Bei der Weiterfahrt von Las Terrazas nach Viñales fallen uns auf der Autobahn mehrere uniformierte Männer auf. Ihr Job ist es, Autos anzuhalten, um Einheimischen die Mitfahrt zu ermöglichen. Da im Osten von Kuba nur wenige Busse fahren, geben sie auch uns Zeichen, dass wir anhalten sollen. So wie sie das »T« auf dem Kennzeichen lesen können, winken sie uns jedoch durch. Touristen müssen keine Tramper mitnehmen.
Besuch einer privat geführten Tabakplantage nahe Pinar del Río und Viñales im Westen von Kuba. Der erste Zug an einer Zigarre.
Das gilt für den Normalfall. Bei der Tankstelle nahe Las Terrazas müssen wir dann doch anhalten. Der Grund ist ausgerechnet das Touristenkennzeichen, an dem der amtliche Autostopper erkennt, dass wir nach Pinar del Río oder Viñales fahren. Es sind die einzigen lohnenswerten Ziele für Touristen in dieser Richtung. Und genau dorthin will auch Alberto, der auf dem Rückweg von Havanna eine Autopanne hatte.
Von unserem Auto ist der junge Kubaner begeistert. Denn während die meisten Oldtimer mit gerade mal 70 bis 80 km/h unterwegs sind, pendelt unsere Tachonadel um die 100. Es sei denn, dass vor uns die nächsten Schlaglöcher auftauchen. Weil ich mich ganz auf die Straße konzentrieren muss, bekommt Annette durch unseren gesprächigen Mitfahrer reichlich Gelegenheit, ihr Spanisch aufzufrischen.
Wenige Kilometer vor Pinar del Río zeigt sich, dass ortskundige Mitfahrer in Kuba durchaus von Vorteil sein können. So ist Viñales bei der Ausfahrt dorthin zwar angeschrieben, doch hat irgendjemand den Richtungspfeil weggekratzt. Während mehrere Personen uns winken, dass wir geradeaus weiter in ihre Stadt fahren sollen, lotst uns Alberto sicher in die richtige Richtung und damit runter von der Autobahn.
Tabakplantage Las Ovas bei Pinar del Rio
Schon zuvor hatte er uns zu einer Führung über die Tabakplantage eingeladen, für die er arbeitet. Da dies ohnehin auf unserem Programm steht, nehmen wir gerne an und biegen damit im nächsten Ort rechts auf eine unbefestigte Holperstraße ab, die wir auf eigene Faust wohl nicht gefunden hätten. Etwa fünf bis zehn Minuten später - und zeitweise mit einer weiteren Mitfahrerin auf der Rückbank - verlassen wir die Holperstraße. Gleich danach ist dann auch die Tabakplantage erreicht. Alberto hält, was er verspricht.
Kaum steht unser Wagen, kommt ein Mann auf uns zu und bedankt sich, dass wir seinen Kollegen zur Plantage gebracht haben. Nachdem wir am hinteren Rand eines Felds zwei Ochsen entdecken, mit deren Hilfe die Erde gepflügt wird, führt uns der Mann zu einem bereits bepflanzten Feld. Nach der langen Fahrt genießen wir es, uns ein wenige die Beine zu vertreten und unseren Blick über die grüne Landschaft schweifen zu lassen, folgen aber auch den Erklärungen zum Tabakanbau.
Besuch einer Tabakplantage bei Pinar del Rio
So lernen wir, dass die Tabakpflanzen im Alter von etwa acht bis zehn Wochen als Setzlinge im Abstand von gut 40 cm gepflanzt werden. Danach dauert es nochmals zwei Monate, bis die ersten Blätter geerntet werden können. Dabei werden die Blätter in drei Schritten von unten nach oben genommen, sodass die Pflanze verstärkt Wirkstoffe in die oberen Blätter einlagert. Um das weitere Wachstum nach oben zu hemmen, werden außerdem die Blüten entfernt.
Nach den mit Abbildungen veranschaulichten Schilderungen kommen wir in einen Wellblechverschlag, der als Trockenraum dient. Da die Ernte erst ansteht, hängen nur wenige Tabakblätter an den Stangen. Dafür wird uns mit einem kubanischen Kaffee die nächste Überraschung serviert. Danach wird es ernst und kommen wir zum ersten Mal in unserem Leben in den Genuss einer Zigarre. Es ist sicher eine gute Zigarre...