Auf der Hinfahrt hatten wir auf einen Stopp in Neiva verzichtet. Zu eng war unser Programm. Bei der Rückfahrt jedoch bleibt uns die Zeit, um von einer Aussichtsterrasse einen Blick über den Rio Magdalena zu werfen, der braun und träge an der Hauptstadt des Departamentos Huila vorbeifließt.
Im Mittelpunkt des Interesses steht das riesige Cacica Gaitana Monument auf der Terrasse. Dort empfängt uns ein Polizist der Policia Nacional. Seine Aufgabe ist es, Besuchern das Monument zu erklären. So sicher ist Kolumbien also inzwischen, dass Polizisten bereits solche Jobs übernehmen.
Der Schriftsteller und Bildhauer Rodrigo Arenas Betancur schuf das Denkmal der La Gaitana, einer unerschrockenen Frau aus der Region Huila. Sie steht für die Verteidigung ihres Landes und den Widerstand der Eingeborenen gegen den Missbrauch durch die Spanier. Für Betancur selbst war es eines seiner bedeutenderen Werke. Der als Bauernsohn aufgewachsene Kolumbianer hatte sich zu Beginn seiner Karriere als Christus-Figuren-Schnitzer ausgezeichnet und war vor allem für den kolumbischen Staat sowie später auch für Mexico tätig.
Bei unserer unerschrockenen Frau zeigen die Symbole zeigen eine Rebellion der pflanzlichen und tierischen Welt der Gaitana gegen die europäische Welt mit Eisenmännern und Zentauren. Die Gaitana ist mit zwei Gesichtern dargestellt: das eine zeigt eine liebevolle Frau und Mutter, das andere ein wildes der Kriegerin und Rebellin. Es ist der Spagat, den viele Frauen auch heute noch zwischen Familie und Beruf vollbringen. Auch andere Werke Betancurs behandeln den Freiheitskampf als Thema wie etwa das Monumento a los lanceros, das Denkmal der Speerführer in Boyaca.
Bald geht die Fahrt in Richtung Süden weiter. Da wir kein Frühstück hatten, knabbern wir ein paar europäische Spekulatius, die ich noch im Rucksack hatte. Als die Packung fast leer ist, bemerkt Lars, dass es aus einer Ecke heraus bröselt. Eine genauere Betrachtung zeigt: Die Ecke ist eindeutig von einer Maus angeknabbert worden.
Zum Glück hatte ich nachts den Rucksack offen. Andernfalls hätte sie sich wahrscheinlich durch das Gewebe gebissen, um an ihre Beute zu gelangen. Nachdem Lars gestern Abend also die Katze mit seinem Fisch gefüttert hatte, habe ich wenig später die Maus mit unseren Keksen gesättigt. So sind alle versorgt.
Doch wir haben noch weitere schöne Stopps während unserer Fahrt. Südlich von Campoalegre bieten einige Bauern frische Früchte an. Liebevoll wird uns Ananas und Mango aufgeschnitten, die beide süß und lecker sind. Gegen die klebrigen Hände werden uns Wasser und Tücher gereicht.
Erneut begegnen wir der für Kolumbien typischen Gastlichkeit. Einige Kilometer weiter blicken wir schließlich wieder hinab auf den Rio Magdalena. Die Landschaft in diesem Teil des Landes ist einfach wunderschön anzusehen und verführt dazu, länger zu verweilen als es das Programm einer Rundreise erlaubt.