Da der Quindío Botanical Garden der einzige Programmpunkt des Tages sein soll, lassen wir uns reichlich Zeit. So ist es bereits dunkel, als wir unser nächstes Ziel in der bunten Stadt Salento, erreichen. Inzwischen haben auch wir beide Hunger und checken nur geschwind im Hotel ein, um sogleich wieder aufzubrechen. Cilfredo nennt seinen täglichen Restaurantvorschlag. Doch der Ort müsste einiges zu bieten haben, sodass wir uns alleine auf den Weg machen.
Tatsächlich trennen uns keine 100 Meter vom Hotel bis zum Geschehen im historischen Zentrum. Die Calle Real oder auch einfach nur Carrera 6 ist die Hauptstraße von Salento. Hier reihen sich Kunsthandwerkläden, Bars und Restaurants aneinander.
Damit qualifiziert sich Salento als ein Städtchen in der Kaffeeregion Kolumbiens, indem wir uns auf Anhieb wohl fühlen. Es ist vielleicht etwas touristisch, aber mit seinen bunten Häuschen richtig schön.
Wir spazieren erst einmal an all den Geschäften und Wirtschaften vorbei bis zum Kathedralenplatz. Hier stehen alte Jeeps in einer Reihe. Das müssen die Fahrzeuge sein, mit denen wir morgen in die Kaffeeplantagen fahren werden.
Es ist Samstagabend und aus der Kirche klingt der Gesang eines Gottesdienstes, während uns aus dem Restaurant nebenan Salsa-Musik entgegen schallt. Zeit, sich etwas Leckeres zum Essen zu suchen.
Reichlich Möglichkeiten bietet der Markt rund um den Dorfplatz. Hier steht eine Garküche an der anderen, wobei jede etwas anderes kocht oder grillt und also für jeden Geschmack etwas dabei sein sollte.
Wir indes bevorzugen ein ruhigeres Lokal, kehren in die Hauptstraße zurück und werden schließlich mit dem La Gran Trucha fündig. Auf einer Terrasse im Grünen lassen wir den Abend in trauter Zweisamkeit ausklingen und sind gespannt auf den morgigen Tag in den Kaffeeplantagen.
Der Willy bringt uns zurück bis zum Hauptplatz von Salento. Und das auf den letzten Metern ganz vorsichtig. Denn am Sonntag scheint hier die halbe Bevölkerung der Kaffeeregion ihre Freizeit zu verbringen. In dem gestern Abend noch so ruhigen Städtchen herrscht nun heiterer Trubel.
Die wenigen Europäer fallen in der Menschenmenge kaum noch auf. Es scheint ratsam, für den Abend einen Tisch zu reservieren. Das Restaurant La Gran Trucha ist authentisch und günstig.Da es uns sehr gefallen hat, hoffen wir dort auf eine ruhige Ecke.
Gesagt, getan, erwartet uns im Restaurant eine unerwartete Premiere: Wer in Salento einen Tisch für den Abend reserviert, muss dafür scheinbar 20.000 Pesos als Sicherheit hinterlegen. Das ist uns neu. Aber hier ist man geschäftstüchtig – und Gäste, die es sich nach ihrer Reservierung anders überlegen, bringen keinen Umsatz.
Ich traue der freundlichen Dame und gebe ihr den Schein. Danach bleibt noch genügend Zeit, um ein wenig durch das Städtchen und über den Marktplatz zu schlendern. Zudem sollten wir nach der matschigen und durch das feuchte Klima auch schweißtreibenden Wanderung durch das Cocora-Tal noch unbedingt duschen und frische Klamotten anziehen.
Am Abend leeren sich die Gassen von Salento jedoch wieder. Als wir zum Abendessen im La Gran Trucha ankommen, sind die meisten Tische frei. Wir bekommen also so oder so wieder unseren schönen Tisch im Grünen und ich frage nach den hinterlegten 20.000 Pesos.
Der Kellner schüttelt nur unwissend den Kopf. Ich renne erst einmal meinem Geldschein hinterher und finde ihn bei der Chefin im Büro. Ordentlich hat sie diesen mit Klebeband an der Wand befestigt und lacht fröhlich, als sie mich erkennt.
Doch es scheint ein stressiger Tag gewesen zu sein. Das Hauptpersonal ist wohl bereits auf dem Heimweg, sodass sich eine Handvoll Aushilfen um das Wohl der Gäste sorgt. Nach dem professionellen Service vom Vorabend müssen wir heute ständig schmunzeln. Und irgendwann muss ich dem jungen Kellner dann doch die Weinflasche aus der Hand nehmen. Dass man vor dem Entkorken zuerst die Plastikkappe entfernt,
anstatt den Korken einfach durch alles hindurch zu ziehen, ist ihm neu. Heute sind wir froh, einen Tisch für uns allein zu haben. Denn Suppe und Hauptgericht werden gleichzeitig serviert. Aber klar, wir haben ja auch alles gleichzeitig bestellt. Dafür fehlen Messer, die ich besorge. Zuletzt holt Lars den noch fehlenden Salat in der Küche und schon kann die Schlemmerei beginnen. Der Tisch steht voll mit verschiedenstem Essen.
Wir haben einen lustigen Abend, machen den jungen Leuten mit einem schönen Trinkgeld Mut, sich weiterhin anzustrengen, und bummeln durch die Gassen. Es ist inzwischen richtig ruhig geworden in Salento. Auch trotz des langen Tags und der Wanderung hätten wir gerne noch etwas getanzt. Kolumbien sollte doch ein Land für Salsa-Tänzer sein.
Doch auch in Salento werden die Gaststätten mit Tischen vollgestellt, selbst wenn sie anschließend nur zum Billardspielen dienen. Da bleibt für die Tänzer kein Platz übrig. Wir verweilen einfach etwas bei der Billar Danubio Hall und lassen den Abend beim nostalgischen Gesang des »Caballero« ausklingen.
Das Hotel Salento Real befindet sich mitten im Ort von Salento in einer extrem steilen Straße. Wir wundern uns noch, dass der Bus überhaupt dort hinabfährt, als er auch schon hält, im Steilhang parkt und die Räder mit Holzbalken gesichert werden. Von außen wirkt das Hotel recht klein und unscheinbar. Doch im Innern eröffnet sich uns ein herrlicher, überdachter Patio.
In Salento wird oft, viel und ausgiebig gefeiert. So können wir uns glücklich schätzen, dass sich unsere Unterkunft ein wenig abseits sowie durch die steile Straße unterhalb des Trubels und doch am Puls von Solento befindet. Die Zimmer im Salento Real sind zwar klein, doch sie öffnen sich alle zum Innenhof. Dadurch kann man einerseits in der nahe gelegenen Hauptstraße feiern gehen, findet zum Schlafen aber doch seine Ruhe.
Bemerkenswert sind außerdem die auffallend vielen Schilder, die zum Wasser- und Stromsparen auffordern, oder einen sparsamen Gebrauch der Handtücher anmahnen. Aber das Salento Real versteht sich als ruhiges Öko-Hotel. Und was für die einen selbstverständlich ist, muss anderen erst noch beigebracht werden.
Wir nutzen die Nähe zur Hauptstraße, um am Morgen Bilder von der sonnendurchfluteten Stadt aufzunehmen. Das passt zeitlich ganz gut vor dem Frühstück, welches hier zwar serviert wir, mit leckerem Saft und frischen Früchten aber richtig gut ist und einen satten Start in den Tag verspricht.