Nach dem Stadtbummel durch die Candelaria steht die nächste kulturelle Sehenswürdigkeit auf dem Programm. Wir reißen uns nie darum, Museen von innen zu besichtigen. Erst recht, wenn es sich dabei um Galerien, wie das Museo Botero handelt. Andererseits zählt Fernando Botero zu den bekanntesten bildenden Künstlern Lateinamerikas.
Da kann man ja mal einen Blick hineinwerfen. Und es lohnt sich wirklich. Das Museum befindet sich in einem kolonialen Herrenhaus, das bis 1955 als Erzbistum der Stadt Bogota diente. Danach wurde es von der Zentralbank Kolumbiens übernommen und zu einem Museum umfunktioniert.
Fernando Botero spendete der Bank eine Kunstsammlung von 208 Werken, die auf zwei Ebenen ausgestellt sind. 123 der Exponate hat Botero selbst erschaffen, während die übrigen 85 von internationalen Künstlern stammen. Darunter finden wir Meisterwerke von Marc Chagall, Pablo Picasso, Joan Miró oder Claude Monet.
Im Vordergrund aber steht natürlich die Kunst von Botero. Sie hebt sich schon allein durch ihre spezielle Charakteristik von anderen Künstlern ab: Boteros Figuren sind pummelig, dick oder auch sehr dick und vor allem sind sie unförmig. Naiv und kreativ vermengt er Sinnlichkeit mit Volumen. Andere seiner Werke sind schlicht skurril oder ordinär.
Unbestritten ist seine Technik außergewöhnlich – und sie gefällt. Die Skulpturen Boteros ähneln aufgeblähten Kirmes-Ballons. Nachdem seine Werke zunächst nur in Kolumbien Beachtung fanden, haben sie den Sprung auf andere Kontinente geschafft. Heute sind Skulpturen Boteros in Berlin, Bamberg, Singapur oder in Vaduz, der Hauptstadt von Liechtenstein, ausgestellt. So sind die Kolumbianer zurecht stolz auf ihren Künstler. Das Haus ist eines der meistbesuchten Museen des Landes. Bis heute fördert es die Nationalbank als Bildungsprogramm, ganz nach dem Wunsch Boteros: »Für immer da sein, für den Unterricht und die Freude aller Kolumbianer.«
Nach so viel Stadtbummel und Kultur im Museo Botero wird es Zeit für das Abendessen. Am zweiten Abend in Bogota sind wir bei einer kolumbianischen Familie eingeladen. Genau genommen ist es die Familie unseres Fahrers Alexander. Wir sind inzwischen ganz schön hungrig. Doch leider wohnt Alexander außerhalb der Candelaria. An sich wäre das nicht weiter schlimm.
Allerdings hatten wir nicht an das hohe Verkehrsaufkommen gedacht. Als Strafe stehen wir nun mit knurrendem Magen im niemals enden wollenden Stau der Hauptstadt. Nach gut anderthalb Stunden Fahrt bzw. im Stau stehen kommen wir endlich an. Natürlich rechnete die Frau des Hauses mit einer noch späteren Ankunft. Sie kennt ihre Stadt Bogota.
Liebevoll ist das Wohnzimmer für die Gäste gerichtet. Es wird Bier und Schnaps verteilt und es ist kalt. Denn Kolumbianer heizen ihre Häuser nicht. Wie wir es zuvor im südafrikanischen Winter kennengelernt hatten, zieht man sich auch hier einfach wärmer an. Gegessen wird in drei Etappen. Es haben nicht alle Platz am Esstisch, weshalb wir aufgeteilt werden.
Unsere Mägen knurren also weiter, bis die ersten unserer Gruppe gegessen haben. Aber der typisch-kolumbianische Eintopf ist lecker und der Abend bei den Kolumbianern sehr nett, gastfreundlich und lustig. Einzig die Fahrt, die sich mit dem Rückweg zum Rand der Candelaria auf fast drei Stunden summiert, erscheint uns arg lange, um nicht zu sagen unverhältnismäßig.