Im Anschluss unseres Besuchs einer kolumbianischen Töpferfamilie besuchen wir Raquira. Dort haben wir Zeit für einen Spaziergang durch das pittoreske Zentrum. In der bunten Töpferstadt Kolumbiens gibt es scheinbar alles, was das Herz des Souvenirjägers und Nippessammlers begehrt. Ob Teller, Schüsseln oder Krüge, überall werden Massen an frisch gebranntem Tongut verkauft. Wir entdecken sogar das Familienmuster und die Sparschweinchen der zuvor besuchten Töpferei. Und wer fürchtet, sein Koffer könnte zu schwer werden, kann auf Textilien in Form von Pullovern, Ponchos oder auch Hängematten ausweichen.
Ráquira hat sich von der kolumbianischen Stadt der Töpfer zu einer Marktstadt gemausert. Bleibt die Frage, war wir zwei Shoppingmuffel hier verloren haben? Unsere Wohnung ist doch schon zum Bersten mit Andenken aus aller Herren Länder gefüllt. Dann jedoch entdecken wir beim Bummel durch die Läden ein hübsches Windspiel mit vielen Tonglöckchen.
Bekommen wir das farbenfrohe Kunstwerk heile in unserem Koffer nach Hause? Wir sind optimistisch! Immerhin hat es vor 15 Jahren in der Dominikanischen Republik auch geklappt. So langsam aber hat die Witterung unserem karibischen Windspiel zugesetzt, sodass es auf unserem Balkon auseinander fällt. Den passender Ersatz gibt es hier in Ráquira.
Das Städtchen selbst ist winzig. Es gibt lediglich zwei Einkaufsstraßen und einen Dorfplatz mit der Kirche. Doch die knallbunten Häuser mit den typischen Balkonen bieten ein einladendes Flair. Wir sind also zwei der vielen Touristen, die täglich für einen Rundgang hierher kommen. Richtig viel Rummel soll hier sonntags herrschen, wenn der Töpfermarkt stattfindet.
Das Angebot wiederholt sich bereits in den Läden. Ob die Marktstände die Auswahl da entscheidend erweitern können, ist eher unwahrscheinlich. Egal, wir spazieren noch eine Weile zwischen den tönernen Figuren auf dem Dorfplatz umher, bevor wir schließlich unsere Fahrt nach Villa de Leyva fortsetzen.
Kurz vor der Kolonialstadt Villa de Leyva erreichen wir das Städtchen Ráquira. Der schmucke Ort ist bekannt als Kolumbiens Stadt der Töpfer. Bevor wir durch die Gassen im Zentrum schlendern dürfen, gilt jedoch auch für uns: erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Vor dem Einkaufsbummel besuchen wir also eine der vielen Töpfereien der Gegend.
»Oh ja, mal wieder eine Töpferei«, gähnen wir noch, als wir vor einem unscheinbaren Rohbau abgeladen werden. Erinnern wir uns an den Besuch einer Töpferei in Jarabacoa, so handelte es sich dort um reine Touristenfabrik. Vor den Toren Ráquiras hingegen erwartet uns ein kleiner Familienbetrieb, der mit Führungen durch die Töpferwerkstatt ein kleines Zubrot verdient.
Tatsächlich wird die Familie schnell vom Vater aufgescheucht, damit auch etwas gezeigt werden kann. Wir werden hinters Haus bis zu einem großen Lehmberg begleitet. Was manch einer für einen Haufen Dreck hält, ist offenbar die Rohmasse für die künftigen Arbeiten.
Um damit zu töpfern, muss der Lehm zwar noch bearbeitet werden. Doch die Mutter hat schon mal etwas vorbereitet und ist in der Werkstatt fleißig am Werkeln. Gekonnt dreht sie auf der Scheibe einen Topf, der exakt genau die Größe wie die bereits vorhandenen Töpfe hat.
Gleich neben ihr reihen sich etliche Töpfe und Schüsseln in verschiedenen Größen eng aneinander. Sie sind zum Trocknen gerichtet und warten aufs Brennen. An den Werkraum schließt sich eine Scheune mit dem riesigen Brennofen an. Auf uns macht er den Eindruck, als würde er beim nächsten Brennvorgang in sich zusammenfallen. Nicht der Zugang in das Innere des Ofens ist für uns klar zu erkennen. Doch der Vater ist davon überzeugt, dass der Ofen einwandfrei funktioniert und sogar Töpferware brennt, die frostsicher ist.
Ráquira befindet sich auf über 2200 Meter in den Nordanden. Bei uns gilt das als schneesichere Gegend. In Kolumbien jedoch müssten wir für Frost noch einiges höher steigen. So beträgt die Temperatur in Ráquira durchschnittlich 17° Celsius. Im Vergleich dazu verzeichnet der Oberrheingraben als wärmste Region in Deutschland ein Jahresmittel von rund 11° Celsius. In Freiburg im Breisgau, am Rand vom Schwarzwald sind es 10,4°. Ob seine Töpfe jemals Frost ausgesetzt waren, halten wir damit für fraglich.
Egal, denn als Nächstes zeigt er uns, wie er die Töpfe binnen kürzester Zeit kunstvoll bemalt. Jede Töpferfamilie besitzt dabei ihr eigenes Muster. Während einer der Töpfe drehend an Farbe gewinnt, verteilt sein kleiner Sohn Minitöpfchen an die Gäste. Eine nette Geste, die mit einigen Bonbons belohnt wird.
In der zweiten Werkstatt befindet sich schließlich der Gasbrennofen. Dieser sieht einiges moderner aus als der große Holzofen. Hier werden dutzendweise Sparschweine mithilfe spezieller Formen gefertigt. Auch wenn wir bereits einige Töpfereien besichtigt haben, lohnt sich damit der hier wirklich nette Besuch.