Als wir in Palomino ankommen, decken wir uns beim Supermarkt mit Getränken und einer neuen Flasche Mückenschutz ein. Wir hatten zwar eine volle Flasche Spray daheim eingepackt. Für die drei Wochen in Kolumbien aber war unser Bedarf zu optimistisch kalkuliert. Unser Hotel liegt etwas ab vom Schuss und ist lediglich von Natur umgeben.
Palomino selbst haut auf den ersten Blick keinen vom Hocker. Bei der Durchfahrt prägen schäbige Hütten mit Obstständen oder mit Plastikhockern bestuhlte Restaurants die Kulisse. Am besten ist es, die Straßenseite von Palomino einfach außer Acht zu lassen.
Palomino ist ein Dorf, das vom Strand aus erkundet werden muss. So haben wir auf der einen Seite das wilde karibische Meer und auf der anderen Seite einen Palmenhain. Im Hintergrund wird dieses von den dramatischen Bergen der Sierra Nevada überragt. Denn auch wenn wir uns in der kolumbianischen Andenregion in enormen Höhen bewegt hatten, befindet sich Kolumbiens höchster Berg,
der Pico Cristóbal Colón mit 5775 Metern Höhe, in der Sierra Nevada. Der Rio San Salvador bietet uns beim Strandspaziergang sogar eine Lücke zwischen den Palmen, welche die Sicht auf die schneebedeckten Berge frei gibt. Vorausgesetzt natürlich, das Wetter passt und die Luft ist klar. Bei unserem Spaziergang ist es leider zu diesig dafür.
Sieben verschiedene Ökosysteme wechseln sich zwischen dem Strand der kolumbianischen Karibikküste und der Sierra Nevada ab. Als Folge ist in dieser Region natürlich der Ökotourismus stark auf dem Vormarsch. Doch die Berge bieten auch dem Wayúu-Volk ein Zuhause, in welchem sie sich so gut es geht vor Außenstehenden abschirmen. Nur gelegentlich trifft man einige Wayuus, wenn sie ihre speziellen und sehr bunten Taschen, die Mochilas, verkaufen. Außerdem versorgt unser Hotel täglich ein paar Wayuu-Kinder, die in der Küche eine anständige Mahlzeit bekommen.
Ansonsten ist Palomino eine Art Backpacker-Dorf mit einigen Naturhotels, die ihre Strohhütten unter Palmen ausbreiten. Je näher wir dem Ort kommen, umso dichter wird die Bebauung und es mischen sich kleine Fischrestaurants dazu. Es herrscht ruhige, ausgelassene Hängematten-Stimmung. Wobei, allzu ruhig ist es auch nicht. Denn das Meer ist an diesem Küstenabschnitt extrem wild. Man sollte die roten Flaggen unbedingt beachten.
Denn es herrschen tückische Strömungen. Die Brandung frisst sich auch langsam bis zu den Palmen. Um der Erosion entgegenzuwirken und den Sand zu halten, werden am Strand riesige Reifen ausgelegt. Wir sind inzwischen sehr verwöhnt, was Strände angeht. So kann Palomino natürlich nicht mit Sri Lanka oder gar den Seychellen mithalten. Doch ein langer und ruhiger Strandspaziergang lohnt sich auch hier allemal.
Kurz nach Palomino biegen wir von der Hauptstraße ab in die Natur zur Karibikküste. Die Anfahrt zum Hotel Hukumeizi stellt sich fast schon als abenteuerlich heraus. Hätten wir uns getraut, mit einem Leihwagen dort hinunter zu fahren? Nach kurzem Zögern wahrscheinlich schon. Aber nicht mit einem ausgewachsenen Reisebus! Und schon gar nicht in der Abenddämmerung!
Doch unser Fahrer ist solchen Kummer offenbar gewohnt. So also rumpeln wir über eine mit Schlaglöchern durchsetzte Piste und hoffen, nirgends stecken zu bleiben. Immer wieder schlagen Äste der Bäume auf das Dach unseres Busses. Die Zufahrt will kein Ende nehmen. Immerhin aber scheint es neben einer Wasseraufbereitungsanlage noch andere Hotels in der Umgebung zu geben.
Nach fast drei Kilometern ab der Ortsmitte von Palomino erreichen wir unser Palmenhotel. Die Lobby besteht aus einem großen Dach. Wände werden im gesamten Hotel Hukumeizi eher als überflüssig gesehen. Wir werden freundlich empfangen und Cilfredo verteilt die Schlüssel. Die Zimmer sind nach Pflanzen und Tieren benannt, passend zur Umgebung. Erstaunt bemerken wir, dass ein paar unserer Gruppe den Namen ihres Zimmers schon kennen.
Sie haben Glück und können einen der Bungalows in erster Reihe beziehen. Wir erfahren den Namen unseres Bungalows erst vor Ort. Leider befindet sich dieser ganz hinten, nahe der Lobby, irgendwo zwischen dem Restaurantgebäude und dem Parkplatz. Damit sind wir ewigweit weg vom Strand. Obendrein gibt es vor unserem Bungalow keine Hängematte auf der kleinen Veranda.
Unpassend finden wir, dass Cilfredo als unser Guide einen der vorderen Bungalows mit Meerblick bekommt und diesen mit einem anderen Reiseleiter teilt. Sollten nicht vorrangig die Finanziers der Reisen in den besser gelegenen Zimmern untergebracht werden? Auf Nachfrage bei der Rezeption aber können wir am nächsten Morgen in eines der vorderen Gebäude umziehen, sobald die andere Gruppe das Hotel verlassen hat. Die Zimmer selbst sind richtig schön.
Zwei weiße Himmelbetten füllen einen Großteil des Raum aus. Anstelle von Wänden gibt es weiße Vorhänge und Bambusstangen und das Bad befindet sich im Freien. Einzig die Moskitonetze sind zu klein geraten. Damit kommt unser eigenes Netz zum Einsatz, welches sich mit wenigen Handgriffen an das Gestänge des Himmelbettes befestigen lässt. Damit sollte einer ruhigen Nacht, nur untermalt durch das Meeresrauschen, nichts im Wege stehen.
Das, was wir schön finden, bemängeln andere aus der Gruppe. Die fehlenden Wände sehen einige als Einladung für Einbrecher. Doch ganz so einfach ist es nun auch wieder nicht. Denn die Bungalows sind alle von einer Mauer umgeben, sodass man eine Leiter bräuchte, um darüber zu steigen. Dass jemand von außerhalb mit einer Leiter den weiten Weg durch den Wald schleicht, halten wir für kaum vorstellbar. Zumal Lars bemerkt, dass die Eingangstüren nach spätestens drei kräftigen Tritten ohnehin aus den Angeln fliegen.
Soweit unsere Einschätzung, denn tatsächlich bekommen wir nachts Besuch. Während Frösche durch das Bad und den ummauerten Bereich hüpfen, macht es sich eine Katze auf dem zweiten Bett gemütlich. Später erfahren wir, dass sie das Zimmer als ihr Domizil erkoren hat. Sehen wir es positiv: sowie sie einen Weg ins Zimmer gefunden hat, miaut es nicht mehr draußen vor der Tür.
Das Hukumeizi ist eigentlich unser Alternativ-Hotel für Palomino. Ursprünglich stand die Reserva Natural El Matuy, das Nachbarhotel, auf unserem Plan. Allerdings ist jenes einiges spartanischer mit Kerzenlicht und ohne Strom. Das mag zwar idyllisch sein. Wir aber sind froh, hier gelandet zu sein.
Denn im Hukumeizi haben wir neben den Annehmlichkeiten elektrischen Lichts außerdem einen Pool. Bei der starken Brandung vom Meer und den Strömungen bietet er uns die einzige Möglichkeit, um gefahrlos baden zu gehen. Einen schönen Palmengarten indes haben beide Hotels.
Das Restaurant ist in Qualität und Menge der Portionen sehr gut. Wir bleiben beim Fisch, der wie überall in Kolumbien auch hier wieder richtig lecker ist. Auch am zweiten Abend, als die Gruppe mit Cilfredo zu einer Pizzeria im Ort fährt, essen wir lieber hier und genießen einen romantisches Candle Light Dinner zu zweit.
Schön finden wir, dass hier auch Kinder des Wayúu-Volk willkommen sind und etwas zum Essen bekommen. Unsere letzten Tage in Kolumbien verlaufen also ruhig in schöner Umgebung. Und mit der Wanderung durch den Nationalpark Tayrona gibt es auch hier noch einen ereignisreichen Ausflug.