Über Playa Girón fahren wir nach Cienfuegos, der Perle des Südens. Die Autofahrt ist nicht sonderlich lange, aber gleich aufregend, als sich vor Playa Girón eine große Schlange auf der Straße schlängelt. Waren wir zwei Tage zuvor davon überzeugt, keine Tramper mehr mitzunehmen, so denken wir heute schon wieder anders. Was kann denn die Mutter mit ihrem Kind in der prallen Sonne dafür, dass es auch auf Kuba Halunken gibt? Mit fast leerem Auto vorbeifahren, ist blöd – also mitnehmen. Wie wir müssen die beiden nach Cienfuegos, wo sie uns zum Paseo del Prado lotsen, der Zufahrtsstraße zu unserem Hotel. Wunderbar, Navi funktioniert wieder.
Spaziergang über den Paseo del Prado von Cienfuegos
Wir kommen deutlich vor der Check-in Zeit an, weshalb unser Zimmer noch nicht bereit steht. Die Koffer dürfen wir aber unterstellen. Los geht es Richtung Parque José Martí. Wir starten am Paseo del Prado, welcher die längste Allee Kubas sein soll. Ob das stimmt, wissen wir natürlich nicht. Eines aber ist sicher: Das Zentrum von Cienfuegos ist ein ganzes Stück vom Hotel Jagua entfernt. Nachdem wir einige Villen und den Blauen Palast passiert haben, erreichen wir eine Kaimauer, ähnlich dem Malecón von Havanna. Nur schöner. Hier spenden Kokospalmen etwas Schatten und ist deutlich weniger Verkehr auf der Straße. Es schlagen zwar keine spektakulären Wellen über die Mauer, dafür aber treffen sich abends Touristen wie auch Kubaner zum ausgelassenen Plausch.
Am Ende des Kais werden die Fahrbahnen, wie bei Havannas Prado, durch einen breiten Fußgängerweg geteilt. Hier können wir schlendern, Leute beobachten und uns an den schön renovierten Arkaden-Häusern entlang der Straße erfreuen. Pferdekutschen, Fahrradrikschas und Oldtimer vervollständigen das herrliche Bild.
Bei der Avenida 54 (auch San Fernando), dem sogenannten Bulevar, biegen wir in eine schmale Fußgängerzone. In den ehemaligen Palästen sind inzwischen Läden und Hotels untergebracht. Um große Pflanzkübel mit Palmen laden etliche Bänke zum Verweilen ein. Die Zahl der müden Fußgänger ist höher, einen freien Platz zu finden ist damit Glückssache. Tatsächlich ist der schattige Bulevar tagsüber ein beliebter Treffpunkt der Kubaner. Und auch wir finden hier für die Mittagspause mit dem noblen Restaurant Te Quedaras genau das Richtige. Im ersten Stock des Kolonialgebäudes gibt es leichte Fischgerichte. Vom Balkon aus überblicken wir den gesamten Bulevar, sodass wir abends nochmals herkommen, uns die nächsten Mojitos gönnen und die Atmosphäre genießen.
Der nach dem kubanischen Nationalhelden benannte Parque Martí befindet sich im Herzen von Cienfuegos und ist von einigen Sehenswürdigkeiten umgeben. Durch seine Lage am Ende der Fußgängerzone des Bulevar ist er zudem leicht zu finden. Mitten auf dem Platz entdecken wir eine Kompassscheibe. Genau an diesem Punkt soll angeblich 1819 die Stadt gegründet worden sein. Weitaus auffälliger ist die Statue von José Martí. Der Dichter und Schriftsteller war einer der ersten Freiheitskämpfer von Kuba. Schon im Alter von 16 Jahren lehnte er sich gegen die damaligen spanischen Besatzer auf.
Rundgang durch den Parque José Martí
Zur Stadtgründung ließen sich auch 46 französische Familien in Cienfuegos nieder. Im Gedenken an ihre alte Heimat stellten sie den einzigen Triumphbogen Kubas auf der Ostseite des Parks auf. Dahinter kommen wir zum Palacio Ferrer, einem der schönsten Kolonialgebäude Cienfuegos. Der hübsche Aussichtsturm eignet sich eigentlich bestens zum Hochklettern und Fotos schießen. Leider ist er wegen Baufälligkeit geschlossen.
Wir setzen uns eine Weile gegenüber dem nach einem reichen Zuckerbaron benannten Teatro Tomás Terry in den Schatten, beobachten Leute und genießen die Ruhe. Zumindest solange, bis eine ältere Frau nach Kugelschreiber, Seife und Klamotten bettelt. Sie brauche etwas Neues für das bevorstehende Silvesterfest. Wir besuchen noch kurz die Catedral de la Purisima Concepción mit der großen Marienstatue auf dem Altar, bevor wir uns auf den langen Rückweg zum Hotel machen.
Den späten Nachmittag verbringen wir am Hotelpool, von wo aus wir auch den herrlichen Sonnenuntergang beobachten. Nach dieser kurzen Ruhepause schlendern wir abermals Richtung koloniale Altstadt. Nachdem wir mittags kaum jemanden begegnet waren, füllt sich der »Malecón« von Cienfuegos abends zusehends mit Leuten. Unter den Palmen herrscht ausgelassene, teils romantische Stimmung. Einzig die laute Musik der Fastfood-Restaurants auf der gegenüberliegenden Straßenseite empfinden wir als störend – aber da sind wir wohl empfindlicher als die Kubaner.
Nachdem wir den Bulevar ein zweites Mal durchquert haben, landen wir erneut beim Parque Martí. Zu unserer Überraschung ist dort allerdings so gut wie gar nichts mehr los, weshalb wir die Ruhe für Nachtaufnahmen der Kolonialgebäude nutzen. Auch die Fußgängerzone ist wie leergefegt. Der Trubel vom Mittag hat sich an die Kaimauer verlegt. Es muss einen nicht wundern. Denn die Beleuchtung des Bulevar ist so schwach, dass mehrere Abschnitte fast stockdunkel und somit wenig einladend sind.
Für ein-, zwei Mojitos besuchen wir ein zweites Mal das Te Quedaras. Während im Restaurant selbst gut Betrieb herrscht, beobachten wir vom Balkon aus die wenigen Menschen, die sich in die Fußgängerzone verirren, bevor wir uns auf den Rückweg zur Punta Gorda machen.
Aufnahmen aus der Stadt Cienfuegos an der Südküste von Kuba mit Eindrücken vom Parque Martí, dem Malecón von Cienfuegos und einem bildschönen Sonnenuntergang beim Hotel Jagua.
Direkt neben dem Hotel Jagua steht das Palacio de Valle, das berühmteste Gebäude Cienfuegos. Laut einer Legende soll früher an gleicher Stelle ein arabischer Palast gestanden haben, der einem Spanier gehörte. Da seine Söhne Angst vor der Inquisition hatten, zerstörten sie diesen aber. Später ist die Prunkvilla im maurischen Stil entstanden. Der reiche Zuckerbaron Acisclo del Valle Blanco ließ sie mit Hilfe des italienischen Architekten Alfredo Colli erbauen.
Künstler aus verschiedenen Ländern bereicherten den maurischen Palast mit barocken, venezianischen und gotischen Bauelementen. So steht der gotische Turm für Stärke, der indische für Liebe und der maurische für die Religion. Der Diktator Fulgencio Batista wollte aus dem Gebäude ein Casino machen. Die Revolution durchkreuzte seinen Plan. Stattdessen finden wir im Erdgeschoss des Palasts heute ein Nobelrestaurant mit edel gedeckten Tischen, während auf der Dachterrasse eine Bar mit herrlicher Aussicht auf den Sonnenuntergang einlädt. Kubanische Live-Musik unterstreicht das Ganze.
Da uns das Palastrestaurant etwas zu verlassen scheint und wahrscheinlich auch zu teuer ist, gehen wir zum Abendessen in das Covadonga. Hier war Fidel Castro mit seinen Revolutionären am 7. Januar 1959 zum Mittagessen, bevor er den Sieg in Havanna feiern ließ. Woanders würde man einem solchen Ereignis mehr Beachtung schenken. Im Covadonga findet sich jedoch nicht ein Hinweis auf die Ereignisse von damals. Allerdings kann mit dem Personal von heute auch keine Rebellion gewonnen werden. Sobald das Restaurant halb belegt ist, sind die Angestellten so überfordert, dass sie neuen Gästen erst gar keine Aufmerksamkeit mehr schenken. Zum Glück zählen wir zu den ersten Gästen des Abends. So können wir mitverfolgen, wie andere das Lokal mit knurrendem Magen verlassen, während wir selbst schnell und gut bedient werden.
In diesem Video gibt es nicht viel zu sehen, aber einen traumhaften Sonnenuntergang, aufgenommen auf der Dachterrasse vom Palacio de Valle. Das ist die schönste Adresse, um einen ereignisreichen Tag in Kuba gemütlich ausklingen zu lassen.
Bei unserer Anfahrt nach Cienfuegos waren uns bereits ein paar Schilder zum Botanischen Garten der Stadt aufgefallen. So ist es doch ein Jammer, dass die Beschilderung nur bis zum Stadteingang gereicht hat. Dadurch verfahren wir uns nach dem Besuch des Cementerios Tomás Acea erst einmal, was in diesem Fall heißt: anstatt beim Botanischen Garten landen wir beim Flughafen. Also fragen wir uns einmal mehr durch und finden dann tatsächlich ohne helfende Schilder zum Jardín Botánico. Beim Eingang des ca. 100 Hektar großen Garten zahlen wir pro Person 2,50 CUC. Danach können wir noch ein gutes Stück weiter bis zum Parkplatz beim Restaurant des Gartens fahren.
Der 1901 von dem US-amerikanischen Zuckerbaron Edwin F. Atkins gegründete Botanische Garten ist wohl der älteste Amerikas. Anfangs wurde er zu Studienzwecken für Zuckerrohrarten genutzt. Bald aber sammelte Atkins tropische Pflanzen aus aller Welt. Heute besteht diese Sammlung aus über 300 Palmen-, 25 Bambus- und 80 Ficus-Arten. Wer mehr erfahren will, sollte sich einen der Botaniker als Führer nehmen. So etwas wie eine Karte oder Beschreibung gibt es leider nicht.
Unser Rundweg beginnt am Ende der Straße bzw. beim Restaurant des Gartens. Schon auf den ersten Metern wird klar, dass der Garten von Cienfuegos im Gegensatz zu allen anderen Botanischen Gärten, die wir bisher besucht haben, eher wild ist. Gepflegte Beete wie bei Peradeniya in Sri Lanka oder herrlich anzusehende Teiche wie bei Pamplemousses auf Mauritius sucht man hier vergebens. Eine Wegeführung oder Hinweisschilder sind Mangelware oder gar nicht erst vorhanden. So stapfen wir erst einmal an vielen verschiedenen Palmen vorbei durch hohes Gras. Hin und wieder treffen wir auch auf Angestellte, die Bewässerungsanlagen verlegen oder einfach durchs Gestrüpp reiten.
Aber wir bleiben hartnäckig auf dem Weg und hoffen, irgendwann wieder beim Restaurant heraus zu kommen. Dabei gelangen wir zu einem Steingarten, der mit seinen Tempelbäumen im Sommer sicher schön aussieht, im Winter, wenn die Bäume keine Blätter tragen, aber lediglich von Eidechsen als Versteckt genutzt wird. Einen Steinwurf weiter passieren wir einige riesige Bambusinseln, eh wir einen Waldstreifen durchqueren, in dem die Bäume zahlreiche Tillandsien und Bromelien tragen. Auch finden wir den Touristenbaum wieder, welcher uns schon bei der Laguna de las Salinas gezeigt wurde. Durch Sonneneinstrahlung färbt sich die Rinde rot und schält sich, ähnlich wie bei einem Sonnenbrand.
Insgesamt eignet sich der Park bestens für einen ruhigen Spaziergang. So sind wir selbst erst nur wenigen, ab dem Steingarten dann keiner Menschenseele mehr begegnet. Am Ende unseres Rundgangs sind wir aber doch erleichtert, als wir den Rückweg zum Parkplatz finden und im Restaurant etwas zum Trinken bekommen.
Kurzer Rundgang durch den ungewöhnlichen botanischen Garten von Cienfuegos aus Kuba.
Auf dem Weg zum Botanischen Garten von Cienfuegos kommen wir zum Cementerio Tomás Acea. Mit diesem Friedhof setzte die Familie Acea ihrem Sohn Tomás ein Denkmal. Er verstarb recht jung an der Tuberkulose. Schon der Eingang lässt erkennen, dass die Familie sehr wohlhabend gewesen sein muss. Aber wo sollen wir parken? Bevor wir irgendwie falsch stehen, fragen wir vorsichtshalber ein paar Kubaner. Dann ist klar: die Zufahrt zu den Parkplätzen führt mitten durch das Parthenon, welches als Friedhofstor dient.
Das mit 64 Säulen eingerahmte Gebäude ist eine Nachbildung des Athene-Tempels auf der Akropolis in Athen. Während das griechische Vorbild gleich seinem ganzen Land dem Verfall preis gegeben ist, erscheint der Tempel bei Cienfuegos jedoch solide und intakt zu sein. Große, schmiedeeiserne Leuchter säumen den Weg zum Parkplatz. Wir trauen uns kaum, unseren popeligen Geely davor zu stellen. Das chinesische Auto wirkt wie ein störender Fremdkörper vor der prunkvollen Kulisse.
Wenige Schritte weiter stoßen wir auf ein auffallendes Kriegerdenkmal. Dieses ist den Marinesoldaten gewidmet, die am 5. September 1957 den Aufstand gegen das Batista-Regime mit ihren Leben bezahlten. Der Friedhof selbst gleicht einer riesigen Gartenanlage. So sind die Gräberfelder umgeben von großen Bäumen und reich bepflanzten Beeten. Uns gibt dies einen ersten Vorgeschmack auf den Jardín Botánico.
Das Hotel Jagua ist wohl der größte Klotz, in dem wir auf Kuba übernachten. Doch bevor man sich daran stört, sollte man wissen, dass das Hotel einige Vorzüge hat. Bereits durch die Lage an der schönen Punta Gorda ist es eines der berühmtesten Hotels der Insel. Einzig der Fußweg zur Altstadt von Cienfuegos ist etwas weit, aber da können die vielen Fahrradrikschas aushelfen. Die Lobby ist riesig und mit Pflanzschalen, die von der Decke hängen, reich dekoriert. Kleine Läden finden wir im Bereich der modernen Lifte.
Im Hauptgebäude sind alle Zimmer zur Stadt ausgerichtet, womit der Ausblick nach oben immer schöner wird. Wir wohnen in einem großen, gemütlich eingerichteten und sauberen Raum. Wir sind auf der Meeresseite, im vorletzten Zimmer, einquartiert. Damit haben außer der Sicht zur Stadt auch einen Blick auf das Meer und, nach unten, dem Hotelpool. Dieser ist optisch zwar nicht der Schönste und das Wasser im Winter ganz schön frisch, zur Abkühlung nach unseren Spaziergängen und Ausflügen aber bestens geeignet. Zudem gibt es genügend Liegen im Schatten. Über einen hübschen Bootsanleger gibt es außerdem einen Zugang zur Bucht. Wegen der Stadtnähe verzichten wir aber lieber auf ein Bad im Meer.
Nach dem mageren Frühstück im Hotel Playa Larga können wir uns im Hotel Jagua mal wieder richtig satt essen. Der Saal ist groß und voller Leute, sodass wir auch hier kurze Zeit nach Besteck und einen freien Tisch suchen müssen. Als wir sehen, was das Büfett alles bietet, ist uns dies eins. So haben wir die Wahl zwischen Morbier und anderen Käsesorten, eingelegte Essiggurken mit Oliven und richtig gutes Brot. Dazu gibt es alles, was alle anderen Hotels zusammengenommen, morgens zu bieten hatten. Lars freut sich über das Omelette mit gebackenem Speck. Einfach toll!
Wer wie wir im Hotel nur frühstückt, zum Abendessen aber lieber andere Restaurants aufsucht, findet dazu in der näheren Umgebung mehrere Möglichkeiten. Vom Palastrestaurant bis hin zur einfachen Imbissbude ist alles vertreten. So befindet sich schräg gegenüber das Restaurant, in dem Ché und Fidel vor dem Einzug nach Havanna Paella gegessen haben. Und wer einen halbwegs gut sortierten Laden sucht, findet den ein Stück stadteinwärts am Prado. Auch das ist in Kuba nicht alltäglich. Das Jagua an sich ist damit zwar ein typisches Busrundreisehotel. Durch die Annehmlichkeiten im Hotel bzw. im Umfeld aber fühlen wir uns sehr wohl. Verstärkt wird dieser Eindruck natürlich durch die reizvolle Stadt Cienfuegos.
Sonnenuntergang beim Hotel Jagua in Cienfuegos