Nach drei Wochen Gruppenreise Kolumbien ist es Zeit, Abschied zu nehmen. Nachdem am Vorabend abermals der Hut seine Kreise drehen durfte und Lobeshymnen auf die Reise geschwungen wurden, sind wir einmal öfter die Außenseiter der Gruppe: Wir bedanken uns bei Cilfredo persönlich. Er war während der Reise ein richtig guter Guide, und das obwohl Kolumbien nur sein Übergangsland ist.
Sein Herz schlägt nach wie vor für Venezuela, seine Heimat, über die er gerne, wenn auch mit traurigen Augen erzählt. Vielleicht treffen wir uns ja bei einer späteren Reise, irgendwann in Venezuela. Cilfredo ist zuversichtlich, dass man in wenigen Jahren wieder dorthin reisen kann. Dann werden wir gerne eine Privatrundreise mit ihm unternehmen. Wieder haben wir ein neues Ziel gesteckt, einen neuen Traum.
Jetzt aber steht erst einmal die letzte lange Fahrt in Kolumbien an. So dauert die Busfahrt vom Hotel bis zum Flughafen von Santa Marta erneut knapp zwei Stunden. Dafür ist dieser richtig schön gelegen. Der Simón Bolívar International Airport Colombia besitzt nämlich seinen eigenen langen Sandstrand.
Einzig die Zeit für einen Strandspaziergang fehlt. Entgegen der Planung geht unser Flug eine Stunde früher. Ob das unser Gepäck auch weiß, dass inzwischen aufgegeben und im Hintergrund verschwunden ist? Denn im Gegensatz zu uns sind die Koffer bereits bis Frankfurt durchgecheckt.
Cilfredo fliegt mit uns bis Bogota. Dort befindet sich auch das Check-in für die Iberia-Flüge nach Europa. Allein die wartende Schlange davor wirkt endlos. Dabei fehlen uns doch nur die Bordkarten. Als Lars bei einem frisch geöffneten Schalter nachfragen will, ob wir das gesamte Prozedere tatsächlich nochmals durchlaufen müssen, protestieren »unsere klugen Mädels« lautstark. Einen Augenblick später nutzt er direkt nebenan einen der Automaten, bei dem er alle benötigten Bordkarten ruckzuck bekommt.
Macht das Beispiel Schule? Nein, wir bleiben die einzigen, welche den Automaten nutzen. Warum stehen Menschen freiwillig ewig lange an, wenn doch einfache Ausweichmöglichkeiten gegeben sind? Für uns ist das ein seltsamer Gruppenzwang. Wir verabschieden uns nun endgültig von Cilfredo, der brav seine Herde weiter hütet, bis er sie los wird.
Der Nachtflug nach Madrid vergeht dank mehrerer Stunden Schlaf angenehm schnell. Und auch der Weiterflug verläuft reibungslos. Zuletzt schaffen es selbst die Koffer bis nach Frankfurt. Es ist spät und wir werden die Nacht im Hotel Topas, nahe dem Bahnhof verbringen. Bei unserer Ankunft unterhält sich der Rezeptionist gerade mit einem Gast in fließendem Spanisch.
Er ist Kolumbianer und kommt aus der Salsa-Stadt Cali. Wie witzig! Als wir von der benachbarten Pizzeria wieder zurück zum Hotel gehen, beherrscht eine auffallend große Polizeipräsenz die Straßen. Irgendwie kommt es uns immer noch vor wie in Kolumbien. Es gibt genauso viel Polizei, wenn auch mit dem Unterschied, dass man sich hier in Frankfurt nicht so sicher fühlt.
Kolumbien ist ein wunderbares Land mit sehr lieben Menschen. Wir haben viel gesehen und sehr viel erlebt. Aus Bequemlichkeit hatten wir uns für eine Gruppenreise entschieden, was das einzige Manko der Reise war. Doch hätten wir die langen Fahrten alleine stemmen wollen? Wo hätten wir uns wohl überall verfahren, wenn Straßen gesperrt sind und beschilderte Umleitungen fehlen? Ansonsten ist es gut möglich, mit einem Leihwagen durch Kolumbien zu reisen,
wobei man das Programm dann sogar noch erweitern bzw. mehr Zeit bei den Sehenswürdigkeiten verbringen kann. Wir haben auf der Tour viel Zeit verloren, weil manche ihren x-ten Kaffee trinken oder vor allem viel, viel essen mussten. Nur allzu oft führte dies zu ewig langen Aufenthalten auf Autobahn-Raststätten. Solches und unnötiges in der Schlange anstehen nennen wir »Erleben auf Sparflamme«.
Aus diesen Gründen waren wir immer darauf erpicht, uns möglichst rar zu machen und auf eigene Faust loszuziehen. Auf Reisen möchten wir mit den Leuten vor Ort in Kontakt kommen. Das gelingt vor allem dann, wenn man zu zweit unterwegs ist. Und es lohnt sich. So haben wir in einem einfachen, versteckt gelegenen Restaurant in Popayan eine richtig nette ältere Dame kennengelernt. Ebenso waren die Jungs im La Gran Trucha in Salento lustig. Überwältigt jedoch waren wir von Medellin. Gerne erinnern wir uns an die netten Mädels, die in der Gondel mit uns und Cilfredo herumgealbert haben. Nach ihnen war es der Musiker, der sich im Café Havanna über unseren Salsa und Cha-Cha-Cha gefreut hat – während die Kellner die anderen Gäste für den Moment vergaßen.
Und schließlich war da noch die Bedienung im La Bronca. Am zweiten Abend empfing sie uns herzlichst und, als sie von unserer Weiterreise hörte, herzte sie mich zum Abschied, eh sie Lars einen Schmatz auf die Wange drückte. Diese und viele weitere, oft kurze Augenblicke und kleinen Gesten sind es, die ein Land lebendig und liebenswert machen. Die uns das Gefühl geben, Willkommen zu sein, die Menschen von ihrer lieben Seite kennenzulernen und einfach mehr zu erleben.