Havanna ist die Stadt der fröhlichen Salsa-Rythmen, der Oldtimer und mit einer Architektur, die kurz vor dem Zerfall scheint. Zwischen unserer beiden Reisen hat sich in der Hauptstadt Kubas einiges gemacht. Es ist einfacher geworden, essen zu gehen und einige der Gebäude sind weniger marode als damals. Doch seinen authentischen Charme hat sich die Stadt erhalten. Und auch die Pannen, die uns widerfuhren, haben uns nur wenig überrascht.
Eine gewaltige Kaimauer schützt die breite Straße und die dahinterliegenden Gebäude vor dem Meer. Trotzdem schwappen auch bei leichten Windböen hohe Wellen über die Mauer und bereiten so manch Touristen ein nasses Vergnügen. Der Malecón ist nicht nur die berühmteste Straße Havannas, er bildet auch die beliebteste Flaniermeile für Besucher und Habaneros.
Wir starten unseren Spaziergang im Osten beim Castillo de la Punta. Tagsüber brennt uns die Sonne auf den Kopf. Kein Baum spendet Schatten und nur Touristen wagen einen Spaziergang über den breiten Gehweg. Die wenigen Einheimischen, denen wir begegnen, versuchen die Besucher in ihre Geschäfte und Lokale zu lotsen. Eine Ausnahme ist ein Paar, welches sich in die Wellen stellt und der Meeresgöttin Yemayá Opfer darbringt. Sie sind klatschnass, was vielleicht heißt, dass die Göttin sie erhört hat und einige Probleme gelöst sind.
Wellen am Malecón von Havanna
Auch an den alten Prachtbauten entlang der Avenída gibt es noch einige Probleme zu beheben. Salzige Gischt, die wir bei unseren Spaziergängen auf unserer Haut spüren, nagt beständig an der Bausubstanz. Die Fassaden sind durch Salz und jahrelanger Vernachlässigung sehr zerfressen und die UNESCO versucht zu retten, was noch zu retten ist. Noch zaubert die marode Architektur einen gewissen Charme des Zerfalls.
Beim Abendspaziergang wundert uns, in wie vielen der baufälligen Gebäude Licht brennt und noch immer Leute wohnen. Jetzt kommen auch die Habaneros zum Malecón. Man trifft sich hier zum gemeinsamen Angeln, Bummeln, Flirten oder Schwatzen. Hin und wieder will uns jemand etwas verkaufen oder ein Restaurant empfehlen. Aber im Großen und Ganzen ist ein Spaziergang an der Uferpromenade eine angenehme Sache.
Eindrücke vom Malecón den und den hohen Wellen, die vom Meer über die berühmte Kaimauer von Havanna schlagen.
Vom Hotel Inglaterra aus, durch den Parque Central, kommen wir auf die Calle Obispo. Die einst erste asphaltierte Straße von Havanna ist heute eine gut besuchte Fußgängerzone mit allerhand teuren Geschäften und Restaurants. Sie ist zugleich die beste Verbindung vom Prado zum historischen Zentrum. So zieht es uns am »Ambos Mundos« vorbei zur Plaza de Armas. Zwölf Jahre ist es her, als wir das erste mal versuchten, über diesen Platz zu schlendern. Damals wurden wir von mehreren, sehr aufdringlichen Gitarristen verfolgt, die alle auf einen Dollar hofften. Heute sind wir nicht mehr auf der Flucht. Gitarristen gibt es immer noch, aber die Aufdringlichkeit hat sehr nachgelassen. Der Dollar wurde durch den CUC ersetzt.
Besuch vom Castillo de la real Fuerza
Beim Standbild von Carlos Manuel de Céspedes sitzen wir im Schatten der Bäume auf den Steinbänken und beobachten die Leute. Ein großer Büchermarkt um die Parkanlage bietet alte, zum Teil sehr zerfledderte, Bücher mit Fidel, Che und weiteren alten Bekannten feil. Auch alte Kameras, Münzen und Devotionalien aus der Zeit der Revolution sind zu finden.
Palacio de los Capitanes Generales - Palast der Generäle
Über die gut erhaltene Holzstraße kommen wir zum Palacio de los Capitanes Generales. Der Barockpalast ist mit seiner kubanischen Kolonialarchitektur das wichtigste Gebäude am Waffenplatz und beherbergt das Stadtmuseum mit Sammlungen aus der Geschichte Havannas.
Einen guten Steinwurf weiter befindet sich das Castillo de la Real Fuerza. Das imposante Gebäude diente mehrere Jahrhunderte lang als Hauptverteidigungsanlage der Stadt. In dem ehemaligen Fort ist das Schifffahrtsmuseum untergebracht. Wir besichtigen den Vorplatz mit den vielen Kanonen, eh uns der Hunger in das nahe liegende Café París zieht. Bei lauter Live-Musik essen wir günstige, aber leckere Pizza (4 CUC) zu einem viel zu teuren Mojito (4 CUC) und genießen den kubanischen Flair.
Nahe der Plaza de Armas, dem Waffenplatz, kommen wir zum Kathedralenplatz von Havanna. Die barocke Catedral de la Virgen María de la Concepción Inmaculada aus dem 18. Jahrhundert wurde 1982 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Das im Innern eher schlicht gehaltene Gotteshaus besitzt außen ein paar Besonderheiten, wenn man genau hinsieht. So stören die ungleichen Türme die Symmetrie. Nachdem der breite Turm stand, stellten die Erbauer fest, dass der zweite Turm den Zugang zur Calle San Ignacio versperren würde. So wurde dieser einfach schmaler gebaut. Auch in der Fassade fehlt etwas. So sind die Nischen für Heiligen-Statuen noch immer leer. Zum Schutz vor Zerstörung stehen die Statuen seit der Kubanischen Revolution im Vatikanstaat.
Der Vierecksplatz selbst ist von einigen kolonialen Palästen und Villen umbaut, die inzwischen restauriert wurden und Geschäfte, Museen und Restaurants beherbergen. Interessanter als Einkaufen oder einen Museumsbesuch finden wir die Menschen auf dem Platz. So beobachten wir eine ganze Weile das Geschehen aus dem Schatten der Arkaden.
An einer Säule des Casa del Marqués de Aguas Claras sitzt eine dicke alte Kubanerin. In ihrer kolonialen Verkleidung und mit einer viel zu großen künstlichen Zigarre wartet sie auf gebefreudige Fotografen. Immerhin folgt eine Touristengruppen der nächsten auf den Platz. Eine weitere Frau versucht lauthals, bunte kubanische Puppen zu verkaufen. Vor allem aber fallen uns aufdringliche Damen auf, die den männlichen Touristen einen dicken Kuss - mit reichlich Lippenstift - aufdrücken wollen. Die Masche mit dem anzüglichen Ranschmeißen wirkt. So fallen uns doch einige Männer mit einem übergroßen Lippenabdruck auf der Backe auf.
Wer in Havanna ist, kommt an Ernest Hemingway nicht vorbei. Mehrere Hotels, Restaurants und Bars werben mit dem in Kuba verehrten Schriftsteller. So schrieb er in seiner Wahlheimat die Novelle »Der alte Mann und das Meer«. Für dieses Werk erhielt Hemingway den Pulitzer- sowie auch den Nobelpreis für Literatur. Die Geschichte handelt von dem kubanischen Fischer Santiago, der mit einem großen Merlin den Fang seines Lebens erhofft hatte. Nach tagelangem Kampf ist der Fisch so erschöpft, dass Santiago ihn töten kann.
Hemingway-Bar La Bodeguita del Medio
Er bindet das tote Tier an sein Boot und begibt sich auf den Rückweg. Auf dem langen Weg geht der Kampf weiter, da Raubfische von dem Kadaver angelockt werden. Bei diesem Kampf hat der Alte Mann das Nachsehen. Bei seiner Ankunft im Hafen hängt nur noch ein Skelett am Boot. Während der Fischer enttäuscht und erschöpft zu Hause ausschläft, sind Touristen und andere Fischer beeindruckt. Denn sie halten das das Gerippe für ein Haiskelett.
Wahrscheinlich kennen die meisten Ernest Hemingway nur seinen Namen nach. Ihnen genügt zu wissen, wo er seinen Mojito geschlürft hat. Tatsächlich ist die Hemingway-Bar La Bodeguita del Medio leicht zu finden: Gleich in der Gasse neben der Kathedrale. Und zwar dort, wo regelmäßig viele Touristen stehen und der lauten Musik lauschen. Das verwinkelte Lokal soll immer noch die besten, wenn auch teuren Mojitos ausschenken und ist eigentlich immer gut besucht. Auf Anhieb einen freien Platz zu bekommen, ist Glückssache.
So belassen wir es bei einem kurzen Abstecher, eh wir weiter zum Hotel »Ambos Mundos« spazieren. Hier wohnte Ernest Hemingway eine Weile im Zimmer 511, wo er den Roman »Wem die Stunde schlägt« schrieb. Das Zimmer ist heute ein kleines Museum. Als größten Schatz beherbergt dieses seine Schreibmaschine. Daneben lohnt sich ein Besuch der Dachterrasse, die wir mithilfe eines altertümlichen Metalllifts erreichen. Dort genießen dann auch wir einen Mojito bei kubanischer Live-Musik und herrlicher Aussicht über die Altstadt zum Meer.
Beim Parque Central eröffnet sich uns die schönste Sicht auf das »Capitolio«, welches dem Washingtoner Kapitol in den USA gleicht. Hier startet die lange Flaniermeile Havannas. Im Schatten der Bäume verläuft der Paseo del Prado als Allee bis zum Malecón und schützt die Fußgänger vor Sonne und den Autos. Der Paseo del Prado hat eine beachtliche Breite und sich, vergleicht man alte Bilder mit heute, über die Jahrzehnte optisch kaum verändert. Ein Unterschied ist jedoch, dass neben den Oldtimern heute auch moderne Autos die Straßen nutzen und die Fassaden hie und da etwas heruntergekommen sind.
Damals führten hier die edlen Damen ihre hübschen Kleider aus, die Männer zeigten sich in den neuesten Flitzern aus den USA. Einige der alten Autos fahren heute noch herum. Frisch aufpoliert oder völlig heruntergekommen, aber es gibt sie noch zu genüge. Pariser Mode hingegen tragen höchstens die Touristen. Bis auf samstags beim Palacio de los Matrimonios. Da treffen wir auf herausgeputzte Habaneros bei Hochzeiten. Ansonsten ist der Paseo del Prado mit seinen gemütlichen Steinbänken der Treffpunkt für Alt und Jung. Hier wird gespielt, gelacht, geschwatzt, beobachtet oder einfach nur der Vogelkäfig in die Bäume gehängt.
Wir gönnen uns in der Pizzeria »A Prado y Neptuno« eine leckere Penne á la Langosta und den letzten Havanna-Mojito. Nachdem wir schließlich einige Teile der einst prächtigen Architektur angeschaut haben, endet auch schon unsere Stadtbesichtigung am Prado. Ebenfalls am Prado befindet sich das Hotel Sevilla (Mercure Sevilla). In dem Gebäude ist auch Cubacar untergebracht, wo wir am nächsten Morgen unseren Mietwagen abholen und in ein neues, hoffentlich erfolgreiches und interessantes Abenteuer auf Kuba starten.
Nach der Fahrt ins Zentrum von Havanna beschert uns das Park View Hotel die nächste Überraschung: wo wir für die ersten beiden Nächte ein Zimmer gebucht hatten, befindet sich eine Baustelle. Das Hotel ist geschlossen und wir stehen trotz Buchungsbestätigung und Bezahlung nicht auf der Gästeliste. Nach langem Hin und Her werden wir bei der gegenüberliegenden, aber schon vollen Privatunterkunft abgeholt. Müde laufen wir im Dunkeln durch – gefühlt – halb Havanna, bis wir beim Casa Particular Ibis y Amado endlich ein Bett für die Nacht finden.
Eine schmale Treppe windet sich durch das Treppenhaus des alten Gebäudes. Beim Casa im dritten Stock treffen wir auf eine für Kuba typische Gittertüre als Eingang. Dort werden wir von Ibis herzlich begrüßt und sie bringt uns auf eines der beiden Zimmer. Es ist klein, aber so liebevoll wie möglich eingerichtet und es ist sauber. Der Boden ist gefliest und die Wände sind in Natursteinoptik verkleidet. Im winzigen Bad mit Falttür finden wir Toilette, Waschbecken und Dusche mit warmem Wasser. Ein Ventilator an der Decke oder eine im kleinen Bodenfenster eingelassene Klimaanlage sollen für Kühlung sorgen, brauchen wir aber nicht. Alles funktioniert. Auch der viel zu laute Fernseher, der nur ausgeht, wenn man den Stecker zieht. Wichtig für uns ist erst einmal der große Kühlschrank mit viel Wasser (und Bier) und das Bett.
Während ich so erschöpft bin, dass ich kaum Lärm und Geruch wahrnehme und beide Nächte tief durchschlafe, hat Lars da größere Probleme. Im ganzen Gebäude gibt es keine Glasfenster oder -türen. Der Durchzug sorgt für die Belüftung und Kühlung, lässt aber auch den Straßenlärm und am frühen Morgen den »Duft« der alten Dieselmotoren in den Raum. Als Folge ist mein armer Mann die ersten beiden Urlaubstage leicht muffelig gelaunt. Da wir spät angereist sind und Ibis nicht auf ein Frühstück vorbereitet ist, frühstücken wir am ersten Morgen in einem nahegelegenen Hotel. Weder die Auswahl, noch die Menge können Lars' Laune aufhellen. Jetzt ist er nicht nur müde, sondern auch noch hungrig.
Da wir noch Unterlagen für unsere Rundreise bekommen sollten und keiner beim Veranstalter weiß, wo wir sind, hilft uns Ibis bei der Organisation. Wir sitzen bei der kubanischen Familie im Wohnzimmer, wo viel geredet und geregelt wird. Dort bekommen wir am zweiten Morgen auch ein Frühstück, was auch Lars wieder etwas besser stimmt. Anders als im Hotel steht jetzt der ganze Tisch voll mit frischem Obst, Käse, Brötchen, Gurken, Omelette und einigem mehr. Nebenher läuft der Fernseher mit komischen amerikanischen Serien in höchsten Tönen.
All das ist ganz normal in Kuba. Inzwischen gibt es ganz viele Casa Particulares in Kuba. Preislich sind sie natürlich einiges günstiger als die Hotels (bei unserer Reise war es ein Fünftel vom Hotelpreis). Mit dem Ibis y Amado haben wir ein Casa mitten im alten Zentrum, in der Nähe vom Prado und Malecón. So ist alles zu Fuß gut zu erreichen. Die Familie ist sehr nett und wir fühlen uns gut aufgehoben und mit dem Frühstück verwöhnt. Damit entwickelt sich die Panne von Papaya Tours zu einer schönen Möglichkeit, unter das Volk zu kommen.
Wenn wir von Hotels sprechen, die sich nicht mit Ruhm bekleckern, so steht das Hotel Park View in der ersten Reihe. Dass etwas falsch läuft, kann passieren. Sich um 22 Uhr Ortszeit bei sechs Stunden Zeitunterschied für die Gäste auf die eigene, fehlerhafte Liste zu konzentrieren und dem bezahlten Hotelvoucher keinerlei Beachtung zu schenken, ist jedoch völlig inakzeptabel. Nicht mit Ruhm bekleckert hat sich auch Sprachcaffe, der vor Ort verantwortliche Veranstalter. So war bei den beiden kubanischen 24-Stunden-Notfallrufnummern niemand zu erreichen. Das führte wohl mit dazu, dass die Hotelmanagerin mich dann am Telefon fragte, ob ich für die Nacht das Casa Particular gegenüber vom Hotel oder ein anderes Hotel bevorzugen würde?
Das Casa Particular sollte 30 CUC, das Hotel 150 CUC kosten. Interessiert mich nicht, also bevorzuge ich das Hotel. »Aber das Hotel kostet 150 CUC, das Casa Particular nur 30 CUC. Was bevorzugen Sie?« Meine Antwort: »Ja, das Hotel. Was würden Sie denn bevorzugen?« war ungeschickt. Denn danach wollte die Managerin wieder die Rezeptionisten sprechen, und dann wurden flugs die Koffer aus dem Taxi geladen (worauf der Fahrer schleunigst das Weite suchte) und wir hinüber zum bereits ausgebuchten Casa Particular geführt.
Wohl aber versprach die Rezeptionistin, sich »darum« zu kümmern. Ja, so speist man lästige Gäste ab. Denn tatsächlich hatte die gute Frau am nächsten Morgen längst Feierabend und wusste die neue Rezeptionistin von nichts. Stattdessen meinte sie, es wäre am besten, wenn wir nochmals bei der Agentur anrufen. Wenig später erzählte sie Ähnliches unserem Guide. Wo wir untergebracht sind, konnte sie ihm hingegen nicht sagen. Denn dazu hätte sie ja die Inhaber vom Casa Particular gegenüber fragen müssen ...
Nachdem uns das Hotel Park View sowohl die Ankunft, als auch den ersten Vormittag in Havanna verdorben hatte, stand am Ende der Reise noch eine weitere Nacht in dem Hotel an. Groß Lust darauf hatten wir zwar nicht. Wir wollten aber nicht riskieren, dass wir durch einen Wechsel ein zweites Mal nicht gefunden werden. Zugleich waren wir gespannt, was sich das Management als Wiedergutmachung für den verpatzten Start hatte einfallen lassen.
Die Antwort ist ernüchternd: Nichts. Wir wurden empfangen, als sei überhaupt nichts vorgefallen. Nicht einmal eine Entschuldigung war drin. Der einzige Unterschied, den wir im Vergleich zu anderen Gästen beobachten konnten, war, dass uns kein Begrüßungscocktail angeboten wurde. Dafür hat uns das Hotel Park View als Erstes von über 200 besuchten Hotels Gebühren für eine kurzzeitige Kofferaufbewahrung berechnet.
Das Hotel an sich ist schnell beschrieben. So war unser kleines Zimmer (Nr. 305) zwar frisch renoviert. Allerdings fehlen Möglichkeiten, Klamotten oder auch nur den Kulturbeutel abzulegen. Stühle gibt es nicht. Zudem ist der Name irreführend. Denn statt einen Blick auf den erwarteten Park bieten die meisten Zimmer nur eine Sicht über einen völlig verbauten und in Teilen verfallenen Straßenzug. Immerhin: die Dusche funktioniert, die Betten sind bequem und im Schrank liegen zusätzliche Decken für die auch in Havanna kühlen Winternächte.
Ernüchternd ist auch der Besuch des Restaurants im obersten Stock. Hier reicht die Sicht zwar über die Häuser der Altstadt bis aufs Meer. Allerdings besitzt der längliche Raum keinen Flair, weshalb wir den obligatorischen Mojito lieber an der Hotelbar genossen haben. Leider können wir auch hier dem Frühstück nichts abgewinnen. Dieses wird von den Angestellen lustlos ausgegeben und macht in Menge und Qualität deutlich, dass hier nicht nur die Bausubstanz dringend in Ordnung gebracht werden muss.
Nach unserer Reise haben wir gehört, dass es auch anderen in Havanna so wie uns ergangen ist. Sprich: das gebuchte Zimmer war nicht verfügbar. Um auf einen solchen Fall vorbereitet zu sein, empfehlen wir, sich vor der Reise Alternativen zu suchen und, wenn möglich, diese in einem Stadtplan von Havanna. Da die Hotels eher inflexibel sind, kann dies auch gerne ein Casa Particular sein wie das von Ibis und Amado:
Ibis y Amado
San Lázaro N° 32 3°piso apto#4
e/ Carcel y Prado
Centro Habana, Cuba
Tel: (53 7) 866 7680
Cel: Ibis 05 354 3713
Amado 05 2725057
yorleidyglez(at)yahoo.es
Schon bei unserer ersten Reise nach Kuba sind wir über den Prado von Havanna spaziert. Damals war die Stadt noch viel baufälliger, aber auch einiges ruhiger.
Der erste Ausflug unseres Badeurlaubs in Varadero brachte uns in die »Ein-Dollar-Stadt«. Nach der Frage, ob Espanol, Italian, Francais, Anglaise oder doch Allemand werden einem hier Musik, geschmückte Hunde und andere Motive oder einfach nur Küsse einer Kubanerin angeboten für ... richtig, einen Dollar. Ein Delfin ist auf Kuba übrigens zehn mal soviel Wert wie eine Frau - ein Delfinschmatzer gibt es nämlich erst für zehn Dollar. Aber soweit waren wir noch nicht, mussten wir uns doch an jeder Ecke erneut anhören, wo von uns aus gesehen jetzt das Hotel von Hemingway steht.
Wer die Spanier kennt, der weiß wie wichtig ihnen ihre Siesta - die wohlverdiente Mittagsruhe - ist. Um auch wirklich in Ruhe schlafen zu können, wurde daher die Straße vor dem Offiziersgebäude mit Holz gepflastert. Außerdem wurden später Kanonen an den Straßenecken eingelassen, um die Gebäude und Fußgänger vor den Zuckerbaronen zu schützen, welche mit ihren Kutschen alles in Grund und Boden fuhren.
Direkt gegenüber dem Offiziersgebäude befindet sich der Waffenplatz, die Plaza de Armas, an welchem früher die Soldaten exerzierten. Heute wird hier immer noch »marschiert«, allerdings sind es nicht mehr Soldaten, sondern Musiker, die den Touristen beinahe auf Schritt und Tritt hinterherlaufen... *grrr*
Vielgelobt wird in den meisten Reiseführern die Flaniermeile an der Atlantik-Küste, der Malecon. »Hier tobt das Leben, sieht man und wird gesehen...« ja, vor allem von den allgegenwärtigen Kindern mit ihren unentwegten »Amigo-Amigo«-Rufen, die an keiner Ecke der Stadt fehlen. Ansonsten jedoch ist dieser Bereich Havannas mittlerweile arg zerfallen, die Häuser auf der anderen Straßenseite werden mehr von der Hoffnung als vom Mörtel gehalten und Leben tobt hier schon lange nicht mehr.
Beeindruckender fanden wir da schon das Kapitol auf dem Prado von Havanna, einen originalgetreuen Nachbau des Parlamentsgebäudes von Washington. Hier sind auch die meisten alten Autos zu finden, wie der oben abgebildete Ami-Schlitten, der erst zweimal hupend über die Kreuzung fuhr und dessen Fahrer dann wild auf die Hupe einschlug, nachdem die nicht mehr abstellen wollte. Unsere Aufnahme zeigt übrigens den ungefähr fünften Versuch, die Motorhaube des Oldtimers zu schließen...
Die drei wichtigsten Spaziergänge in Havanna sind der Rundgang durch die Altstadt, vom Kapitol über den Paseo del Prado ans Meer bzw. die Bahia de la Habana und entlang des Malecon. Der letzte lohnt sich natürlich insbesondere am Abend, wenn auch die Einheimischen auf dem breiten Weg an der Küste Flanieren. Wie im Stadtplan von Havanna gut zu erkennen ist, lassen sich alle drei Spaziergänge miteinander verbinden. Bevor man sich dies vornimmt, sollte man allerdings wissen, dass es in den Sommermonaten sehr heiß und schwül in der Stadt wird. So kamen wir bei unserer ersten Reise nach Kuba schon nach wenigen Metern ins Schwitzen.
Bevor der Stadtrundgang an die Substanz geht, empfehlen wir den Umstieg auf eines der innerörtlichen Transportmittel. Neben den normalen Taxis und Oldtimer-Taxis sind dies die knallgelben, offenen »Taxi-Eier« und von kräftigen Männern angetriebenen Fahrradrikschas. Den Preis sollte man auf jeden Fall vor der Fahrt vereinbaren, wobei folgende Regel gilt: je weniger Spanisch man spricht, desto teurer kann es werden …
Daneben eignen sich, vor allem in den Gassen der Altstadt, natürlich die zahlreichen Restaurants für eine Erfrischungspause. Hier hat man die Wahl zwischen den eher hochpreisigen Cafés und Straßenrestaurants beim Waffenplatz, in der Straße Obispo und am Kathedralenplatz und den sogenannten Paladars. Mit diesen familiär geführten Restaurants haben wir während der drei Wochen auf Kuba durchweg gute Erfahrungen gemacht.