Im Anschluss an unserer informativen Vulkanrunde fahren wir durch das Dorf Mancha Blanca. Etwas abseits des Dorfes befindet sich die Ermita Virgen de los Dolores. Übersetzt bedeutet der Name Einsiedelei der Jungfrau der Schmerzen, ist aber besser als die Schmerzenskapelle bekannt. Sie ist gleichermaßen ein Symbol für den Glauben als auch für den Aberglauben.
Als die schweren Vulkanausbrüche im 18. Jahrhundert die Insel Lanzarote erschütterten, war hauptsächlich das Gebiet im Südwesten rund um den heutigen Nationalpark Timanfaya betroffen. Die Lavaströme verschlangen damals alles, was ihnen in die Quere kam. Im Jahr 1736 kamen die Lavamassen schließlich auch den Häusern von Mancha Blanca bedrohlich nahe. Die Menschen hofften auf göttlichen Beistand aus der Nachbarschaft.
Einer Legende nach holten sie aus dem Nachbardorf Tinajo die Statue der Virgen de los Dolores, der Schmerzensmadonna. Mit dieser eilten sie den Lavamassen entgegen und gelobten, ein Gotteshaus zu errichten, sollte die Madonna die Glutmassen Einhalt gebieten und ihr Dorf unversehrt bleiben. Es wirkte, der Lavastrom kam zum Stillstand.
Doch kaum war der Spuk vorbei und hatte sich die Lage wieder beruhigt, rückten die alltäglichen Sorgen der Dorfbewohner wieder in den Vordergrund und der Bau der Kapelle in Vergessenheit. Nach einigen Monaten ließ die Madonna über ein junges Hirtenmädchen den Bewohnern eine Warnung zukommen: demnach werde sie die erstarrte Lava wieder in eine feurige Glut verwandeln, sollte die versprochene Kapelle nicht bald errichtet werden.
1781 wurde die Ermita Virgen de los Dolores schließlich von den Bauern aus Mancha Blanca erbaut. 1824 legte die Madonna ihre schützende Kraft ein weiteres Mal über den Ort und bewahrte ihn erneut vor Lavamassen. Am 15. September findet seither jeden Jahres ein großes Fest zu Ehren der Madonna statt. Die Kirche ist direkt an der Straße gelegen. So ist sie auch ein beliebtes Ziel für Busausflüge, für die praktischerweise ein großräumiges Restaurant auf der gegenüberliegenden Straßenseite erbaut wurde.
Nach dem Kirchenbesuch machen wir uns langsam auf den Rückweg in den Inselsüden nach Playa Blanca. Zuvor aber überrasche ich Lars mit einem kurzen Abstecher, für den wir bei La Vegueta die Hauptstraße verlassen und auf einem schmalen Landweg am Volcán de Tamia vorbei fahren. Zum Glück habe ich den Parkplatz im Navi eingegeben. »Wo zum Teufel findest du solche Höhlen, auf die nicht einmal ein Schild hinweist?« höre ich anerkennend vom Fahrersitz. Zwischen den brachliegenden Gemüsefeldern und dem mit grober Lava überdeckten Landschaftsschutzgebiet befinden sich die Cueva de las naturalistas und die Cueva de Las Palomas.
Die erste Höhle ist dabei einigermaßen gut zu erreichen. Ihre rundlich ausgeformte Decke gibt klar zu erkennen, dass hier einst flüssige Lava hindurch geflossen ist. Das umliegende Gelände ist extrem brüchig, weshalb wir die zweite Höhle vorsichtshalber erst gar nicht suchen. Wir wollen uns nicht gleich zu Beginn der Reise die Beine brechen. Für den ersten Tag mit Leihwagen auf Lanzarote haben wir genug Entdeckungen gemacht. So können wir zufrieden durch die herrliche Vulkangegend dem Sonnenuntergang entgegen fahren und uns auf die nächsten Ausflüge auf Lanzarote freuen.
Die Höhle ist wirklich nur schwer zu finden, da es keinerlei Hinweis an der Straße gibt. Die Koordinaten zur Parkmöglichkeit sind N 29.013105, E -13.657542. Die Höhle befindet sich in einer der ummauerten Parzellen. Wir folgen der Mauer, die sich nach circa 100 Meter öffnet.
Eindrücke von der Cueva de las naturalistas, einer entlegenen und wenig bekannten Lavahöhle auf Lanzarote. Abstieg in die Höhle, von der zu zwei Seiten Lavatunnel abgehen.