In San Agustin verbringen wir gleich drei Nächte. Nachdem wir viermal infolge in ein anderes Hotel umgezogen sind, tut dies richtig gut. Und wenn das Hotel so schön gelegen ist, wie die Hacienda Anacaona, dann ist es fast perfekt.
So werden wir schon bei der Ankunft sehr herzlich von der gesamten Familie empfangen. Die Zimmer sind rasch verteilt und das Abendessen wird auch sogleich bestellt. So bleibt noch etwas Zeit, beim Garten der Hacienda zu entspannen.
Gestern hatten wir eine Posada, heute ist es eine Hacienda. Wir tauschen also Herberge gegen eine Farm.Verglichen mit gestern wirkt die Anacaona mit ihren Gebäuden im Kolonialstil fast schon luxuriös. Wir bekommen ein großes Zimmer mit zwei Betten. Während das eine als Kofferablage dient, hängen wir unser Moskitonetz über das andere Bett.
Denn auch wenn es auf der Höhe von San Agustin wieder recht kühl geworden ist, gibt es sicherlich Mücken oder zumindest anderes Flattertier, welches am Abend um die Lampen schwirrt. Mehrere Deckenbalken bieten gute Halterungsmöglichkeiten. Damit ist das Netz in Nu aufgehängt und wirkt unser Zimmer mit unserem so geschaffenen Himmelbett gleich noch etwas idyllischer.
Blühende Sträucher im Garten der Hacienda Anacaona
So geräumig der Schlafraum ist, so klein ist das Bad geraten. Nachdem wir am Vorabend auf eine Dusche verzichtet haben, freuen wir uns heute auf das warme Nass. Bis warmes Wasser aus der Leitung kommt, dauert es allerdings eine ganze Weile.
Dabei können wir uns glücklich schätzen, dass wir mit die ersten sind, die unter die Dusche springen. Gut die Hälfte der Gruppe muss sich mit kaltem Wasser begnügen. Man sollte also sparsam sein, wenn schon einmal warmes Wasser kommt.
Bis zum Abendessen ist noch Zeit. Wir schaukeln auf der Terrasse in der Hängematte oder im Schaukelstuhl. Dazu bekommen wir Besuch von den Hunden, die neugierig schnüffeln, ob es etwas zu erbetteln gibt. Wie so ziemlich überall in Kolumbien gibt es auch hier WiFi, sogar auf der Terrasse.
Zweimal bekommen wir in der Hacienda Anacaona unser Abendessen. Wir bleiben bei Fisch, der beide Male richtig lecker ist. Am ersten Abend kommt eine Andencombo und spielt typische Musik aus der Gegend.
Salsa oder zumindest Argentinischer Tango wäre uns zwar lieber gewesen. Doch so ein zwei Tänze passen auch auf diese Musikrichtung. Wir müssen nur aufpassen, dass Lars nicht über die Kinder der Wirte stolpert, die vergnügt durch das Restaurant wuseln.
Sperling, Grüne und Blaue Tangara in San Agustin
Das Frühstück ist gut und richtig deftig. Das schönste daran ist aber die Aussicht aus dem Fenster. Im Busch liegt Obst für die Vögel aus, sodass wir Blautangaren und spatzenähnliche Pieper beobachten können. Das weckt Erinnerungen an Costa Rica. Jetzt fehlt nur noch ein Tukan. Aber dazu bräuchten wir richtig viel Glück.
Die Hacienda Anacaona hat einen richtig tollen und liebevoll gepflegten Garten. Hibiskus, Hummerscheren und Paradiesvogelblumen blühen um die Wette. Ob das an der Höhe liegt?
Einziger Nachteil ist der Weg in die Stadt mit zweieinhalb Kilometern Länge auf steiler Straße. Aber wir haben in San Agustin so viel Programm, dass wir abends froh sind, einfach nur im Grünen zu sitzen und das Sein zu genießen.
Da die Hacienda Anacaona so dermaßen weg vom Schuss ist, bietet es sich an, einmal beim Monasterio San Agustin Abendessen zu gehen, um etwas Abwechslung zu bekommen. Das ehemalige Kloster ist knapp einen Kilometer von unserer Hacienda entfernt und wird seit einigen Jahren als Hotel und Restaurant geführt.
Mit um die 90 EUR pro Nacht gelten die Zimmer als gehoben bis hochpreisig für San Agustin sowie auch für Kolumbien. Das zumindest würde erklären, warum bei unserem Restaurantbesuch nur zwei Hotelgäste anwesend sind. Aber ein Abendessen kann man sich bei dem angenehmen Ambiente gerne mal gönnen.
Ein Candle Light Dinner in trauter Zweisamkeit wäre uns natürlich lieber gewesen. Aber der Tisch für die ganze Gruppe ist auch schön gedeckt für einen netten und unterhaltsamen Abend. Und da hier der Wein schon so heißt wie meine Mutter, probieren wir diesen.
»Santa Rita« mundet tatsächlich ganz vorzüglich, und verrät außerdem, warum die Kolumbianer lieber Bier als Wein trinken. Wein in Kolumbien ist sauteuer. Egal, wir genießen den Abend mit Kürbiscremesuppe und Fisch und tauschen die noch frischen Erlebnisse hoch zu Ross aus.