Die Fahrten zu unseren vorangegangenen Touren führten uns bereits einige Male durch das Bergdorf Femés. In etlichen Kurven schlängelt sich die enge Straße hinauf zu einem Hochplateau der Ajaches-Berge. Für Radfahrer ist die Strecke zu gefährlich und deshalb gesperrt. Oben angekommen, verteilen sich die inseltypischen weißen Häuser umso beschaulicher im Dorf.
Dazwischen schaukeln Dattelpalmen im Wind. Der Atalaya de Femés überragt das Bergdorf mit seinen 607 Metern Höhe. Er bildet den topografischen Höhepunkt des südlichen Lanzarote und ist durch seine gewaltige Antennenanlage bereits von Weitem leicht zu erkennen.
Südlich von Femés sehen wird den Pico de la Aceituna sowie den Pico Redondo. Diese beiden Gipfel sind Teil unserer heutigen Wanderung, wobei wir den zweiten lediglich umrunden. Parken können wir an der Plaza San Marical, gleich neben dem einzigen Kreisverkehr im Ort. Der Platz an der weißen, eher unauffälligen Kirche ist ein kleines Idyll.
Am frühen Morgen werfen die Dattelpalmen ein pittoreskes Schattenbild an die Kirchenwand. Wenige Schritte weiter eröffnet uns die Terrasse vor dem Gotteshaus einen traumhaften Blick. Wir schauen durch den Taleinschnitt hindurch auf die Ebene Rubicón bis nach Playa Blanca. Die Aussichtsplattform ist ein beliebter Treffpunkt für Genießer von Sonnenuntergängen.
Bis zum Abend sind es noch einige Stunden. Das Restaurant Balcón de Femés ist am frühen Vormittag ebenfalls noch geschlossen. So verweilen wir nur kurz, eh wir unsere Tour beim Kreisverkehr starten. Ein Schild weist uns zum Loma Pico de la Aceituna, zum Olivenhügel.
Entgegen der Bedeutung des Namens prägen Feigenkakteen und Dattelpalmen das Landschaftsbild rund um Femés. Olivenbäume können wir keine entdecken. Trotzdem folgen wir dem Weg steil bergan zu den Ziegenstallungen von Femés.
Wir erreichen zwei unschöne Flachbauten. Hier wird Ziegenkäse hergestellt. Wovon sich die Tiere ernähren, ist uns jedoch schleierhaft. Die Landschaft ist extrem karg und der letzte Regen lange her. Doch bei Wanderern scheinen die Ajaches-Berge beliebt zu sein. Zwei Wandertafeln bieten Tourenvorschläge. Einmal geht es hinab zur Playa Quemada, die nach knapp sieben Kilometern und zwei Stunden zu erreichen ist. Die andere Tour führt durch das Bergmassiv der Ajaches hinab in die Küstenregion Rubicón.
Sie schließt die Papageienstrände mit ein und verläuft entlang der Küste bis in den Ferienort Playa Blanca. Angegeben sind knapp 20 Kilometer in viereinhalb Stunden. Das wäre eine sportliche Leistung. Da beides jedoch Streckenwanderungen sind, ergeben sie für uns keinen Sinn. Fährt man mit dem Bus nach Femés, sind dies jedoch zwei gut mögliche Wanderstrecken.
Ein Schild weist hinab zum Valle de la Higuera. Von dort werden wir später zurückkommen. Wir folgen dem Pfeil in Richtung Degollada del Portugues. Degollada hört sich vielleicht etwas blutrünstig an. Dabei handelt es sich allerdings bloß um einen Pass zwischen zwei Bergen. Die Stelle ist ein gutes Stück entfernt. Zugespitzt wie eine Pyramide, ragt der Pico de la Aceituna vor uns in die Höhe.
Der Wanderweg umläuft auf gleichbleibender Höhe den Talschluss des Valle de la Higuera. Dabei ist der Pfad gut zu erkennen, zumal ein Wasserschlauch darauf entlang geführt wird. Durch das Tal öffnet sich uns ein Blick zur Küste und zum Meer. Im Dunst erkennen wir außerdem die weißen Häuser von Puerto del Carmen.
Riesige Feigenkakteen säumen den schmalen Pfad. Ursprünglich gab es auf Lanzarote überhaupt keine Kakteen. Inzwischen aber prägt besonders die Opuntia ficus-indica vielerorts das Landschaftsbild. Der Feigen-, Ohren- oder auch Teddybär-Kaktus trägt viele Namen. Darüber hinaus verfügt er über unschätzbar wertvolle Eigenschaften, welche sich der Mensch bereits seit Jahrhunderten zunutze macht. Lanzarotische Bauern bestritten lange Zeit ihren Lebensunterhalt mit der Zucht von Cochenille-Läusen an den Sprossen der Kakteen.
Diese Schildlausart lieferte den Farbstoff Karmin, welcher als Lebensmittelfarbe für Lippenstifte oder für den berühmten Campari zum Einsatz kam. Heute greift man eher zu synthetischen Farbstoffen. Die Sprossen, Blüten und Früchte der Kakteen besitzen wertvolle und gesunde Eigenschaften. Und die Früchte können das ganze Jahr über geerntet werden. Auch hier sitzen die Kaktusohren voll mit dunkelroten, fleischigen Früchten. Allerdings ist der Kaktus mit seinen gewaltigen Dornen auch wehrhaft, weshalb wir lieber die die Finger davon lassen!
700 Meter nach den Ziegenstallungen erreichen wir einen Bergsattel zwischen dem Pico de la Aceituna und dem Pico Redondo. Von hier sehen wir wieder auf die Ebene von Rubicón und auf die Ferienstadt Playa Blanca.
Wer eine richtig tolle Aussicht genießen will, empfehlen wir, rechts die Trittspur hinauf auf den Pico de la Aceituna zu steigen. Von der Anhöhe öffnet sich einem die schönste Sicht auf den Ort Femés und den Atalaya de Femés dahinter.
Südlich von uns befindet sich nun der Pico Redondo. Nach dem Panoramablick steigen wir vom Pico de la Aceituna wieder hinab zum Bergsattel. Der nächste Abschnitt erfolgt auf dem Pfad entlang der Westflanke des Pico Redondo. Hier wird das Terrain felsiger, fast schon alpin. Der Hang fällt schroff und steil ab. Dafür ist der Saumpfad aussichtsreich und verschafft er uns nach dem stürmischen Auftakt ein wenig Windschatten.
Bei einer Felseinbuchtung machen wir kurz Rast. Das übrigens just in dem Augenblick, als drei Radfahrer auf der sonst ruhigen Runde an uns vorbeikommen. Mühsam schleppen sie ihre Räder über die Felsen. Sie haben sich bei der Wegeignung ihrer Tour wohl etwas verschätzt. Aber das kennen wir ja von unserer Radtour auf La Graciosa.
Beim Degollada del Portugues gabelt sich der Weg. Rechts könnten wir nach Playa Blanca hinab wandern. Stattdessen halten wir uns links und kommen so auf einen Bergrücken zwischen dem Valle de la Casita und dem Valle de los Dises.
Wir befinden uns nun inmitten des Ajaches-Massivs mit seinen wüstenartigen Tälern und Kuppen. Im Zickzack geht es leicht bergab bis hinunter zu einer Abzweigung. Erneut links, führt uns diese hinab in den Barranco de la Casita. Dort queren wir ein Trockenbett und stehen kurz darauf beim Refugio del Aljibe.
Das halb zerfallene Refugio del Aljibe mit der längst ausgedienten Zisterne bietet Sitzmöglichkeiten mit ein wenig Schutz vor der Sonne. Auch hier freuen wir uns über ein windgeschütztes Eck. Es ist ein typischer Rastplatz, weshalb wir nur kurze Zeit alleine sind. Denn bald nach uns erreicht auch eine geführte Wandergruppe mit Spaniern und Franzosen den Platz. Wir haben diese zuvor überholt, nachdem sie den Pico de la Aceituna ausgelassen hatten.
Vom Refugio del Aljibe wandern wir hinauf zum nächsten Bergsattel. Wir sind nun weit genug um den Pico Redondo herum gekommen, um die Antennenanlage des Atalaya de Femés wieder sehen können. Eine lila Wegmarkierung weist zum Moro de la Loma del Pozo. Bevor wir also zurück nach Femés kehren, schauen wir, ob sich der Abstecher lohnt.
Vom Abzweig sind es gerade mal 600 Meter, leicht bergan, bis zu einer Steinpyramide auf dem Moro de la Loma del Pozo. Auf der Anhöhe angelangt, eröffnet sich ein erneut herrliches Panorama auf den Pico Redondo und das Ajaches-Massiv. Inzwischen ist auch die Luft klarer geworden. Wenden wir uns nach Osten, blicken wir auf den tiefblauen Ozean.
Entlang der Küste erheben sich die letzten Häuser von Playa Quemada, und auch die Orte Puerto del Carmen, Arrecife und Costa Teguise sind zu erkennen. Über das Meer hinweg sehen wir sogar bis zu den Stränden von Fuerteventura. Ein Abstecher also, der sich wirklich lohnt. Die Wandergruppe vom Refugio lässt auch diesen aus. »Wer mit einer geführten Gruppe läuft, muss halt Abstriche machen«, bemerkt Lars. Wie wahr!
Nach dem Abstecher geht es vom Moro de la Loma del Pozo wieder hinab zur letzten Markierung und von dort weiter, in Richtung der Ziegenstallungen, runter in den Barranco da Higuera. Im Berghang können wir jetzt auch die Ziegen erkennen, die den Stallungen die Milch für den Käse liefern.
Das spärliche Grün im Hang bietet ihnen scheinbar genug Nahrung. Mitten im Tal treffen wir auf das letzte Wegkreuz unserer Tour. Wer dem Barranco talwärts folgt, kommt nach Playa Quemada. Wir indes nehmen den Schlussanstieg hoch zur Ziegenfarm und treffen dort auf den bekannten Weg zurück ins Bergdorf Femés.
Die Runde um den Pico Redondo gehört zu unseren Highlight-Touren auf Lanzarote. Das Ajaches-Gebirge wirkt karg und hat uns über einige wüstenartige Berghügel geführt. Doch der Höhenweg ermöglicht weite Ausblicke auf den Inselsüden, wie auch auf die Ostküste von Lanzarote. Und Femés ist sowieso das idyllische Bergdorf schlechthin.
Auf dem Kirchplatz treffen wir wieder die Wandergruppe, als diese gerade ihr Vesper ausbreitet. Schade eigentlich, dass sie die schönsten Aussichten verpasst haben. Wir schauen noch einmal vom Balcón de Femés hinab auf Playa Blanca, bevor wir zum Hotel fahren und uns nach der schönen Tour einen leckeren Cappuccino auf unserem Balkon gönnen.
Wanderung ab Femés um den Pico Redondo auf Lanzarote. Der Höhenweg bringt uns hinauf zum Pico de la Aceituna und mitten hinein in die Ajaches-Berge.
Die Anfahrt erfolgt über die LZ-702, entweder von Playa Blanca oder vom Kreisverkehr Rotondo de los Camellos bei Uga, in das Bergdorf Femés. Vom einzigen Kreisverkehr im Ort ist der Parkplatz gut zu erkennen. Die aussichtsreiche Tour durch das karge Ajaches-Massiv verläuft über gut ausgetretene Wege. Lediglich auf der Passage entlang der Süd-West-Flanke des Pico Redondo ist der Weg teilweise etwas ausgesetzt und setzt Schwindelfreiheit voraus.
Ausgangspunkt | Parkplatz an der Plaza San Marical |
Koordinaten | N 28.9133, E -13.77945 |
Gehzeit | 3 Stunden |
Distanz | 9,1 km |
Anstiege | 535 HM |
Grad | T2 |
Einkehr | keine |
GPS-Daten | Wanderung Femes Pico Redondo gpx |
KML-Daten | Wanderung Femes Pico Redondo kml |