Auf dem Weg von Santa Clara nach Trinidad lohnt sich ein Umweg über den Embalse Hanabanilla. Bei Manicaragua verlassen wir also die Direktverbindung und fahren Richtung Hanabanilla. Etwas planlos wissen wir zwar nicht, was wir dort unternehmen können. Da aber ein großes Hotel am See steht, gehen wir davon aus, dass es dort Möglichkeiten für einen Bootsausflug gibt. Beim Abzweig zum See nehmen wir mit einem Vater und seinem Sohn die nächsten zwei Anhalter mit. Bei dem Abstecher in die 7 km lange Sackgasse sind wir gespannt, was uns am Ende erwartet. Immerhin ist die Straße für eine Nebenstrecke sehr gut und wird die bergige Landschaft mit jedem Kilometer schöner.
Kurz vor der Staumauer wollen die beiden bei einem Parkplatz aussteigen. Was sollen wir sagen? So wie wir anhalten, werden wir auch schon von einem Mann angesprochen, der Bootstouren vermittelt. 25 CUC soll die Fahrt über den See bis zu einem Restaurant und weiter zu einem Wasserfall kosten. Der Ausflug soll insgesamt vier Stunden dauern. Es ist zwar das erstbeste Angebot, das wir bekommen. Aber es ist okay. Zudem können wir das Auto gleich vor Ort (sicher!) stehen lassen. Einen Augenblick später sind wir dann auch schon auf dem Weg zu den Booten. Dass es so einfach ist, hätten wir nicht gedacht.
Wir folgen unserem noch ganz schön jungen Bootsführer über einen schmalen Pfad bis zum See. Die Boote sind recht klein, aber alle überdacht, damit die Touristen auf den Wasser keinen Sonnenstich bekommen. Erst muss getankt werden, weshalb wir kurz an Land warten müssen. Dann aber dürfen wir einsteigen und wird der übergroße Rasenmäher-Motor mitten im Boot angeworfen. Etwas laut tuckern wir über den See.
Es ist Jahre her, als wir das erste Mal über den großen Stausee getuckert sind. Das Boot hatte Schlagseite und stank tierisch nach Diesel. Damals hatte sich Lars schon überlegt, wie lange es wohl dauert, bis er mit mir im Schlepptau an Land geschwommen ist. Immerhin hatte die Touristengruppe mit ihrem hin und her Gerenne einiges zur Schlagseite beigetragen. Diesmal sind wir alleine und fühlen uns deutlich sicherer.
Traumhafte Landschaft beim Embalse Hanabanilla in Kuba
Der Embalse Hanabanilla liegt auf ca. 370 Metern und ist der einzige Bergsee Kubas. Der angestaute See treibt das größte Wasserkraftwerk der Insel an. Auch sichert er die Trinkwasserversorgung der Provinz Villa Clara. Idyllisch liegt der über 30 km lange Speichersee in den Wäldern der Sierra del Escambray. Überall schauen Königspalmen aus den Wäldern und verwandeln die Kulisse in eine Bilderbuchlandschaft. Richtig schön!
Unser erstes Ziel ist das Restaurant Rio Negro. Es ist noch recht früh am Morgen, weshalb die Küche noch geschlossen ist. Stattdessen genießen wir die herrliche Atmosphäre bei dem strohgedeckten Haus, gönnen uns was Kaltes zum Trinken und freuen uns über die schöne Aussicht. Dabei treffen wir auch einen deutschen Veranstalter für Angelausflüge. Entgegen der Beschreibungen in den Reiseführern bestätigt er uns, dass in dem See keine Forellen vorkommen. Es hätte uns auch gewundert.
Das Wasser mag ja sehr sauber sein, aber glasklar ist es mit Sicherheit nicht – und außerdem ist es viel zu warm, um genügend Sauerstoff für Salmonidae (Lachsfische) aufzunehmen. Dafür tummeln sich viele Schwarzbarsche im Wasser, die hier in den 50er Jahre angesiedelt worden und seitdem die Sportfischer anlocken. Leider ist der Bestand seit ein paar Jahre aufgrund der Schwarzfischerei der Kubaner stark rückgängig. Als Konsequenz lassen die Hobbyangler die größeren Fische wieder frei, in der Hoffnung, dass sich die Fische wieder vermehren. Komischer Sport. Arme Fische!!!
Wieder auf dem See passieren wir zerklüftete Felsen aus Muschelkalk, welche mit großen Agaven bewachsen sind. Interessanter aber finden wir die vielen Schildkröten, die uns auf einmal auffallen. Sie sonnen sich auf den Felsen oder schauen neugierig aus dem Wasser, bevor sie schnell abtauchen. Unser Ziel ist der Arroyo Trinitario-Wasserfall, welcher sich in einem Nationalpark befindet.
Wir halten an einem winzigen Kai und werden schon von einem Hund begrüßt. Es kommen wohl nicht so viel Touristen hierher. Dankbar für die Abwechslung begleitet er uns bis zum Kassenhäuschen. Oder bewacht uns, dass wir ja nicht drum herum schleichen. So dürfen wir an eine Frau der Parkverwaltung 20 CUC bezahlen, bevor wir uns auf dem Sendero natural los helechos, dem Farn-Naturpfad, auf den Weg machen. Wir haben Glück, dass es die letzten Tage nicht sonderlich viel geregnet hat. Der zum Teil steile Pfad ist bei Nässe sicherlich ganz schön matschig.
Über Holzleitern klettern wir zum Wasserfall. Ein wunderschöner Naturpool lädt zum Baden ein. Das Wasser ist klar und ich strecke mal die Füße hinein. Ja, das mit dem Baden lasse ich lieber. Nach der Wärme auf dem See fühlt es sich bitterkalt an. Dafür öffnet sich uns bei dem Wasserfall eine tolle Aussicht auf den See.
Oberhalb des Wasserfalls verläuft der Pfad weiter durch den Wald, erst recht steil entlang der Kaskaden, dann allmählich ebener. Nachdem wir dem Bachlauf noch ein kurzes Stück bergauf folgen, kehren wir zum Boot zurück. Wieder an den Schildkröten vorbei, sitzen wir noch eine ganze Weile im Boot, bis die Tour bei den provisorischen Anlegeplätzen nahe der Staumauer endet. Mit dem guten Gefühl, spontan etwas Schönes erlebt zu haben, nehmen wir die letzten Kilometer nach Trinidad in Angriff.
Bootsausflug auf dem Stausee Embalse Hanabanilla nahe Trinidad. Eindrücke von der schönen Landschaft am Rand des Nationalparks Topes de Collantes, Aufnahmen vom Wasserfall.