Zwei Tage Pause am Strand, den wir ebenso wie das Hotel nun doch ein wenig lieb gewonnen hatten - naja, eine Kubanerin wollte ja so gerne den Bikini von Annette geschenkt bekommen... - sollten als Erholung vor dem nächsten Ausflug reichen. Die Kolonialstadt Trinidad war unser neues Ziel, welches uns innerhalb einer Zweitagestour in den kolonialen Süden der Insel bringen sollte. Vor allem wollten wir in die Natur und somit zum Wasserfall El Nicho.
Auf der Fahrt zum El Nicho lernten wir mit der Autobahn die wahre Lebensader des Landes kennen. Durchsagen wegen irgendwelchen Personen, Gegenstände, Radfahrern, Pferden (Kutschen) und auch Falschfahrern kann man sich hier sparen, da sie allesamt nebeneinander die nie fertiggestellte Straße nutzen. Nicht selten bieten hier selbst Bauern und Händler ihre Waren unter Brücken feil, während beinahe allerorts Einheimische bis zu sechs Stunden auf eine Mitfahrgelegenheit (meist Ladefläche eines Lkws) warten.
Zu der Raststätte, die sich auf der anderen Fahrbahnseite befand, bog unser Bus übrigens standesgemäß nach links und damit quer über die Gegenfahrbahn ab.
Obwohl der größte Teil der Antilleninsel sehr flach ist, führte uns der Weg zur Südküste bald durch eine wenig entwickelte und teils sehr entlegene Bergwelt. Doch zuvor mussten wir mit einem alten Schiff, seinem vielen Dieselrauch und beängstigenden Schlagseite den Embalse Hanabanilla, einen großen Stausee, überqueren.
Interessant waren hier vor allem die anderen Touris, die sich auch von der schiefsten Schieflage nicht davon abhalten ließen, ständig die Seite zu wechseln, ohne dass man dadurch entscheidend mehr gesehen hätte, oder die sich tapfer eine Dreiviertel Stunde am Heck Einrußen ließen. Durften wir das Boot noch über einen richtigen Anlegesteg betreten, erfolgte der Abgang übrigens über eine natürliche Hangkante, zu der man halb springen musste, halb von den Reiseleitern gehoben wurde.
Schmerzlich vor allem für einen, der unglücklicherweise den Weg zwischen Boot und Land wählte und wenige Stunden später eine halbe Flasche Jod über die winzige Schramme goss.
Aua!!! Oder mit ein paar Worten mehr:
Auf der nächsten Etappe zum El Nicho schaukelte uns ein russischer Militärlaster über spitze Steine und aneinandergereihte Schlaglöcher über eine schon lange nicht mehr vorhandene Straße endlich durch die Berge. Fotografieren unmöglich, dafür aber blaue Flecken und kleinere Prellungen im Preis inbegriffen und damit für Leute mit künstlichen Gelenken, Rücken- oder Hüftschäden absolut ungeeignet. So verdanken wir das einzige Bild von während der Fahrt durch den Nationalpark Topes de Collantes einer Italienerin, die mit Unterstützung ihres Freundes beinahe zwei Minuten brauchte, um uns in der halben Sekunde zwischen zwei Bodenwellen wenigstens in etwa mittig zu treffen.
Fahrt in einem russischen Militärlaster auf Kuba
An dieser Stelle hätte ich gerne ein Bild einer Schule gezeigt, die mitten im fast unbesiedeltem Bergland mit Solaranlage ausgerüstet wurde. Damit soll es Kindern in ganz Kuba möglich sein, über Fernsehen, Video und am Computer ausgebildet zu werden. Leider wurde auch diese Aufnahme von den vielen Straßenfragmenten verhindert.
Um so schöner war dafür der Abstecher in den Nationalpark Kubas, wo wir neben der Kaffee- und Cacaobohne zahlreiche Zitrusfrüchte, Tillandsien und Bromelien als einen der Höhepunkte erstmals einen frei lebenden (wahrscheinlich gezähmten) Kolibri bewundern durften. Hier hätten wir Gelegenheit gehabt, in dem Becken des Wasserfalls El Nicho zu baden, haben wegen der Trübung des Wassers durch kurz zuvor gefallenen Niederschlägen allerdings darauf verzichtet.
Nicht verzichten sollte man hier hingegen auf Autan, welches wir als einzige dabei hatten und natürlich nicht weitergegeben haben - schließlich wäre dadurch unser Vorteil verkleinert worden und irgendwen müssen die Mücken ja stechen...
Videos zu unseren Ausflügen und Wanderungen auf Kuba.
Weder zerstochen noch gebadet (daher zuvor zu unnütz in einem unappetitlichen Urwaldklo umgezogen) und unverschämt hungrig gab es bei zunehmend ungemütlicherem Wetter eine kleine Stärkung vor der Weiterfahrt. Da Fotografieren während der Fahrt wieder nicht möglich war, soll ein kleiner Junge erwähnt werden, welcher erst eine Mango auf die Lkw-Fläche warf und uns dann bergauf beinahe einen Kilometer weit hinterherrannte.
Leider völlig umsonst, da wir solange nach einem Kugelschreiber-Geschenk suchen mussten, dass er vorher doch abreißen lassen musste und ihn wohl nicht mehr gefunden hätte. So blieb uns nur der Blick erst nach vorne, wo heftige Gewitter tobten, und später nach hinten, wo kurz nach unserer Durchfahrt heftige Gewitter tobten, während wir selbst die ganze Zeit über im Trockenem saßen. Ein Wetterservice, den es übrigens nur auf Kuba und nur für »Nicht-Rucksack-Touristen« gibt.
»Varadero hat einen der schönsten Strände der Welt.« Spätestens an der Südküste Kubas darf das dann auch geglaubt werden. Liegt nämlich der Atlantik nördlich der Antilleninsel fast wellenlos ruhig am sandigen Strand, bricht sich das Karibische Meer mit heftigen Wogen an den vielen zerklüfteten Felsen der Südküste. (Wellen-) Baden also auf eigene Gefahr. Der kleine Fleck im Bild unter diesem Text bin übrigens ich beim Versuch, das nicht nur sehr kleine, sondern auch sehr weiche Stückchen Strand wieder emporzuklettern ...
»Ohne Zucker kein Wohlstand, ohne Treibstoff kein Zucker.«
Mit dieser einfachen Gleichung versucht die USA seit Mitte der Neunziger Jahre, das verhasste Fidel-Kuba endlich in die Knie zu zwingen, um auch hier »the american way of life« zum Wohle eben derselben US-Amerikaner durchzusetzen. Kuba und mit ihm die Kreolen haben sich einen höheren Lebensstandard erarbeitet als es die Einwohner aller anderen lateinamerikanischer Staaten vermochten.
Dass dies unbedingt geändert werden muss, spiegelt sich in dem Diktat der USA wider: Firmen, welche mit Kuba Handel betreiben, müssen befürchten, keinen Handel mehr mit der USA betreiben zu dürfen, bzw. damit rechnen, dass ihre Niederlassungen in den Staaten geschlossen werden. Staaten, welche Kuba unterstützen, müssen mit Sanktionen rechnen, wie z.B. Russland, welches seine Erdöllieferungen nach Kuba einstellen musste, um weiterhin Getreide aus den USA zu erhalten.
Das Ergebnis dieser Politik lässt sich leicht an den Zuckerfabriken ablesen, die eine nach der anderen geschlossen werden muss, um den übrig gebliebenen Fabriken als Ersatzteillager zu dienen.
Glücklich, wer fern solcher Politik in einer fauchenden Dampflok (teilweise hatten wir das Gefühl, von einer fahrenden Müllverbrennungsanlage gezogen zu werden) eine Fahrt durch die Felder genießen kann. Glücklich, wer von einer hübschen Kubanerin eine Rose geschenkt bekommt und glücklich, wer dabei den Klängen der mitgereisten Musiker lauschen darf, überglücklich, wer all dies nicht alleine hat (-: