Die traumhafte Landschaft von La Réunion per Rundflug von oben zu entdecken ist ein einzigartiges Erlebnis. Das Fliegen mit dem Ultraleichtflugzeug bietet eine wunderschöne Möglichkeit, die Insel aus der Vogelperspektive zu sehen. Es ist leiser und langsamer als mit einem Helikopter. Die Firma FELIX ULM bietet je nach Wetter mehrere Möglichkeiten an Rundflügen. Für uns ist es der abschließende Höhepunkt unserer Rundreise.
Aufnahmen von einem Rundflug mit einem Ultraleichtflugzeug auf La Réunion. Nach dem Start an der Westküste geht es über den Cirque de Mafate in den Cirque de Cilaos.
Zwischen Saint-Paul und Le Port geht es von der N1 auf die N7 ins Industriegebiet Cambaie. Sowie wir mehrere Kreisel durchfahren haben, müssen wir im Kreisverkehr direkt südlich vom Riviere des Galets ganz herum fahren und gleich danach rechts abzweigen, um in die Rue Henri Cornu zu gelangen. Vorbei an mehreren Industriebetrieben, geht es am Ende der Straße rechts zum Flughafen der Ultraleichtflieger. Dort angekommen fällt uns ein Stein vom Herzen. Denn nachdem wir am Tag zuvor geguckt haben, wo wir genau langfahren müssen, sind wir am frühen Morgen in den allmorgendlichen Berufspendlerstau geraten. Eine halbe Stunde ist damit futsch. Dennoch sind wir für den Rundflug noch gut in der Zeit. Zumindest findet das Bodenpersonal von Felix ULM die Ruhe, uns auf einen Kaffee einzuladen, bis unsere Piloten vom ersten Flug zurück sind.
Tatsächlich dauert es noch eine Weile, bis die zwei Maschinen über dem Meer auftauchen. So können wir in Ruhe beobachten, wie die Ultraleichtflieger landen. Sowie die ersten Gäste verabschiedet sind, geht dann alles ganz flott. Bei Annettes ULM (Ultra Light Machine) sind die beiden Sitze nebeneinander angeordnet, bei meinem hintereinander. Beides hat Vor- und Nachteile: Während sie nach vorne, aber nicht nach links rausschauen kann, habe ich zu beiden Seiten Sicht, dafür aber den Blick nach vorne vom Rücken des Piloten versperrt. Nach einer kurzen Einweisung und der Hilfe beim Anlegen der Gurte und des Kopfhörers rollen wir dann auch schon auf die Startbahn.
Alles bereit? Oui. Und los geht's! Nach nur wenigen Metern lösen sich die Reifen von der Startbahn. In einem steilen Winkel gewinnen wir dann auch schon rasch an Höhe. Kaum haben wir den Fluss überflogen, schwenkt der Pilot die Maschine in einem Bogen nach rechts. Damit kreuzen wir die Autobahn und fliegen dem Riviere des Galets nun entgegen. Bald schon liegt das steinige Flussbett mehrere hundert Meter tief unter uns, während vor uns die Berge zu beiden Seiten des Flusses steil in die Höhe ragen. Sie bilden den äußeren Rand des Talkessels von Mafate, der sich nur an dieser einer engen Stelle zur Küste Réunions hin öffnet.
Dann haben wir die Küstenregion auch schon hinter uns gelassen und tauchen in den Talkessel von Mafate ein. Die Kulisse vor uns reizt zu Superlativen. Traumhaft, spektakulär, fantastisch - all diese Begriffe sind wie gemacht für die ursprüngliche Gebirgs- und Vulkanlandschaft, die sich vor uns auftut. Während wir rechts auf den Wanderweg in den Cirque sehen, teilt voraus der für Mafate charakteristische Piton Cabris das Tal in mehrere Bereiche. Die enge Schlucht und die steilen Hänge erklären, warum es bis heute keine Straße in diesen Teil von La Réunion gibt. Und doch wohnen hier Menschen. Überall dort, wo in dem Tal meist kleine Plateaus entstanden sind, stehen Häuser. Was die Einwohner nicht selbst anbauen können, wird über Hubschrauber geliefert. Dabei erstrecken sich die einzelnen Orte von Grand Place auf unter 700 Meter bis hoch nach Marla auf über 1600 Meter über dem Meer. Wer hier her will und keinen Hubschrauber nutzt, muss eine schweißtreibende Wanderung über einen der Pässe in Kauf nehmen. Die niedrigsten führen hier vom Talkessel Salazie über den Col des Bœufs (1956 m) oder Col de Fourche (1946 m) nach La Nouvelle.
Als wir schon einen ganzen Teil des Cirques von Mafate überflogen haben, muss ich leider feststellen, dass sich der Flug mit Felix ULM für Fotografen nicht eignet. Die durch den Piloten nach vorne versperrte Sicht wäre ja noch handhabbar. Auch das die Tragflächen Aufnahmen nach links und rechts erschweren, ist klar. Leider ist aber auch ein Fotografieren nach schrägvorne nicht möglich, da das Plexiglas durch unzählige Schrammen blind geworden ist. Zuletzt erweist sich eine Info, die ich vor der Buchung erhalten hatte, als falsch. Demnach sollten die Piloten auf Nachfrage gerne die Türen öffnen, sodass man eine bessere Sicht hat. Über dem Cirque von Mafate ist davon aber keine Rede mehr. Damit bleibt mit als einzige mögliche Richtung, die Kamera nach schräghinten zu richten. Zudem habe ich Pech mit dem Piloten. Denn während Annettes Pilot erst so nahe am Aussichtspunkt Maïdo vorbeifliegt, dass ihr die Leute dort winken, und eine Runde rund um den Piton des Neiges dreht, fliegt mein Pilot schnurstracks an der Schattenseite des Piton des Neiges vorbei.
Nach fünf Minuten über dem Cirque de Mafate überquere ich damit schon die Bergkette hinüber zum Cirque de Cilaos. Eigentlich sollte es zunächst in den Talkessel von Salazie gehen. Wegen starker Bewölkung hätte dies aber keinen Sinn gemacht, weshalb wir zehn Euro Nachlass auf den Gesamtpreis bekommen haben. Umso sonniger ist an diesem Morgen der Talkessel von Cilaos, wo wir eine ähnlich gute Sicht auf den Hauptort haben wie bei unserer Wanderung mit dem Bras Rouge. Auch die beiden Hotels, die wir in dem Kurort hatten, sowie der oberhalb von Cilaos gelegene Ort Bras-Sec sind deutlich zu erkennen. Spannend wird es schließlich, als wir wenige Minuten später über die äußere Caldera hinwegfliegen und über die zum Meer hin abfallenden Berghänge fliegen. Anstelle senkrecht abfallender Felswände und schroffer Zacken bildet die Außenseite des einst riesigen Vulkans eine eher liebliche Landschaft mit sanft geschwungenen Formen. Mehrere Forststraßen und Trinkwasserreservoirs zeigen überdies, dass diese bewaldeten Berghänge für jedermann leicht zugänglich sind. Tatsächlich reichen ein paar der Straßen bis nahe an den oberen Rand der Caldera heran wie etwa die Straße von La Plaine de Palmistes bis zur Gîte de Belouve.
Schließlich nehmen unsere Piloten Kurs auf die Westküste. Nachdem wir erneut die Autobahn überflogen haben, erreichen wir die Lagune. Über dem Wasser klappt mein Pilot endlich die Türen nach oben, sodass ich erstmals freie Sicht auf die Landschaft entlang der Westküste habe. Während am Strand die Hotels an uns vorbeiziehen, entdecke ich auf einmal eine Meeresschildkröte direkt unter uns. Aber was hießt hier eine? Einen Augenblick später sind es sicher zwölf Tiere, die sich im seichten Wasser tummeln. Etwas später ist außerdem ein Delfin zu sehen. Nun dreht auch mein Pilot eine extra Runde, um weitere Meeressäuger zu finden. Es bleibt aber bei dem einen Delfin. Schließlich taucht auf einmal Annettes ULM neben uns auf. Es ist nach dem Flug über den Rand zum Cirque de Mafate das erste Mal, dass wir uns sehen können. Mit wenigen Worten gibt mein Pilot zu verstehen, dass dies jetzt für die Fotos sei. Das nehmen wir doch gerne an, womit Annette filmt, wie ich sie fotografiere.
Dann zieht ihr Flieger aber wieder an und nimmt Kurs auf die Landebahn des kleinen Flugplatzes. Was aus meiner Sicht schön geschwungenen aussieht, erlebt sie als Wackellandung mit mulmigem Gefühl in der Magengegend. Kurz nach ihr setzt mein ULM nach schnurgeradem Landeanflug auf dem Asphalt auf. Wieder mit festem Grund unter den Füßen, ist noch Zeit für einen Kaffee. Dabei sind wir uns einig, gegen Ende unserer Zeit auf Réunion nochmals ein besonderes Erlebnis gehabt zu haben. An unseren Flug über den Grand Canyon oder der Ballonfahrt auf Mallorca aber reicht der Ultraleichtflug nicht heran.
Den Flug haben wir vor Ort und auch erst nach der Landung bar bezahlt. Eine Vorauszahlung ist eher unüblich, da die Durchführung der Rundflüge vom Wetter abhängt. Wer fotografieren oder filmen möchte, sollte vielleicht auf eine Alternative ausweichen. So waren die Plexiglas-Scheiben bei uns arg verkratzt. Chris ([email protected]), ein Schweizer Pilot, der ebenfalls Flüge auf La Réunion anbietet, hat in seiner Maschine extra große Fotofenster eingebaut. Unser letzter Kontakt zu ihm ist schon ein paar Jahre her, sehr wahrscheinlich aber kann er Euch bei der Wahl des Veranstalters weiterhelfen.