»Wenn ihr bei Camagüey seid, nehmt ein Taxi, das voraus fährt und euch den Weg zum Hotel zeigt!« In etwa so gab uns Alejandro von Sprachcaffe den wichtigen Tipp zu unserer Rundfahrt.
Eindrücke vom historischen Stadtzentrum von Camagüey mit Aufnahmen vom Plaza el Gallo und der Fußgängerzone.
Vor Ort können wir uns die Suche nach einem Taxi als Wegweiser jedoch sparen. Kaum an der Stadtgrenze angekommen flitzt ein Kubaner auf dem Fahrrad an uns vorbei und deutet Richtung »Centro«. Tolle Sache – also hinterher! Mit ganz schön hohem Tempo fährt der eifrige Radler winkend und Zeichen gebend vor uns her, bis wir einen Platz im Zentrum erreichen. Wo wir genau hinwollen? Ins kleine Hotel Camino de Hierro. »Oh, es nuevo!« meint er, aber er kennt es und weiter geht die Fahrt durch die labyrinthähnlichen Gassen von Camagüey.
Am Hotel können wir nicht parken. Aber er kennt einen Parkplatz für die Nacht, keine 50 Meter davon entfernt. Kein Wunder! Seine Fahrradrikscha steht nämlich dort. Darum ist er so fit, auch wenn er nicht danach aussieht. Natürlich bietet er uns für 15 CUC eine dreistündige Tour zu den Sehenswürdigkeiten an.
Wir lehnen erst einmal ab, da wir die Stadt zu Fuß erkunden wollen. Später werden uns die Touren von anderen Rikschafahrern für ein Viertel des Preises angeboten. Aber den Navi-CUC geben wir gerne. Es ist wirklich schier unmöglich, in dem Gassengewirr unser Hotel zu finden und da sind wir dankbar für solchen Service.
Neben dem Wirrwarr an Gassen ist Camagüey berühmt für seine Tinajones. Diese riesigen, bauchigen Tonkrüge wurden hier ab dem 16. Jahrhundert hergestellt. Aufgefangenes Regenwasser konnte darin gelagert und frisch gehalten werden. Später dienten sie auch zum Konservieren von Öl und Wein. Mehr als 16.000 Tinajones soll es Anfang des 20. Jahrhunderts in Camagüey gegeben haben. Heute sind es vielleicht noch 2.500 Stück, welche aber meist Nachbildungen sind und einzig als Dekoration und Fotomotiv dienen.
Wer auf der Suche nach diesen Tongefäßen durch das historische Zentrum schlendert, wird erstaunt sein, wie oft er auf herrliche Plätze und Kirchen stößt. Es ist schön, durch die Fußgängerzonen zu schlendern. Aber auch in den restlichen Gassen fahren nicht sonderlich viele Autos.
Wahrscheinlich verfahren sich die Einheimischen genauso wie die Touristen. Zudem sind die Straßen so eng, dass es kaum Parkmöglichkeiten gibt. Das alles macht den historischen Stadtkern von Camagüey aus, welcher zu den besterhaltenen von Kuba gehören soll.
Spaziergang zu den Klatsch- und Tratschfrauen
Auf der Suche nach einem Restaurant gelangen wir am Abend zur Plaza del Carmen, dem wohl schönsten Platz Camagüeys. Eine koloniale Gasse führt uns zur Iglesia Nuestra Señora del Carmen und zu den lebensgroßen Bronze-Statuen auf dessen Vorplatz. Die Plastiken sollen Szenen aus dem Alltag darstellen, was den Denkmalpflegern gut gelungen ist. Wir treffen auf einen Zeitungsleser, einen alten Mann, der einen Tinajones-Karren vor sich her schiebt und im Kreis sitzende Frauen, die den täglichen Klatsch und Tratsch austauschen.
Eine faszinierende Atmosphäre strahlt die Plaza San Juan de Dios aus. Sie ist die einzige Plaza aus der Kolonialzeit, die noch komplett im Originalzustand erhalten ist. Für einen Museumsbesuch im gleichnamigen Hospital ist es wohl zu spät. Dafür gönnen wir uns ein Abendessen mit Meeresfrüchten im Restaurant »1800«. In edler Inneneinrichtung mit feinem Mahagoni-Mobiliar lassen wir es uns gut gehen. Von der bestens sortierten Bar bekommen wir unseren Mojito, dazu kubanische Live-Musik, was will man mehr?
Beim anschließenden Rückweg zum Hotel kommen wir beim Parque Ignacio Agramonte vorbei. Kinder rennen spielend um das Reiterstandbild des Nationalhelden mitten auf dem ehemaligen Exerzierplatz Camagüeys. Währenddessen sammeln sich die Erwachsenen auf den Marmorbänken, die den Platz säumen. Ihre Kinder sie einfach nach Herzenslust herumtollen, wohl in der Hoffnung, dass diese später einfach ins Bett fallen.
Restaurante 1800 in Camagüey
Das Hotel in Camagüey wurde wie das Las Cuevas in Trinidad wenige Wochen vor unserer Reise gewechselt. Das ist aber auch die einzige Gemeinsamkeit der beiden Hotels. Mit anderen Worten: Der Gegensatz könnte kaum größer sein. So müssen wir zwar auf unser Zimmer warten. Dieses ist aber wunderschön und wir müssen erstmals keine Betten zusammenschieben. Wir haben ein richtig tolles Bad mit Badewanne, alles ist piksauber und der Kühlschrank leise. Nur das Licht flackert etwas – selbst wenn es aus ist.
Das Camino de Hierro ist in einem richtig schönen Haus untergebracht. Noch bis vor wenigen Jahre war es eine Ruine. Dann aber wurde es nach den Vorgaben des obersten Denkmalpfleger von Kuba wieder absolut Klasse in Stand gesetzt. Die Zimmer sind seitdem um einen wunderschönen Innenhof herum angeordnet. Die meisten davon teilen sich einen 60 Meter langen Balkon, der einer der längsten Kubas sein soll.
Das Hotel liegt mitten im historischen Zentrum von Camagüey, am Plaza el Gallo. Wir können hier zwar nicht direkt das Auto stehen lassen, aber bis zu einem bewachten Parkplatz sind es nur ein paar Schritte. Aber kein Hotel ohne Pferdefuß: So müssen wir am Abend feststellen, dass der Plaza el Gallo zu einem Festplatz wird, wo bis spät in die Nacht laute Stimmen Rufe und Musik zu uns vordringen. Andererseits ist es dadurch nahezu unmöglich, den Auftritt der Live-Musiker zu verpassen, die mit Salsa und Tango Argentino die Menschen unterhalten.
Gefrühstückt wird im Hotel-Restaurant. Durch die vielen offenen Türen ist dieses etwas zugig, sodass wir etwas schauen müssen, bis wir einen fast windfreien Platz am edel gedeckten Tisch finden.
Das Essen selbst ist á la carte, allerdings nicht auf Sparflamme wie bei anderen Hotels. Hier bekommen wir extra Schinken und Toastbrot nachgelegt, soviel wie wir brauchen.