Mittags ist es schließlich so soweit. Wir erreichen den Flughafen Rionegro von Medellín und verabschieden uns vom Hochgebirge Kolumbiens. Aber auch unserem Fahrer Alexander müssen wir hier Tschüs sagen. Satte zwei Wochen hat er uns durch Kolumbien gefahren und war immer pünktlich. Dazu hat er uns bei seiner Familie in Bogota eingeladen.
In den einfachen Unterkünften war er es, der auch mal beim Frühstück verteilen mit angepackt hat. Damit ist es also Zeit für ein schönes Trinkgeld. Wie in vielen Reisegruppen üblich, legen sich ein, zwei Mitglieder ins Zeug, wollen sammeln und mit einer großen Spende glänzen.
Wir halten es da ein wenig anders. Bei unserer ersten Rundreise durch das türkische Kappadokien dachten auch wir noch, dass dies immer so läuft. Bis Erkin, unser türkischer Reiseleiter, aufgebracht dazwischen ging: »Gesammelt werden Almosen. Ein Trinkgeld soll ein Dankeschön sein und dieses gibt man persönlich in die Hand.« Auch unser Freund und Nachbar ist Busfahrer für Reisegruppen aus der Schweiz.
Auch er findet diese Art des Abschieds freundlicher: »So kann ich jedem einzeln in die Augen schauen und sehen, ob er zufrieden ist und ich einen guten Job gemacht habe.« Leider kennt in unserer Gruppe niemand Erkin, geschweige denn unseren Nachbarn. Folglich reagieren sie etwas verschnupft. Wir jedoch sind großzügig und Alexander freut sich. Das ist, was uns wichtig ist.
Der arme Kerl muss nun über Nacht zurück nach Bogota fahren, wo er schon morgen die nächste Gruppe am Flughafen abholt. Wir indes warten am Flughafen Rionegro auf unseren Flug mit Avianca, der uns in gut einer Stunde bequem nach Cartagena an die Karibikküste bringt.
Der Aeropuerto Internacional José María Córdova, oder kurz Rionegro Airport ist der zweitgrößte Flughafen von Kolumbien und damit der wichtigste im Departamento de Antioquia sowie darüber hinaus im gesamten Westen des Landes. Anders als der nationale Flughafen von Medillin befindet er sich rund 40 Kilometer vom Zentrum entfernt in der Gemeinde Rionegro. Wie die Stadt Medillin hat auch er mit dem Friedensabkommen zwischen der Regierung und FARC-EP einen gewaltigen Aufschwung erfahren.
Da auch in den nächsten Jahre mit einem stetig wachsenden Strom an Touristen gerechnet wird, soll eine weitere 3,5 Kilometer lange Start- und Landebahn errichtet werden. Allerdings sieht der Plan eine Inbetriebnahme der neuen Bahn sowie auch einiger neuer Gebäude in der Zeit 2038 bis 2040 vor. Nach unserer Rundreise durch Kolumbien fertiggestellt hingegen der Túnel de Oriente, also der Osttunnel. Er verbindet die beiden Täler Aburrá und San Nicolás miteinander und ist seit seiner Einweihung am 15. August 2019 der längste Tunnel von Kolumbien. Bei optimaler Verkehrslage soll die Strecke zwischen Medillin und dem Flughafen von 45 auf nunmehr 18 Minuten verkürzen.