Saint-Gilles-les-Bains ist der typische Badeort schlechthin. Entwickelt hat er sich aus einem einfachen Fischerort und Hafen des weiter im Inselinneren gelegenen Saint-Gilles-les Hauts. Der Hafen, die klimatisch günstige Lage und ein langer, durch eine Lagune geschützt Sandstrand lockten mit der Zeit immer mehr Menschen an die Küste. Besonders Mutterlandfranzosen, die Métros, haben an der Gegend Gefallen gefunden, sodass der Küstenabschnitt inzwischen fest in ihrer Hand ist.
Eindrücke vom geschützten Yachthafen und der Strandpromenade von Saint Gilles les Bains im Westen von La Réunion.
Beliebtester Badeort einer Insel zu sein, birgt aber auch seine Schattenseiten. So sind leider die landestypischen kreolischen Häuser modernem Städtebau gewichen. Dadurch hat Saint-Gilles-les-Bains gegenüber anderen Orten wie Entre-Deux an Idylle eingebüßt. Stattdessen gleicht die Stadt eher einem französischen Badeort am Mittelmeer. Dafür findet der verwöhnte Tourist hier alles was er braucht. Die Infrastruktur ist mit Museen, jeder Menge Restaurants und Diskotheken, Sportgeschäften sowie Veranstaltern für Ausflüge aufs Meer bestens ausgebaut. Einmal die Woche ist Markttag, wobei dieser allerdings eher auf Touristen ausgelegt ist. Wer mag, kann außerdem im Aquarium von La Réunion die Unterwasserwelt der Insel entdecken, ohne dabei sicheres Terrain zu verlassen.
Bei unserem Besuch parken wir direkt am Hafen, der durch den Ravine Saint-Gilles vom Hauptort getrennt ist. Mehrere Fußgängerbrücken führen dort hinüber, sodass es angenehmer ist, hier zu parken als im Städtchen eine Parklücke zu suchen. An mehreren Fischrestaurants und Angelyachten vorbei überqueren wir den Fluss und kommen bei der Markthalle heraus. Da wir keinen Markttag erwischt haben, macht das leere Gebäude mit gerade mal einem Dauer-Gemüsestand einen etwas schäbigen Eindruck. Auf dem weiteren Weg zur Hauptstraße bedauern wir schließlich, dass auch das Zentrum möglichst autofreundlich gestaltet wurde und praktisch überall Autos stehen. Dementsprechend wenig Platz bleibt für die Menschen und wirkt Saint-Gilles-les-Bains unruhig.
Umso einladender wirkt eines der letzten kreolischen Häuser im Zentrum. In dem hübschen hellblauen Gebäude finden wir die Bäckerei und Konditorei Chez Loulou. Wir gönnen uns einen kleinen Snack. Hier gibt es neben Kuchen und Trüffel eine gute Auswahl an Samoussas – inseltypische Teigtaschen, gefüllt mit Käse, Hähnchen, Krabben oder auch Gemüse – lecker!
Nach der Stärkung spazieren wir zur Strandpromenade. Hier an der Plage des Roches Noires, ist es deutlich angenehmer als im Ort. Verkehrsberuhigt und mit hübsch ausgebauter Promenade lässt es sich schön bummeln. Sportgeschäfte und Restaurants unter freiem Himmel laden zum Verweilen ein, auch wenn die Kundschaft um diese Jahreszeit eher rar gesät ist. Ein eher unnützes Dasein fristen indes die Duschen am Strand. Der schmale Sandstrand sieht zwar einladend aus, doch ist das Baden im Meer wegen mehrerer Haiangriffe seit 2013 verboten. Ganz schön blöd für einen Badeort.
Südlich von Saint-Gilles-les-Bains befindet sich das Dorf Le Saline les Bains. Im Gegensatz zum Ort ist dort der weitläufige Sandstrand richtig schön. Für lange Strandspaziergänge durch den Sand ist dies ein Traum. Von den hoteleigenen Liegen sind immer genügend frei, egal, um welche Zeit wir an den Strand gehen. So finden wir immer ein schattiges Plätzchen und können ganz entspannt beobachten, wie in der Ferne die Wellen brechen.
Durch ein außenliegendes Riff hat sich vor dem Strand eine Lagune gebildet, die den Strand schützt und angenehm warm ist. Im Gegensatz zum Hauptort Saint-Gilles-les-Bains bleiben die Haie außerhalb des seichten Wassers, sodass man hier gefahrlos schnorcheln kann. Nur bei Ebbe sinkt das Wasser so weit, dass man sich leicht an den scharfen Steinen verletzen kann. Schwimmschuhe oder wassertaugliche Trekkingsandalen sind damit unbedingt zu empfehlen.
Mehrere Hotels säumen den Strand, was aber kaum auffällt, da sie zurückgesetzt sind und man ewig lang an Kokospalmen vorbei und unter Filaowald durchlaufen kann. Am schönen, aber etwas arg weitläufigen Grand Hotel du Lagon vorbei, kommen wir schließlich zu einem netten, hölzernen Strandrestaurant. Da wir hier zu unserem Hotel Le Nautile umkehren, kommt dies wie gerufen, um uns einen letzten kreolischen Salat auf der Insel zu gönnen.
Langsam kommen wir dem Ende unserer Inseltour über La Réunion entgegen. Somit beziehen wir etwas wehmütig das Hotel Le Nautile bei Le Saline les Bains, unser letztes und inzwischen zehntes Hotel auf der Insel. Als wir die Lobby betreten, ist diese verwaist. Sowie wir das für solche Fälle bereit gestellte Telefon nutzen, dauert es aber nur einen Wimpernschlag, bis eine Frau herbeieilt und uns mit einem herzlichen Lachen begrüßt. Zwei Minuten später ist das Einchecken erledigt und werden wir zu unserem Zimmer geführt. Es gibt zwei Gebäudekomplexe, die durch die Poolanlage voneinander getrennt sind. Wir sind in dem Haus, welches direkt am Strand steht.
Unser Zimmer Nr. 134 mit dem Namen Saint-Geran ist richtig toll. Es ist eine Suite mit zwei Räumen, von denen wir allerdings nur einen richtig genutzt haben. Im zweiten Raum haben wir nur einen Teil unserer Klamotten im riesigen Kleiderschrank verstaut und den im Schrank integrierten Zimmersafe gefüllt. Als Besonderheit sind im Le Nautile nicht nur Bad und Toilette voneinander getrennt, sondern auch die Dusche und Badewanne. Da die Wanne ebenfalls über eine Duschvorrichtung verfügt, können damit beide gleichzeitig bequem duschen.
Das große Bett im Zimmer ist sehr bequem und wenn es nachts zu kühl wird, liegen im Schrank kuschelige Decken bereit. Aus dem großen Panoramafenster zum Balkon blicken wir direkt auf den Ozean. Damit ist der Balkon der perfekte Platz, um abends den Tag Revue passieren zu lassen und den Sonnenuntergang bei einem guten Glas Rotwein zu genießen – das ist Urlaub!!!
Die Hotelanlage wird hauptsächlich durch die beiden Gebäude gebildet, zwischen denen sich der in mehrere Bereiche unterteilte Pool und das Restaurant mit Bar befinden. Bei der Bar bekommen wir auch unseren Welcome Drink und ist der Tisch für das Abendessen zu reservieren. Auch wenn das Restaurant zur gehobenen Preisklasse gehört, gönnen wir uns das erste Abendessen hier. An schön gedeckten Tischen sitzt man hier unter dem Dach, aber zugleich doch im Freien. Zum Auftakt gibt es einen kleinen und feinen Gruß aus der Küche und auch das Essen ist lecker und richtig hübsch hergerichtet. Im Kontrast dazu wirkt die Hotelchefin leicht gehetzt, während sie mit ihrem hastigen Herumgewusel ein wenig die Gemütlichkeit nimmt. Während sich andere Gäste über die damit verbundene Hektik mokieren, beobachten wir amüsiert das Schauspiel.
Das Frühstück wird als Büfett serviert, wobei es mal wieder alles gibt, was das Herz begehrt. Angefangen bei perfekt gebratenen Speck, Rührei, Käse, Wurst bis hin zu knusprigem Baguette und kleinen Backwaren. Kurzum: Wir können es uns die letzten Tage richtig gut gehen lassen. Schön ist, dass es außerhalb der Zimmer zusätzliche Duschräume gibt. Unser Rückflug nach Mahé ist erst gegen Abend. Trotzdem können wir den Tag nach einem letzten Ausflug am Strand ausklingen lassen, da wir uns so problemlos vor dem Flug frisch machen dürfen.
Der Ort von Le Saline les Bains ist relativ schnell abgehandelt. Mit hohen Einfriedungen um die Grundstücke ist leider alles stark verbaut. Wir sind froh, einen Mietwagen zu haben, da wir weniger die reinen Strandhocker sind. Parkplätze sind genügend beim Hotel vorhanden. Ein Teil davon befindet sich im videoüberwachten Bereich innerhalb der Anlage. Wer dort keinen Platz bekommt, findet draußen vor dem Hoteltor weitere Parkmöglichkeiten. Zudem gibt es einen großen Supermarkt ganz in der Nähe, wo wir uns mit Rotwein, Oliven und anderen Grundnahrungslebensmitteln eindecken. Denn wenn wir schon einen solch schönen Balkon mit Blick zum Meer haben, dann wollen wir den auch nutzen.