Trinidad ist die Stadt der Zuckerbarone. Im 18. und 19. boomte hier die Zuckerproduktion. Heute finden wir dort ein kubanisches Kolonialzeitjuwel mit einem nahezu vollständig erhaltenen Altstadtkern. Farbenfrohe Fassaden und ziegelrote Dächer lassen Trinidad wirken wie ein riesiges Freichlichtmuseum. Ein Spaziergang durch die autofreien Kopfsteinpflastergassen ist ein wahrer Genuss.
Laut unserer Straßenkarte hätten wir nahe beim El Nicho auf eine Straße Richtung Trinidad abbiegen können. Die gibt es auch. Vor Ort sieht die Fahrt aber schwierig zu meistern aus. Bis zum El Nicho wären wir zwar noch mit unserem Auto gekommen, nach Trinidad schaffen es auf dieser Route aber nur geländegängige Fahrzeuge. Für uns heißt das: Einmal wenden und den langen Weg wieder zurück zur Hauptstraße und weiter über Cumanayagua bis zur Circuito Sur. Was für ein Umweg! Dafür lernen wir auf dem nächsten Stück endlich die im Reiseführer versprochenen Schlaglöcher kennen. Aber zumindest sind wir laut unseren neuesten Mitfahrern richtig, auch wenn es schon spät ist und wir wegen der schlechten Straße nur langsam vorankommen.
Kurz vor der Abenddämmerung erreichen wir Trinidad. Wären wir auf dem Weg Richtung Sancti Spiritus geblieben, müssten wir nun nicht über das historische Kopfsteinpflaster durch die Altstadt rumpeln. Wie viel hält so ein Geely aus, bevor er auseinanderbricht? Wir wissen es nicht. Und herausfinden wollen wir es auch nicht unbedingt. Denn selbst so manch einen Geländewagen hätte man für solch holpriges Terrain wahrscheinlich erst einmal mit Spezialteilen aus einem Laden für Jeep Tuning aufrüsten müssen. Auch die wenigen Wagen am Straßenrand zeigen, dass bei derart schwierigen Verhältnissen Offroader die bessere Wahl sind. City-Flitzer ohne starke Federung sind indes Mangelware.
Zu Fuß ist der Weg sehr angenehm, solange man sich auskennt. Das trifft nicht auf uns zwar nicht zu. Doch es ergeben sich glückliche Umstände. Ein großer Teil der Stadt für Autos abgesperrt, womit wir uns in den engen Gassen nicht verirren können. Außerdem zeigt uns ein netter Parkwächter schließlich den richtigen Weg. So kommen wir zwar spät und ziemlich müde beim Hotel Las Cuevas in Trinidad an, aber wir kommen an. Hoch über der Stadt sitzen wir kurz darauf auf unserer Bungalow-Terrasse, blicken über die Dächer von Trinidad und genießen den Sonnenuntergang.
Koloniale Bauten und Paläste in Trinidad
1988 wurde Trinidad von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Aber das hat die am besten erhaltene Kolonialstadt Kubas auch verdient. Nirgendwo sonst findet man auf engstem Raum eine so große Ansammlung von kolonialen Gebäuden mit historischem Wert. Liebevoll restauriert strahlt die Altstadt heute wieder das herrliche koloniale Flair aus. Und auch wenn sie nach Kubas Hauptstadt Havanna die am meistern von Touristen besuchte Stadt des Landes ist, wirkt Trinidad noch nicht überladen. Durch die vielen einladenden Läden, Museen und Restaurants verteilt sich der Trubel gut. Nach dem langen Tag aber verschieben wir den ersten Rundgang auf den nächsten Morgen, freuen uns auf das Abendessen und den täglichen Mojito.
Die am 23. Dezember 1514 von Diego Velázquez gegründete Stadt Trinidad war eine der ersten Städte Kubas. Allerdings war sie damals auf dem Landweg nur schlecht zu erreichen und somit kein guter Ausgangspunkt, um die Insel zu kolonialisieren. Lange Zeit wurde sie vernachlässigt, und als Goldfunde einen Aufschwung versprachen, überfielen jamaikanische Seeräuber die Stadt. Trinidad entwickelte sich ab da zu einem Piratennest mit Schmugglern und Kriminellen.
Erst Mitte des 18. Jahrhunderts kam der erwünschte Aufschwung. Die Französischen Revolution machte sich auch auf Haiti, dem damaligen Zentrum der Zuckerindustrie, bemerkbar. Es kam zu Sklavenaufständen und die Franzosen mussten das Land verlassen. In Trinidad fanden sie ihre neue Heimat, wo sie mit ihrem Wissen neue Zuckermühlen aufbauten. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts erwirtschafteten die Barone mehr als ein Drittel des gesamten kubanischen Zuckeraufkommens.
Aus dieser Zeit stammen auch die Herrenhäuser, Kirchen und Paläste der Zuckerbarone, die sich rund um die Plaza Mayor ansammeln. Die prächtige Architektur im Zentrum Trinidads hat die Unabhängigkeitskriege nahezu unverändert überdauert. Lange, nachdem die Zuckerrohrplantagen verwüstet und die Spanier vertrieben waren, wurde das Städtchen in den 1950er Jahre wieder entdeckt. Liebevoll restauriert, sind heute Museen, Gaststätten und Geschäfte in den Kolonialbauten untergebracht.
Palacio Iznaga in Trinidad
Typisches Merkmal für die von den Spaniern gegründete Stadt ist, dass die Plaza Mayor genau im Herzen der Stadt liegt. Zwischen den mit Palmen bepflanzten und mit weißen Zäunen umgebenen Gärten des Platzes tummeln sich Touristengruppen, klimpern Musiker auf ihren Gitarren und hofft ein alter Kubaner, mit seinem Esel ein paar Foto-CUCs zu machen. In der Mitte des Hauptplatzes steht eine griechische Statue, umgeben von Bänken.
Verglichen mit unserer ersten Reise ist inzwischen ganz schön viel gegangen. Die meisten Gebäude sind saniert. Nur ein paar wenige, wie das Palacio Ignaza, sind umgeben von Bauzäunen und werden von Grund auf restauriert. Das Schöne an Trinidads Altstadt ist die großräumig verkehrsberuhigte Zone rund um den Hauptplatz. So können wir, ohne auf Autos achten zu müssen, in Ruhe durch die kopfsteingepflasterten Gassen schlendern und Fotos machen, bevor wir weiter zum Glockenturm spazieren.
Wie vor 12 Jahren zieht es uns auch bei unserer zweiten Kubareise zum Wahrzeichen Trinidads. Der Glockenturm ist ein Überbleibsel eines Klosters, welches Anfang des 20. Jahrhunderts zerstört wurde. Der Treppenaufgang neben dem Eingang weckt schaurige Erinnerungen in uns. Ein langes, dünnes Brett stützte damals die maroden Holzstiegen. Bei genauem Hinsehen wurde das Ganze eher von der Hoffnung, als von diesem Notbehelf gehalten. Aber nichts konnte uns zurückhalten. Wir waren mutig und genossen damals den Ausblick vom Turm über Trinidad.
Heute ist es einfacher. Der Turm hat einen neuen Anstrich bekommen und der Treppenaufgang wurde zwischenzeitlich saniert. Nichts wackelt mehr und sinnlose, Sicherheit vorgaukelnde Stützen haben ausgedient. Geblieben ist die traumhafte Aussicht. Mehrere ovale Fenster eröffnen uns verschiedene Eindrücke von der Stadt und die Rundbogen-Öffnungen bei der Glocke dann bieten Ausblicke in alle Richtungen. Einzig das niedrige Geländer nach außen ist gewöhnungsbedürftig.
Wir nutzen die Gelegenheit, um auch das Museo Nacional de la Lucha contra Bandidos zu besuchen. Von Konvent und Kirche des Klosters, das dem Heiligen Franz von Assisi geweiht war, blieb nach den Zerstörungen nichts mehr übrig. 1930 wurde das Kloster wieder aufgebaut und beherbergt seit 1984 das Museum, welches die Geschichte der Piraterie dokumentiert. Auch die Revolution ist mit Dokumenten, Karten, Fotografien und Waffen ein Thema. Im von hübschen Arkaden umgebenen Innenhof steht noch ein alter Militärlaster und ein kleines Kriegsschiff. Und dazwischen bin ich dauernd damit beschäftigt, das gelangweilte Wachpersonal abzuwimmeln. Nein, ich brauch keine Geldscheine mit Che … und auch keine Münzen.
Kurzer Rundgang durch das koloniale Kleinod Trinidad an der Südküste von Kuba. Besuch des Glockenturms, dem Wahrzeichen der Stadt, und des Hauptplatzes mit den Palästen der Zuckerbarone.
Ein weiteres schönes Gebäude in Trinidad ist das Museo Histórico Principal. Der koloniale Palast wurde durch José Mariano Borell erbaut. Später wechselte der Palast in den Besitz des Zuckerbarons Justo Germán Cantero. Er war durch seine zweite Heirat mit Maria del Monserrate de Lara, Borells Cousine, zu dem Prunkbau gekommen. Allerdings genoss der Baron nicht den besten Ruf. So stammte sein Vermögen nicht nur aus dem Ertrag seiner Zuckermühlen. Er vergiftete einen Sklavenhändler und ehelichte dessen reiche Witwe. Unter mysteriösen Umständen folgte diese ihrem ersten Mann bald ins Jenseits.
Annette und Lars auf Streifzug durch die Altstad von Trinidad
Der von den für Trinidad typischen Arkaden umgebene Innenhof gleicht mit seinem reichen Pflanzenschmuck einem Garten. Drumherum sind die stattlichen Zimmer angeordnet, welche zum Teil noch mit den alten Möbeln eingerichtet sind. Die Küche wird durch lange Feuerstellen charakterisiert, die mehreren Köchen gleichzeitig genug Platz zum Arbeiten bieten. Keine Frage, der Baron wusste die angenehmen Dinge des Lebens zu genießen.
Auch der Palacio de Cantero besitzt einen Aussichtsturm, der es in sich hat. Der Aufstieg führt über mehrere Stockwerke in verschiedene Läden mit Kunsthandwerk und Kitsch. Weiter oben windet sich eine enge hölzerne Wendeltreppe zu eine Art Brücke, die uns zu einem schmalen Loch in der Decke führt. Nach einer kurzen Kletterpartie werden wir ganz oben ein weiteres Mal mit herrlichen Aussichten über Trinidad belohnt. Diesmal auch mit einem Blick zum Glockenturm des Convento San Francisco de Asis.
Nach unserem umfangreichen Stadtrundgang durch Trinidad und dem Rückweg zum Hotel ist am Nachmittag Ausruhen am Meer angesagt. Immerhin sind wir in der Karibik und zählt der Playa Ancón zu den schönsten Stränden an der Südküste von Kuba. Über vier Kilometer erstreckt sich der in mehrere Buchten gegliederte Strand entlang einer Sandbank. Am Ende dieser haben sich zwar ein paar wenige Hotels mit all-inclusive angesiedelt. Platz für Besucher anderer Hotels und der Casa Particulares gibt es aber immer noch reichlich.
Bei jedem Abschnitt versuchen uns die Parkwächter einzuweisen. Wir aber wollen zum Strand-Restaurant Grill Caribe mit dem kleinen Playa Aguilar. Hier ist es ruhig und das Restaurant bietet neben seinen berühmten Seafood-Gerichten auch eine traumhafte Sicht auf den Strand und das Meer. Mit anderen Worten: es ist genau der richtige Platz, um die Eindrücke der Stadt nachwirken zu lassen und neue Kräfte für die nächsten Ausflüge zu sammeln.
Bei unserer Anreise nach Trinidad haben wir versehentlich Kurs auf die Altstadt genommen. Wem es genauso geht, sollte sich auf teils sehr unbequemes Kopfsteinpflaster gefasst machen, welches das Vorankommen erschwert. Wer bewusst ins Zentrum fährt, darf sich hingegen sicher sein, nahe einer der für den Verkehr gesperrten Straßen einen Parkwächter zu finden, der einen dann auch gleich auf einen seiner Parkplätze lotst. Dort ist das Auto dann tatsächlich sicher, sodass man unbeschwert durch Trinidad spazieren kann.
Die Anlage des Hotels Las Cuevas liegt hoch über Trinidad. Damit bietet sie einen herrlichen Blick über die Häuser der Altstadt bis zum Meer. Das Hotel selbst ist eigentlich leicht zu finden. Es sei denn, man macht einen Umweg durch die alten, kopfsteingepflasterten Gassen. Nimmt man aber gleich die Straße nach Sancti Spíritus, ist es gut ausgeschildert und kaum zu verfehlen. Oben angekommen, stehen wir einmal mehr nicht auf der Liste, was die Dame an der Rezeption aber bald gelöst hat.
Wir bekommen einen Bungalow im südlichen Bereich, welcher ganz nett eingerichtet ist. Allerdings ist das Zimmer im Hotel Las Cuevas von allen Räumlichkeiten, die wir in Kuba bewohnt haben, das mit Abstand dreckigste. Dies wird in dem Moment deutlich, als wir die Betten zusammenschieben, was im Hotel Las Cuevas offensichtlich nur wenige Gäste machen. Anders lässt sich der Berg an Staubflusen, der in Erscheinung tritt, nicht erklären. Aber wie gehofft, nimmt das Zimmermädchen am nächsten Tag auch brav einen Besen in die Hand und entfernt die Staubberge.
Im Bad muss Lars hingegen selbst tätig werden. Es stinkt erbärmlich nach Viehstall. Dies lässt sich zum Glück mit einer Duschmatte beheben, die er einfach über den Ablauf legt. Ein Weiteres Manko ist der Kühlschrank. Nachdem dieser die erste Nacht alle paar Sekunden anspringt und neben dem normalen Kühlschrank-Surren eine ganze Reihe weitere Glucks- und Blubberlaute von sich gibt, stellen wir diesen am nächsten Abend von Maximum auf Minimum. Damit herrscht dann auch Ruhe. Zumindest solange, bis ich ein seltsames Geklapper auf der Terrasse höre. Die Ursache für die erneute nächtliche Ruhestörung finden wir am nächsten Morgen. So liegen doch einige Pferdeäpfel auf unserer Treppe. Wo die Viecher so überall herumrennen! Das Personal, welches sich allmorgendlich vor unserem Panoramafenster versammelt, scheint die Hinterlassenschaften der Gäule stillschweigend zu akzeptieren.
Die Aussicht versöhnt uns für den Schmutz im Zimmer. Auch ist die Altstadt mit einem kürzeren Spaziergang gut zu Fuß zu erreichen. Sagen wir mal so: die Anlage an sich ist vom oberen bis zum unteren Ende in etwa so groß, wie der Weg ins Zentrum. Das Essen ist lecker, abwechslungsreich und mit viel Auswahl. Da kann ich auch einmal eine extra Portion Fisch für die bettelnden Katzen mit an den Platz nehmen. Die Cocktail-Auswahl an der Bar ist deutlich größer, als wir brauchen, was heißt: Hauptsache es gibt Mojito und der Rum wird nicht leer.
Oberhalb vom Hauptgebäude und dem umzäunten Parkplatz befindet sich der Hotelpool. Der Weg dorthin führt durch einen schön angelegten Garten. Es hat genügend Liegen und Kokospalmen spenden ausreichend Schatten. Das Unterhaltungsprogramm am Pool beschränkt sich leider auf Bingo und die Vorführung diverser Cocktails. Einfach nur kubanische Musik hätte gereicht. Egal, trotz der paar Staubflusen fühlen wir uns wohl im Las Cuevas und können zwischen unseren Touren schön relaxen.
Wie erkennt man in so manchen Südländern, dass Silvester ist? – Die grunzenden Schweine, die sonst über die Straßen flitzen, werden weniger. Diese Beobachtung hatten wir schon auf den Kapverden gemacht. Anders als auf Santiago habe ich in Trinidad vorsichtshalber mit keinem »Schnitzel« Freundschaft geschlossen. So liegt schon am frühen Mittag ein leckerer Geruch in der Luft, dem wir bis vor den Eingang des Hotels folgen. Vorbildlich dreht das Spanferkel über dem Feuer, während der Koch in der prallen Sonne schmort. Aber einer muss das »Porco« drehen. Einen Motor gibt es nicht. Zudem muss das Schwein bewacht werden.
Wir haben noch Zeit bis zum Essen und verbringen diese am Pool. Immerhin wird es heute spät werden. Trotzdem beschleicht mich bald ein leichtes Hungergefühl. Da bin ich nicht alleine, so grinst mein Lars nur: »Komm, lass uns das Schwein klauen«. Gesagt getan. Und so sitzen wir den Rest des Tages vor einem … Nein, der Koch lässt es natürlich nicht aus den Augen.
Ohne Spanferkel-Antipasti, dafür mit knurrendem Magen, gehen wir also um sieben Uhr zum Silvesteressen. Der wunderschön gedeckte Saal ist noch nicht geöffnet. Dafür hat sich das Personal sehr viel Mühe gegeben, die vielen Sektgläser vor dem Eingang zu stapeln. Leider haben sie dazu Sektflöten genommen und nicht mit einer Herde ungeschickter Studiosus-Touristen gerechnet. Zu der obligatorischen, zehnminütigen Verspätung verzögert sich das Essen dadurch um eine weitere Viertelstunde. Erst müssen die Scherben aufgefegt werden. Doch wie heißt es?
Scherben bringen Glück – und Studiosus-Touristen bringen Scherben. Aber für den Sekt, der sich als Cidre entpuppt, reichen die heile gebliebenen Gläser. Neben dem Spanferkel gibt es verschiedenen Fisch und Scampi sowie eine große Auswahl an Beilagen, Salaten und Süßem zum Essen. Anders als zwei Jahre zuvor in Thailand merkt man, dass der Abend für die Hotelangestellten etwas Besonderes ist und alle stolz auf die gemeinsame Leistung sind. So ist es dann auch sehr feierlich und bekommen wir sogar ein Geschenk mit spanischer Schokolade, Nougat und frischem Obst. Richtig schön!
Die Party danach lässt jedoch eine Frage offen: Ist der Rum schon leer? Auf der großen Terrasse vor der Showbühne sind zwar viele Stühle aufgebaut, aber irgendwie fehlt es am Programm. Dafür fegt ein kühler Wind über uns hinweg. Mein schönes Kleidchen muss bald Hose, Pulli und Windjacke weichen. Trotzdem ist es kalt und das Personal derart mit der bevorstehenden Show beschäftigt, dass es auch nichts zu Trinken gibt. So sitzen wir gut zwei Stunden auf dem Trockenen, eh die Tanzshow beginnt.
Aufnahmen von der Hotelanlage, vor allem aber der Tanz- und Musikshow im Hotel Las Cuevas oberhalb von Trinidad. Hübsche Mädels und flotte Jungs wirbeln zu Salsa über die Bühne, toller Gesangsauftritt mit besame mucho.
Noch immer frei von Rum bekommen wir zumindest die letzten 50 Minuten von diesem Jahr bunt geschminkte Tänzer und Sänger geboten, die herrlich mit ihren Hintern wackeln. Dann ist es soweit. Über Trinidad explodiert eine einzige Rakete. Klebriger Cidre wird über die tanzenden und sich umarmenden Menschen verspritzt und wir haben 2015. Na ja, wir haben wahrlich schon schlechtere Silvesterfeiern erlebt. Aber für´s nächste Mal:
»Komm, lass uns das Schwein klau'n.«
Man hat einfach so viel mehr davon ...
Zwölf Jahre ist es her, als wir das erste mal durch die Gassen von Trinidad geschlendert sind. Damals unternahmen wir einen Ausflug von Varadero in die Kolonialstadt. Touren mit dem Mietwagen wären damals noch undenkbar gewesen. Doch auch damals haben wir Berichte geschrieben. So sehr ihr hier, wie Trinidad damals gewirkt hat.
»Ohne Zucker kein Wohlstand, ohne Sklaven kein Zucker.« So einfach lautete im alten Trinidad die Zauberformel, aufgrund derer tausende von Sklaven zum Wohlergehen ein paar weniger ihr Leben lassen mussten. Die Paläste der Zuckerbarone lassen sich hingegen an ein paar Finger abzählen. Außerdem waren Frauen derart knapp, dass eine Dame es schaffte, nacheinander die reichen Barone zweier gegenüberliegender Häuser zu heiraten.
Zu Essen gab es damals übrigens ausschließlich fettes Fleisch, Bohnen und andere, sehr nährstoffreiche Gerichte. Zumindest für die Sklaven auf den Feldern und an den Zuckermühlen, dass auch ja lange und hart geschuftet werden konnte. Wer von ihnen meinte, sich ein Weilchen ausruhen zu dürfen, durfte sich außerdem glücklich schätzen, wenn er nicht gleich von einem der vielen Wachtürme aus erschossen oder anderweitig seines Lebens erleichtert wurde. Wen wundert es da, dass bei den Sklavenaufständen zuallererst die Türme und Zuckermühlen zerstört wurden?
Die Küche der Sklaverei hingegen ist heute noch nicht überwunden. Fleisch, schwarze Bohnen und Reis sind immer noch das beliebteste Gericht der Kreolen, während die reichen Fischvorkommen vor den Küsten von vielen Einheimischen für ungenießbar gehalten werden. Mit anderen Worten ist Fisch das Essen der armen Leute und damit genau das richtige für die vielen hungrigen Urlauber ...
Niemals eine Kubanerin fragen, ob sie ein Foto von einem machen könnte, wenn sie nicht schon genau am richtigen Fleck steht. Warum? Siehe links, wo wir uns noch freuen durften, dass sie sich (auf ihrer Bank sitzen bleibend) wenigstens zu uns hingedreht hat.
Dafür aber ging es sehr schnell, saß Annette noch nicht mal richtig, als die Kamera das erste mal auslöste.
Niemals in Trinidad auf den Markt gehen, weil:
Kreolen besitzen durch das beinahe 100%ige Handelsembargo der USA heute so gut wie nichts und können also auch nichts verkaufen. Wo es fast nichts gibt, gibt es jedoch auch fast nichts zum Wegwerfen, weshalb Trinidads Müllabfuhr aus lediglich einem Eselskarren besteht.
Vor allem niemals auf den Turm von Trinidad gehen.
Wenn es einer Erklärung bedarf: das Brett, was auf dem Bild zu sehen ist, ist gleichzeitig das einzige, was wir als Halt der altersschwachen Treppe gefunden haben.
Nur, dass das Brett nichts wenn nicht sich selber hält.
Die Aussicht vom Turm allerdings lohnt sich für ein kleines Abenteuer (-;
»... sicher werden Sie in Ihren Hotels in Varadero mehr Luxus und Komfort gewohnt sein...« *Lach*, ich weiß ja nicht, wie die anderen denken, die am billigen Ende der Hotelhalbinsel eingestiegen sind, aber Annette und mir gefällt unser Bungalow »Mango« doch sehr. Immerhin funktionieren die Dusche und Klimaanlage - und die Riesenkröte vor unserer Hütte findet auch kein Schlupfloch in die gute Stube.
Schnell erfrischt, die sonnenverwöhnte Haut gepflegt und schon geht es los ins koloniale Kleinod Trinidad.
Beim abendlichen Spaziergang durch das UNESCO Weltkulturerbe fällt uns besonders die Friedfertigkeit der Kubaner auf, können wir uns doch in den engen Gassen frei bewegen, ohne auch nur einmal belästigt zu werden oder uns bedroht zu fühlen. Außerdem fallen uns beim Abendessen die Vorteile einer kompetenten Reiseleitung, einer guten Unterkunft und eines wetterfesten Fortbewegungsmittels auf, als mehrere leicht stinkende Rucksacktouristinnen leicht durchnässt den letzten Platz in einer leicht zugigen Ecke unseres Abendessen-Restaurants zugewiesen bekommen.