Vor der Gebirgskette der Sierra Maestra erreichen wir Bayamo, die Hauptstadt der Provinz Granma. Auch wenn die Stadt oft Geschichte geschrieben hat, wird sie von den Touristenströmen eher links liegen gelassen. Diego Velázques gründete 1513 Bayamo als zweite Stadt von Kuba. Die Nationalhymne Kubas, die »La Bayamesa« stammt aus dem Ort. Text und Noten dazu finden wir im Parque Cespedes. 1868 nähte die Frau Cespedes' die erste Nationalflagge aus ihren eigenen Kleidern, bevor sie in Bayamo gesegnet wurde.
Später zündeten die Einwohner ihre Stadt selbst an, um sie nicht den einmarschierenden Spaniern zu überlassen. Zuvor aber stellten sie beim zentralen Platz ein Schild mit der Aufschrift »Plaza de la Revolucíon« auf, um den Feinden ein Zeichen zu setzen. Der erste Revolutionsplatz Kubas war geboren. Dieser Platz ist der Mittelpunkt Bayamos geblieben, womit sich um ihn herum die wenigen Sehenswürdigkeiten der Stadt verteilen.
Heute wirken die Einwohner eher gemütlich als rebellisch. Die Straßen um den Parque Cespedes sind für den Autoverkehr gesperrt. So kann man im und um den Platz auf Marmorbänken gemütliche Pausen verbringen und beobachten, wie Ziegengespanne Kinder um den Park ziehen. Nur am Samstag Abend pausiert die Ruhe. Aus riesigen Boxen dröhnt dann viel zu laute Live-Musik. Hatten wir uns vor der Reise jede Menge Salsa tanzende Kubaner vorgestellt, werden wir vor Ort eines Besseren belehrt. Die Leute kommen hierher, um die Musik zu hören. Zudem stolzieren die Damen mit richtig hohen Absätzen über den Marmorboden. Damit ist Tanzen gar nicht möglich. Schade.
Leere Regale in einer kubanischen Apotheke in Bayamo
Am Park beginnt die Calle General García. Sie ist heute eine piksaubere, mit Kunstwerken verzierte Fußgängerzone und zugleich wohl die wichtigste Shoppingmeile Bayamos. Bankautomaten würden für das nötige Bargeld sorgen. Wenn man welches bräuchte. Denn das Sortiment der Läden hält sich in engen Grenzen. Wir finden nicht einmal Trinkwasser in den Lebensmittelgeschäften. Stattdessen ist das Getränkeangebot mit gezuckerter Limonade und viel Alkohol schnell erschöpft. In den Pesoläden stehen Dosenmilch wie im Museum in den sonst leeren Regalen verteilt. Bei dem Angebot an Lebensmittel ist es nur logisch, dass die Leute Schlange vor den Fastfood-Pizzaständen stehen.
In der Fußgängerzone haben wir auch Einblick in eine Apotheke. Die Theke aus Marmor und das Mahagoni-Regal sehen direkt edel aus. Allerdings sind die meisten Regale leer. Auch wenn das Gesundheitssystem Kubas hervorragend sein soll, so herrscht durch das Wirtschaftsembargo immer noch Mangel an Medikamenten. Wir wollen den Kubanern nichts weg kaufen, was sie selber brauchen können und bereiten uns lieber auf die morgige Tour in die Sierra Maestra vor.
Calle General García und Parque Cespedes in Bayamo
Eindrücke vom historischen und in weiten Teilen restaurierten Zentrum von Bayamo mit dem verkehrsberuhigten Parque Cespedes auf dem Revolutionsplatz und der Künstlerstraße.
Das Hotel Royalton liegt ebenfalls mitten im Zentrum der Stadt, direkt an der Plaza de la Revolucíon bzw. dem Parque Cespedes. Von Camagüey aus ist die Anfahrt so super einfach, dass wir gedacht haben: Wow, Klasse! Als wir am nächsten Tag von der anderen Seite nach Bayamo fahren, erleben wir hingegen eine wahre Odyssee. Nach einem spontanen Wendemanöver müssen wir schon bangen, keinen Strafzettel zu kassieren, eh uns der Motorrad-Polizist schmunzelnd zurück ins Zentrum begleitet und zeigt, wo wir abbiegen müssen. Was natürlich nicht heißt, dass wir das Hotel beim nunmehr dritten Anlauf finden. Erst nach einer weiteren Runde kommen wir irgendwie erneut zu der Stelle, die uns der Polizist gezeigt hat, und fahren dann endlich richtig.
Die Straßen um den Park sind für Autos gesperrt. Hotelgäste dürfen allerdings durch ein Tor bis zum Hotel vorfahren und das Gepäck hineinbringen, bevor das Auto außerhalb gegen eine kleine Gebühr parkiert wird. Sollte man noch Dreck aus den Zapata-Sümpfen dabei haben, muss man sich nicht wundern, wenn die Sicht am nächsten Tag beim Autofahren leicht trüb ist. Da der Autoputzer nur selten mit so viel Dreck auf einmal konfrontiert wird, reicht sein Wasser nur für eine der Scheiben. Alles andere wird danach mehr oder minder schlimm verschmiert.
Unser Zimmer 309 im Royalton ist bereits um ein Uhr fertig, was wohl daran liegt, dass nur wenige Gäste im Hotel sind. Anstelle eines Lifts gibt es hier jede Menge Stufen. Anders wie in den vorigen Hotels ist deshalb auch kein Kofferträger sofort zur Stelle. Ohne auf Hilfe zu warten, nehmen wir unser Gepäck selbst in die Hand. Die edlen Steintreppen schaffen wir selbst, auch wenn die zweite recht eng ist und wir etwas zirkeln müssen. Das Zimmer selbst ist auch im Royalton recht schön. Die Betten sind nah beieinander und somit schnell zusammengeschoben. Im geräumigen Bad ist die Dusche morgens eine Wechseldusche und abends kalt.
Bei der Bar gibt es zur Abwechslung mal keine Mojitos. Dafür gut und stark gemixte Piña Colada und echte Coca Cola, welche natürlich auch mit dem Grundnahrungsmittel der Kubaner (Rum) zu haben ist. Wer was Gesundes braucht, bekommt hier Äpfel aus einem speziellen Kühlschrank. Eher träge und wenig aufdringlich ist das Personal. An den Tischen unter der Arkade des Hotels wird nur selten bedient. Trotzdem sind die Plätze Richtung Revolutionsplatz recht beliebt. Das magere Frühstück wird leider rationiert an den Tisch gebracht und besteht aus den üblichen Verdächtigen wie Ananas, Omelette und Toast. Eine Besonderheit hat es aber: den Fruchtsaft bekommen wir das erste Mal in einem kleinen Tetra-Pack serviert.