Der Pico de la Nieve, der Gipfel des Schnees, lockt uns ins Hochgebirge der Insel La Palma. Durch den Pinienwald geht es hinauf an den Rand der Caldera des Taburiente. Von dort eröffnen sich grandiose Einblicke in den gewaltigen Vulkankessel. Die Tour setzt etwas Schwindelfreiheit voraus, verläuft im Großen und Ganzen aber auf gut ausgebauten Forst- und Wanderwegen. Uns erwartet eine wunderschöne Wanderung über den Wolken.
Nach drei herrlichen Sonnentagen schlägt das Wetter allmählich um. Wir werfen einen Blick hoch zur Caldera, wo das Firmament noch klar und blau ist. Für eine kürzere Wanderung am Morgen sollte es halten. So starten wir früh und fahren vom Badeort Los Cancajos durch die Hauptstadt. Dort biegen wir auf die LP 4 zum Observatorium Roque de Los Muchachos ab.
Die Strecke ist uns von der Tour durch die Caldera de Agua bei Zarza bekannt. Kurve um Kurve geht es immer höher in den Pinienwald. In diesem befindet sich der Startpunkt für die heutige Tour. 25 Kilometer nach dem Abzweig auf die LP 4 erreichen wir eine Zufahrt mit der Beschilderung Pico de la Nieve. Ein Parkschild fehlt vor Ort, doch gibt es Platz für mehrere Autos.
Eine Wandertafel informiert über Streckentouren nach El Pilar oder zur Hauptstadt Santa Cruz. Das ist alles viel zu weit, zumal wir an den letzten zwei Tagen bereits reichlich Höhenmeter marschiert sind. Heute lassen wir es gemütlich angehen und nehmen die leicht ansteigende Schotterpiste durch den Wald. Über dem Atlantik hat sich bereits ein Wolkenmeer gebildet. Ansonsten hätten wir freie Sicht zur Nachbarinsel Teneriffa. Wir selbst befinden uns über den Wolken. Das ist doch auch etwas wert.
Nach rund zwei Kilometern endet die Piste an einer Wendeplatte für Feuerwehrfahrzeuge. Für diese wurde die Zufahrt in Richtung Pico de la Nieve angelegt. Unterwegs sind wir an einem gemauerten Wasserbecken vorbeigelaufen. Feuer ist eine der großen Gefahren auf der Insel La Palma. Das Traurige dabei ist, dass die meisten Brände unmittelbar von Menschen verursacht werden.
Sei es über ein offenes Grillfeuer oder durch »Kippen-Schnippen«. Beides steht unter Strafe. Oder so ein Schlaumeier verbrennt sein Klopapier und setzt dabei trockenes Gestrüpp in Brand. Sein Leichtsinn führte am 3. August 2016 zu einem der schwersten Waldbrände der Geschichte La Palmas.
Auch unterhalb des Schneeberges finden wir verkohlte Überreste von Pinienstämmen. Dabei stellen Feuersbrünste kaum eine Gefahr für die Kanarische Kiefer dar. Die Pinie erweist sich als ein wahrer Überlebenskünstler. Mit ihren Nadelbüschen zieht sie Wasser aus Wolken und Nebelschwaden. So schafft sie sich ein besonders harzreiches Kernholz, das »Tea-Holz«, welches geschützt ist durch eine dicke, mehrfach geschichtete Rinde.
Sind sämtliche Äste verbrannt? Kein Problem, denn sie lässt neue Äste, direkt am Stamm ausschlagen. Mit den herabgefallenen Kiefernnadeln beugt sie zudem Feuer vor. Die Nadeln versauern den Waldboden und verhindern so einen üppigen Unterwuchs. Als Folge gibt es im Sommer kein trockenes Gestrüpp und somit auch kaum Nährstoff für die sonst lodernden Flammen. In den Wochen vor unserer Reise fiel ordentlich Regen. Die Brandgefahr hält sich gerade in Grenzen.
Ein Schild zum Pico de la Nieve weist uns auf den Wanderpfad PR-LP 3, dem wir weiter bergan folgen. Wir befinden uns mittlerweile über 2000 Meter über dem Meer. Es wird immer kühler, sogar frostig. Kammeis, kleine gebündelte Eisnadeln, überziehen den Boden im Schatten.
Nach etwa 500 Meter erreichen wir eine Weggabelung. Wer mag, kann direkt zum Pico de la Nieve und weiter zum Roque de los Muchachos laufen. Schöner ist es, zunächst in Richtung Ermita de la Virgen del Pino zu laufen. Dadurch beschreibt der obere Teil der Wanderung eine kleine Runde.
Die nächsten Meter führen durch einen wunderschönen Waldabschnitt. In der Ferne können wir nun tatsächlich die Silhouette des Teide ausmachen. Einsam ragt der mit 3715 Metern höchste Berg Spaniens aus den Wolken. Nach weiteren 700 Metern ist schließlich der Kraterrand erreicht. Vor uns befindet sich ein Aussichtspunkt mit grandioser Sicht in den Krater des Taburiente. Ein großer Lava-Klumpen bietet Windschatten. Denn hier oben zieht es wie Hechtsuppe. Es ist Zeit für eine Pause.
Bei der Weggabelung unterhalb des Aussichtspunktes folgen wir anschließend dem Schild zum Pico de la Nieve in Richtung Norden. Wir verlassen den Kraterrand bzw. bleiben etwas unterhalb immer auf dem Pfad. Der letzte Anstieg erfolgt über angenehm zu steigende Serpentinen. Ein Trupp an Bauarbeitern bessert gerade den betonierten Wanderweg aus. Was für ein idyllischer Arbeitsplatz auf über 2000 Meter. Wenn es nur etwas wärmer wäre.
Wir erreichen das Wegkreuz GR 131. Einen Steinwurf weiter befindet sich das Gipfelkreuz des Pico de la Nieve. Es thront auf einer Steinpyramide in einer Höhe von 2239 Meter über dem Meer. Beim Roque de los Muchachos schwappen erste Wolken über den Kraterrand. Wir selbst haben noch eine freie und traumhafte Sicht hinein in den Kraterkessel, durch den wir zwei Tage zuvor gewandert sind.
Um nicht in den Regen hineinzulaufen, verweilen wir nur kurz auf dem abgeflachten Gipfel. Für den Abstieg kehren wir zunächst zum letzten Wegkreuz zurück, um dort auf den Pfad in Richtung Puntallana zu wechseln. Vorbei an den niedrigen Sträuchern des Codeso, dem Drüsenginster, tauchen wir bald wieder in den Kiefernwald ein.
700 Meter weiter treffen wir wieder auf die Weggabelung von vorhin. Ab dort folgen wir dem uns bekannten Waldpfad hinab zur Wendeplatte. Anstatt der Piste unseres Aufstiegs nehmen wir nun die Variante über ein paar Stufen und einem Pinienpfad. In rund einer Viertelstunde führt dieser ebenfalls wieder hinunter zum Ausgangspunkt an der LP 4.
Nun kann der vorhergesagte Regen kommen. Nach zwei anstrengenden Tagen in der Caldera und bei Los Tilos bietet der Pico de la Nieve einen angenehmen, längeren Spaziergang. Auch wenn die Sicht auf den Atlantik bei uns verdeckt war, konnten wir zumindest die Spitze des Teides ausmachen. Und der Blick hinein in die gewaltige Caldera ist immer wieder ein schönes Erlebnis.
Eindrücke unserer Wanderung auf den Pico de la Nieve. Der Gipfel des Schnees lockt ins Hochgebirge der Insel La Palma und bietet grandiose Einblicke in den Vulkankessel.
Die Fahrt geht über die Hauptstadt Santa Cruz. Dort biegen wir auf die LP 4 zum Observatorium Roque de Los Muchachos ab. Auf der LP 4 fahren wir gut 25 Kilometer durch den Pinienwald, bis zur Beschilderung des Pico de la Nieve.
Vom Charakter her ist dies eine schöne, aussichtsreiche Wanderung, die sich problemlos bewältigen lässt.
Ausgangspunkt | Parkplatz Zufahrt Pico de la Nieve |
Koordinaten | N 28.73313, E -17.82212 |
Gehzeit | 2 Stunden |
Distanz | 6,1 km |
Anstiege | 350 HM |
Grad | T2 |
Einkehr | keine |
GPS-Daten | Wanderung Pico de la Nieve gpx |
kml-Daten | Wanderung Pico de la Nieve kml |