Am Morgen nach unserem Rundflug über Mafate unternehmen wir einen zweiten Versuch, vom Cirque de Mafate eigene schöne Aufnahmen zu bekommen. Diesmal allerdings nicht mit Felix ULM, sondern zu Fuß. Damit brechen wir direkt nach dem Frühstück auf, überqueren auf der N1 abermals den Rivière des Galets, biegen dann aber Sainte-Therère ab. Oberhalb des am Hang gebauten Orts folgt auf der D1 die übliche Kurvenfahrerei bis hinauf zum Wanderparkplatz oberhalb von Dos d'Âne. Ins Deutsche übersetzt bedeutet der Name Rücken des Esels oder auch einfach Eselsrücken.
Eindrücke unserer landschaftlich atemberaubenden Wanderung von Dos d'Ane zum Cap Noir. Wunderschöner Ausblick über den bis schwer zugänglichen Cirque de Mafate im Nordwesten von La Réunion.
Nachdem wir uns kurz orientiert haben, starten wir mit der Tour zum Cap Noir unsere letzte Wanderung auf der Île de la Réunion. Der Einstieg befindet sich am unteren Ende des Parkplatzes. Die Orientierung ist denkbar einfach: immer den Wegweisern zum Cap Noir nach. Wo sich der Weg nach 100 Metern gabelt, halten wir uns rechts. Damit geht es auf dem nächsten Abschnitt einige Höhenmeter nach unten. Nach 700 Metern ab dem Start ist der Aussichtspavillon am Cap Noir dann aber auch schon erreicht.
Vor Ort sind wir froh, dass wir uns diesen Abstecher in den Cirque de Mafate gegönnt haben. Denn auch wenn es stärker bewölkt ist als bei unserem Flug, ist es mir jetzt möglich, die Berghänge des Talkessels in Ruhe aufzunehmen. Beeindruckend ist auch der Blick in die Tiefe auf den weit unter uns fließenden Rivière des Galets. Dabei erkennen wir auch eine Straße, über welche zumindest die unten in der Schlucht gebauten Häuser mit dem Jeep zu erreichen sind.
Der landschaftliche Höhepunkt aber ist der steil im Talkessel aufragende Piton Cabris. Zusammen mit dem nördlich davon gelegenen Bergrücken Crête de la Marianne wird hier deutlich, warum sich die entlaufenen Sklaven in dem schwer zugänglichen Tal sicher gefühlt haben. So blicken wir auf ein kleines Hochplateau, das selbst zwar Platz für Felder und ein, zwei Häuser bietet, das aufgrund der stark bewegten Topografie aber bis heute frei von Bebauung ist. Schön, dass es so etwas noch gibt.
Am Cap Noir haben wir den südlichsten und zugleich tiefsten Punkt der Wanderung erreicht. Weiter geht es in nordöstlicher Richtung zunächst nahe der Hangkante. Zur Bergseite ist der Weg an den stärker exponierten Stellen mit einem Drahtseil gesichert. Festes, griffiges Schuhwerk ist aber dennoch zu empfehlen. Zudem führt der Anstieg über mehrere kurze Leitern, die ein gewisses Maß an Vorsicht erfordern.
Weiter oben kommen wir durch einen locker bestandenen Wald. Während reich blühende Lantanen für Farbtupfer in der Landschaft sorgen, rücken bald die Felsen »Roche Verre Bouteille« ins Bild. Der Name des Felsens ist Programm. Denn von Weitem sieht es tatsächlich so aus, als wenn sich ein Glas an eine Flasche lehnt. Direkt am Felsen verliert sich dieser Effekt allerdings wieder.
Wer eine Tagestour unternehmen will, kann bei dem Felsen auf den Weg zur Gîte de la Roche Ecrite wechseln. Laut der Beschilderung vor Ort braucht man ab dem Glas- und Flaschenfelsen drei Stunden für den einfachen Weg. Die Strecke führt entlang des nördlichen Rands des Talkessels von Mafate und beinhaltet etwas mehr als 1000 Höhenmeter. Wie die technischen Anforderungen auf dem in den Karten nicht durchgängig dargestellten Pfad aussehen, wissen wir nicht. Allerdings steuern die meisten Wanderer den Felsen lieber ab Le Grand Ilet im Cirque de Salazie an.
Wir indes biegen beim Felsen links ab, sodass wir noch eine halbe Stunde bis zurück nach Dos d'Âne haben. Nachdem die meisten Höhenmeter bereits hinter uns liegen, können wir es ruhig angehen lassen. Wobei wir doch überrascht sind, als uns der Pfad auf den Rand des Talkessels führt. Denn im Kontrast zur Wildnis im Cirque de Mafate wird die Außenseite von Gemüsefeldern, Höfen und Häusern charakterisiert. Mit diesen links und rechts des Wegs so unterschiedlichen Kulissen geht es über weitere Leitern zur Weggabelung und dem Wanderparkplatz, wo diese kurze und eindrucksvolle Tour endet.
Die Anfahrt erfolgt über die N1 La Posseession - Saint-Paul. Auf Höhe von Le Port auf die D1 abbiegen und der Beschilderung nach Dos d'Âne folgen. In Dos d'Âne über den Chemin du Cap Noir oder der Rue da la Petite Source und Allée Cernot bis zum Parkplatz am Ende der Straße fahren.
Ausgangspunkt | Parkplatz oberhalb von Dos d'Âne (1150 m) |
Koordinaten | S 20.9891, E 55.3865 |
Gehzeit | 1 bis 1.30 Stunden |
Distanz | 3,2 km |
Anstiege | ca. 300 HM |
Anforderungen | T3 (Leitern, Passagen entlang einer Geländekante) |
Einkehr | keine, Rastmöglichkeit beim Kiosk am Cap Noir |
GPS-Daten | Wanderung Cap Noir gpx |
KML-Daten | Wanderung Cap Noir kml |