Allmählich schlängelt sich die Straße hoch ins Gebirge. Sahen wir bei Sainte-Anne den bedeckten Himmel über uns, führt uns die N3 wir weiter oben direkt in die Wolkendecke hinein. Schaffen wir es wieder raus aus dem Nebel? Bei La Plaine des Palmistes hängt er wie ein schwermütiger, weißer Schleier über den Häusern. Auch bei der Weiterfahrt über den Col de Bellevue – dem Pass der schönen Aussicht – nach La Plaine des Cafres gibt der Nebel nur selten die Sicht über die Landschaft frei. Wir checken also erst einmal im Hotel Les Geraniums ein und nutzen das trübe Wetter, um im weiter unten gelegenen Hauptort Getränke für unsere nächsten Wanderungen zu besorgen.
Anders als an der Küste ist es hier oben richtig kühl und sind wir froh, Jacken angezogen zu haben. Leider korrespondiert La Plaine des Cafres mit dem tristen Klima. Die Behausungen sind einfach und schmucklos gehalten. Zudem fahren viel zu viele Autos durch das Dorf. Aber ein Geldautomaten ist schnell gefunden wie auch ein Laden. Ohne länger im Ort zu Verweilen, können wir so schon bald wieder zum Hotel zurückkehren.
Der Name Plaine des Cafres stammt noch von den Sklaven, die auf der Flucht vor ihren Peinigern in der unzugänglichen Gegend Schutz gefunden hatten. Weil ihnen das Bergklima auf Dauer zu rau war, sind die meisten aber nach der Abschaffung der Sklaverei wieder in die wärmeren Küstenregionen gezogen. An ihrer Stelle fanden die »kleinen Weißen der Höhe«, die Petits Blancs de Hauts, in der Hochebene ihr neues Zuhause. Mit ihren meist kreolischen Frauen nutzten sie die Wiesen und Wälder zur Landwirtschaft. Noch heute prägen Felder und Weiden die Berggegend, die nur entfernt an die Tropen erinnert.
Auch wenn Plaine des Cafres kaum etwas mit einem idyllischen Bergdorf gemein hat, eignet es sich gut als Ausgangspunkt für Ausflüge und Wanderungen in der Bergwelt. Denn mit Tankstellen, Banken und mehreren Geschäften wie auch Apotheken findet man hier alles, um sich für die Touren zu den oft entlegenen Zielen zu rüsten, was vor allem heißt: den Proviant wieder aufzufüllen.
Übernachtung im Hotel Les Geraniums
Auch beim Hotel Les Geraniums werden wir freundlich empfangen. Die Anmeldung verläuft unkompliziert und rasch, sodass wir nach wenigen Augenblicken das Zimmer 2, den »Olivenwald«, beziehen können. Das Les Geraniums ist ein hübsch gelegenes Berghotel zwischen den beiden Vulkanen der Insel. Wenn es das Wetter zulässt, reicht der Blick bis hinunter aufs Meer sowie zum Piton des Neiges und, schaut man um die Ecke, zu den westlichen Ausläufern des Piton de la Fournaise. Blockieren Wolken die Aussicht gibt es als Alternative eine kleine Aufenthaltsecke im Hotel, bei der wir uns am prasselnden Kaminfeuer aufwärmen können.
Das Zimmer ist schlicht und pragmatisch eingerichtet. Wie in vielen Hotels auf La Réunion sind das Bad mit Badewanne und die Toilette getrennt. Von der Terrasse vor unserem Zimmer können wir die Kühe auf einer benachbarten Weide und einen unter dem Hoteldach brütenden Schwarm Spatzen beobachten. Wer seinen Füßen etwas Gutes tun möchte, kann eine Runde barfuß über den schönen, weichen Rasen laufen. Als sich am späten Nachmittag der Hochnebel endlich lichtet und die Sonne durchsetzt, erblicken wir dann tatsächlich auch den Piton des Neiges. So genießen wir noch eine Weile die frische Luft in den Sonnenliegen.
Garten und Terrasse vom Hotel Les Geraniums
Fiel das Hotel mit seinen wolkenweißen Gebäuden im Nebel kaum auf, wirkt es im Sonnenlicht umso schöner. Vor dem Restaurant lädt eine tolle Panoramaterrasse zum Verweilen ein. Hier wird das Hotel seinem Namen gerecht: überall blühen Geranien. Doch auch innen ist das Restaurant gemütlich eingerichtet, was gut ist. Denn abends kühlt es rasch ab, womit es auf der Terrasse doch arg frisch wäre. Das Abendessen gibt es à la carte. Dabei sind die einzelnen Gerichte einigermaßen preiswert und wie sich herausstellt, sehr lecker.
Auch das Frühstücksbüfett ist auf Wanderer ausgerichtet. Es gibt genügend von allem, was man braucht, um satt zu werden. Frisches Baguette, Schokocroissants, Käse, Wurst, selbstgemachte Marmelade … Damit sollte jeder was nach seinem Geschmack finden. So starten wir nach einer erholsamen und ruhigen Nacht und dem guten Frühstück unsere Tour zum Vulkan de la Fournaise. Da wir dort oben in einer Gîte übernachten, wollen wir nicht unser gesamtes Gepäck mit hoch schleppen. Nach einigen Verständigungsproblemen können wir unsere Koffer bedenkenlos im Hotel deponieren. Schöne Sache.