strömen hier jedoch scharenweise Menschen herauf, sodass auf dem Kirchplatz des Monserrate kaum ein Durchkommen ist.
Wo sich Pilger und Touristen quasi die Klinke in die Hand geben, findet sich natürlich auch eine Shopping- und Schlemmermeile. Diese beginnt auf dem Monserrate direkt hinter dem Kirchplatz. Viele der Stände haben ihre Rollläden am frühen Vormittag noch geschlossen. Die offenen Läden quellen fast über an Ponchos und Panama-Hüten, Liköre in Rinderhufen und sonstigem Nippes, Ramsch und Andenken. Daneben wird reichlich natürliche Medizin wie Cremes aus Cannabis und Mate de Coca, also Tee aus Cocablättern angeboten. Die Blätter sollen helfen, Hunger, Kälte oder Müdigkeit zu verdrängen.
Als Reisender sollte man allerdings aufpassen und nur soviel kaufen, wie man während der Reise konsumiert. Auf der einen Seite hat Mate de Coco zwar lediglich die Wirkung eines starkes Schwarztees oder Kaffees. Andererseits aber sind der Besitz und die Einfuhr solcher Tees in Deutschland und Österreich verboten. Gleiches gilt für den Wirkstoff THC, aus dem Cannabis hergestellt wird. Eine Ausnahme bildet der Hanfwirkstoff CBD. Weil dieser keine berauschende Wirkung besitzt, darf er importiert werden. CBD-Produkte können somit als Kosmetika, Öle und Salben auch bei uns gekauft werden.
Dann beginnt der kulinarische Teil des Marktes. Cilfredo nutzt die Gelegenheit, um uns mit kolumbianischen Spezialitäten zu füttern. Wir starten mit Queso campesino, einem weißen Bauernkäse. Er wird mit einem süßen Tamarindenmus gereicht.
Das Ganze erinnert uns arg an unsere erste Kuba-Reise. Damals bestand das Dessert ausschließlich aus diesem Käse-Tamarinden-Mischmasch. Solange man es nicht täglich vorgesetzt bekommt, ist es aber durchaus lecker.
In den Restaurants garen meterweise Würste im Sud, neben einem Topf voller Tamalos, in Blätter gewickeltes Allerlei. Leider stellt sich dieses Allerlei beim Probieren als schwer zu kauende Innereien heraus. Warum müssen wir immer alles probieren?
Nun gut, irgendwann ist das Zeug geschluckt. Künftig werden wir uns aber lieber an die Arepas und Empanadas halten. Generell wird das Essen hübsch in kleinen Tellern dargeboten und serviert. Und so wie es aussieht, werden auch heute wieder viele Gäste erwartet.
Am Ende der Schlemmermeile erreichen wir den kargen Gipfel des Monserrate. Von hier aus blicken wir zum 3317 Meter hohen Cerro de Guadalupe und seiner weit sichtbaren Christusstatue. Leider zieht sich der Himmel langsam zu und beginnt es zu tröpfeln. Es wird Zeit für die Rückkehr zur Seilbahn. Denn in Bogota gibt es noch einiges mehr zu entdecken.