Nach zwei Nächten im Valle de Viñales geht es weiter nach Playa Larga, an der kubanischen Schweinebucht. Hier kämpften einst die Exil-Kubaner gegen die USA. Heute ist es ruhig dort. Wir beobachten Flamingos im Nationalpark Ciénaga de Zapata, gehen schnorcheln in der Cueva de los Peces oder genießen einfach die Ruhe an der Playa Larga.
Es regnet. Das erleichtert den Abschied. Blöderweise fällt uns noch auf dem Hotelparkplatz ein Scheibenwischer ab. Erst jetzt sehen wir, dass auf diesem Peugeot steht, anstatt Geely. Hat ihn jemand ausgetauscht? Wir wissen es nicht und fahren erst einmal nach Viñales zur Tankstelle. Dort wird uns sofort geholfen. Fünf Kubaner kratzen sich am Kopf, einer findet das abgefallene Verbindungsstück in der Frontscheibenrinne. Glück gehabt: nach der Rumpelstraße von gestern hätte das Teil auch weg sein können. Der Tankwart freut sich über drei CUC, die ich ihm gebe, und wir können beruhigt weiterfahren.
Auf dem Weg nach Playa Larga kommen wir nochmals durch die Hauptstadt Havanna. Dort endet die Autobahn A4 und wir müssen am Stadtrand entlang zur A1. Dabei gehen wir zwei Wegelagerern auf den Leim, die an einer Straßenverzweigung mit vielen anderen vor den Straßenschildern sitzen und stehen. Unsicher, ob wir richtig sind oder dabei, uns zu verfranzen, bremsen wir ab. Im nächsten Augenblick kommen zwei Kubaner auf uns zu, sodass wir anhalten müssen. Zur Autobahn A1? Da wollen sie auch hin und sitzen schon bei uns im Auto. Durch Havanna bekommen wir in einer Tour die Ohren voll geschwafelt. Wir lassen es über uns ergehen. Immerhin lotsen sie uns durch das Verkehrschaos der Stadt. Als wir bei der Autobahn ankommen, verlangen sie jedoch zu unserer Überraschung 20 CUC, um mit dem Taxi zurückzufahren. Völlig genervt gebe ich ihnen das Geld. Immerhin sind sie größer und stärker als wir. Wir sind erst einmal froh, sie endlich los zu sein, ärgern uns aber tierisch. Es ist wohl eine gängige Masche, bei Touristen Geld zu verdienen.
Es schifft in Strömen. Zum Glück funktioniert der Scheibenwischer. Aber wir brauchen eine kleine Pause, halten an einer Raststätte und trinken etwas. Für den Gang zum Klo verlangen sie einen CUC – soviel wie für die Getränke! Jetzt bin ich erst recht stinkig und will nur noch ankommen. Meine Laune bessert sich beim Schild »Hasta aqui llegaron los mercenarios«. Wir nähern uns der Schweinebucht. Bis hierher kamen 1961 die Söldner bei der Invasion der von den Vereinigten Staaten unterstützten Exil-Kubaner.
Playa Larga ist allerdings nicht der Ausführungsort der Auseinandersetzung. Dazu müssten wir zur nahe gelegenen Playa Girón, wo ein Museum die damaligen Ereignisse in Bildern und einem Film festhält. Wir aber bleiben in Playa Larga und genießen dort zwei Tage am kleinen Sandstrand. Dort bieten uns Möglichkeiten für Ausflüge zur touristisch geprägten Krokodilfarm von Guama oder in die Sümpfe von Zapata. Nach der langen Fahrt wird heute aber erst einmal relaxt und »testen« wir die Mojitos an der Strandbar.
Der nächste Morgen beginnt mit der Frage, ob wir nach Guamá oder zur Lagune de las Salinas in den Zapata-Sümpfen fahren sollen. Die Krokodilfarm von Guamá haben wir bei unserer ersten Reise schon besucht und beim Vorbeifahren am Vortag sah das etwas überlaufen aus. Außerdem ist die Lagune näher. So fahren wir am frühen Vormittag zum Nationalparkbüro in Playa Larga, was wir trotz der mangelhaften Beschilderung beinahe auf Anhieb finden. Während Lars am Auto wartet, versuche ich, uns im Office anzumelden.
Da die Angestellten denken, ich wäre alleine, wird mir ein hübscher, junger Kubaner als Guide zugewiesen. Natürlich zahle ich den Eintritt in die Sümpfe dennoch für uns beide. Sowie zweimal 10 CUC den Besitzer gewechselt haben, kann es dann auch schon losgehen. Es wird selbst gefahren. Wer mit dem Taxi unterwegs ist, sollte darauf achten, dass auch der Guide einen Platz braucht. So werden wir von Maydiel durch den Ort Playa Larga gelotst, eh wir bei der Schranke zum Nationalpark Ciénaga de Zapata, die Zapata-Sümpfe, Bereich Laguna de las Salinas, halten.
Mit uns sind lediglich drei Autos auf dem Weg in den Sumpf. Während die beiden anderen Fahrzeuge bereits unterwegs sind, packt unser Guide erst einmal sein Spektiv aus. Er hat schon zwei Papageien und einen Bahamaspecht entdeckt. Leider entziehen sich die Papageien unseren Blicken, womit auch wir bald die Fahrt auf der 20 km langen, schnurgeraden Straße antreten. Trotz unbefestigtem Untergrund kommen wir gut voran. Maydiel warnt vor den scharfkantigen Schlaglöchern, während Lars den Geely über die Piste rumpeln lässt. So holen wir die beiden anderen Autos bald wieder ein und können diese, als sie bei einem Termitennest halten, dann auch passieren. Schließlich wollen wir Flamingos sehen und da ist es besser, auf Krabbelinsekten zu verzichten.
Der 3000 Quadratkilometer große Nationalpark der Zapata-Sümpfe ist das größte Feuchtgebiet der Karibik. Zapata bedeutet Schuh und geht auf die charakteristische Form des Feuchtgebiets zurück. Der Wald, durch den wir anfangs fahren, steht auf einem Felsplateau. Da die Bäume durch den felsigen Untergrund nur flach wurzeln, werden sie jährlich bei den Hurrikans und Tropenstürmen stark mitgenommen. Auch wenn die Lücken dank des feuchtwarmen Klimas schnell wieder zuwachsen, bleibt der Wald durch den ständigen Windwurf niedrig.
Flamingos in der Laguna de las Salinas
Auf etwa halber Strecke öffnet sich der Wald und bekommen wir die ersten schönen Ausblicke auf die Lagunenlandschaft mit den vielen Vögeln. Mit Maydiel haben wir einen Glücksgriff gemacht. Er ist Biologe, kennt sich mit Vogelbeobachtung aus und ist er daran interessiert, uns etwas zu zeigen. Während die beiden anderen Guides die Stopps zum Quatschen nutzen, baut er als einziger überall sein Spektiv auf.
Bei drei Aussichtsplattformen können wir die Flamingos beobachten, entdecken aber auch Weiße und Graue Pelikane, tanzende Schmuckreiher (Snowy Egret), Adler, Scherenschnäbel (Rynchops niger) und einige weitere Arten. Nebenbei erklärt unser Biologe, dass in Zapata vier Mangroven-Arten wachsen: die Weiße, Schwarze, Rote und Indische Mangrove. Entlang der Piste ist die Schwarze Mangrove besonders auffallend. Denn überall wachsen Luftwurzeln aus dem sandigen Boden. Neben der Atmung dienen diese dazu, den Untergrund festzuhalten bzw. vom Wind herbei gewehte Bodenpartikel anzusammeln. Gut zu wissen.
Reiher und Leguan in den Zapata-Sümpfen
Spannender aber ist ein weißer Vogel mit schwarzen Beinen und gelben Füßen. Es handelt sich um einen Schmuckreiher (Egretta thula). »Mit den gelben Zehen imitiert er Würmer, um Fische anzulocken«, weiß Maydiel. Schöne Sache – also für den Reiher. Mit diesen und vielen weiteren tollen Eindrücken kehren wir drei Stunden im Nationalpark Ciénaga de Zapata zurück ans Festland. War es das? Nein, nachdem wir den Waldtunnel durchfahren haben, entdecken wir einen Leguan nahe der Straße. Diese Tiere sind sehr scheu und auch deshalb nur selten zu sehen. Mit diesen letzten schönen Eindrücken endet schließlich dieser schöne wie auch spannende Ausflug bei Playa Larga.
Aufnahmen von der Vogelwelt in der Laguna de las Salinas, einem Teilgebiet des Nationalparks Ciénaga de Zapata im Süden von Kuba. Flamingos, Weiße Pelikane und Schlangenhalsvögel.
Von Playa Larga sind es etwa 16 km Richtung Playa Girón bis zur Cueva de los Peces. Die mit Wasser gefüllte, 72 Meter tiefe Höhle ist Kubas tiefster tektonischer Bruch. Bei unserer Ankunft stehen mehrere Busse auf dem Parkplatz. Eigentlich hatte ich bei dem Wasserloch weniger Besucher erwartet. Aber gut, auch andere wollen von der Insel etwas sehen. Ein schöner Fußweg führt am Ausflugslokal vorbei zur Höhle. Das schön gelegene Restaurant ist dann auch der Grund, warum direkt am und im Wasser nur wenig los ist; die meisten (Bus-) Touristen sind mit Essen beschäftigt.
So finden wir bald ein freies Plätzchen beim Naturpool, der umgeben von Palmen und saftigem Grün zu einer Abkühlung einlädt. Im Schatten der Bäume gehe auch ich gerne schwimmen. Nacheinander entdecken wir beim Schnorcheln dicke Meeresfische, die sich mit Brot anlocken lassen. Während das Wasser an der Oberfläche salzig ist, soll sich weiter unten Süßwasser befinden. Ob das stimmt, können wir nicht beurteilen. Soweit kann Lars nicht runter tauchen. Allerdings müsste es dann ständig aufsteigen, da Salzwasser schwerer als Süßwasser ist.
Schnorcheln am Strand bei der Cueva de los Peces
Auf der anderen Seite der Hauptstraße geht es zum Strand und Meer. Wer will, kann sich vor Ort bei einer Tauchschule Schnorchel, Maske und Flossen ausleihen. Lars geht hier nochmals Schnorcheln. Mir ist zu viel los, weshalb ich lieber Chinesen beobachte, die sich todesmutig mit Schwimmflügel ins Meer wagen. Leider ist das Wasser in Strandnähe durch die vielen Leute aufgewühlt, sodass die Sicht trüb ist. Ein paar bunte Fische sind aber doch zu finden.
Ausflug zur Cueva de los Peces, einer gefluteten Höhle nahe Playa Larga im Süden von Kuba. Bad in dem mit dem Meer verbundenen Becken.
Bei Playa Larga gibt es nur eine Hotelanlage, das Hotel Playa Larga. Im Ort sind noch einige Casa Particulares zu finden, aber das Hotel liegt direkt am Strand. Das Einchecken geht recht schnell, sodass wir gleich zu unserem Bungalow gehen können. Dieser ist auf den ersten Blick sehr schön. Allerdings merke ich bald, dass drei Fenster nicht schließen und sich von außen aufschieben lassen. Da die Anlage leicht zugänglich ist, mag ich so etwas nicht. Also neues Zimmer verlangt und bekommen. Leider ist dieses nicht einmal halb so groß und ohne Terrasse. Das will ich natürlich auch nicht. Beim dritten Gang zur Rezeption behauptet die nette Angestellte zwar, dass das Hotel voll belegt sei, zaubert wenig später aber doch den Schlüssel zu einem weiteren, jetzt endlich passenden Bungalow herbei.
Die einzeln stehenden Hütten werden keine architektonischen Preise gewinnen, sind aber von einem schönen, mit Kokospalmen bepflanzten Garten umgeben. In unserem sind Wohn- und Schlafzimmer getrennt, ordentlich eingerichtet und sauber. Davor lädt eine mit zwei Schaukelstühlen bestückte Terrasse zum Verweilen ein. Nach unserem Erlebnis mit den Wegelagerern bei Havanna habe ich keine Lust, essen zu gehen. Mein Budget ist für diesen Tag aufgebraucht. Eingenebelt in Anti Brumm, verbringen wir den ersten Abend schaukelnd auf der Terrasse. So also lassen wir es uns bei der Falsche Wein vom Resort Rancho San Vicente bei Viñales und eine Rolle Pringles gut gehen. Wobei sich bald zwei Hunde zu uns gesellen. Auch sie lieben Chips und bewachen zum Dank die Tür zu unserer Hütte. Schöner Abend!
Wer den direkten Weg zum Strand wählt, kommt an ein paar chaotischen Arbeiterhütten vorbei. Auch wenn die Anlage insgesamt ordentlich gehalten wird, so ist für diesen Bereich anscheinend niemand fürs Aufräumen zuständig. Schade eigentlich. Der Strand selbst ist nicht sonderlich groß, aber mit seinen Kokospalmen und dem weißen Sand recht schön. Es ist ruhig und an der Strandbar kommt man (eher Frau) rasch mit einheimischen Kubanern ins Gespräch, die sich hier mit ganzen Rum-Flaschen eindecken. Ohne sie würde sich die Bar wohl kaum rentieren.
Zum Frühstück gibt es eine Unverschämtheit. Wir werden bedient, aber bei den rationierten Portionen nicht satt. Da auch die Räumlichkeiten nicht gerade einladend wirken, ist dies die beste Werbung für die Paladars im Ort. So landen wir am zweiten Abend bei Chuchy el Gordo. In dem kleinen Familienbetrieb wird alles frisch zubereitet, somit man sich auf eine entsprechende Wartezeit einstellen sollte. Aber der Reis muss erst gekocht werden und das Krokodil gefangen … Die Portionen sind auch hier viel zu groß, aber in Qualität und Geschmack richtig gut. Und der lange Rückweg zum Hotel eignet sich bestens als Verdauungsspaziergang.