Unsere Feierlichkeiten zum Heiligabend verschieben sich durch die Reise nach Lanzarote auf den ersten Weihnachtstag. So verbringen wir einen ersten, ruhigen Abend und kommen gut aus den Federn, als uns Lars Smartphone weckt. Wir wollen am Vormittag nach Playa Blanca und zur Marina Rubicón laufen, und dabei die ärgste Hitze meiden. Allerdings wundern wir uns, dass es auf Lanzarote um 8 Uhr noch fast dunkel ist. Als wir kurz vor Halb auf den Frühstückssaal zusteuern, werden wir sogleich abgepasst.
Es sei noch zu früh! Leider hat Lars verpasst, die Uhrzeit im Smartphone manuell umzustellen. Somit hat diese die lokale Uhrzeit vom Internet des Spanischen Festlands bezogen und uns um sieben anstatt um acht geweckt. Normalerweise passiert mir immer so ein Unfug. Aber alles kein Problem. Das Personal ist solche »Frühaufsteher« gewohnt, weshalb wir schon vor der eigentlichen Zeit mit einem Kaffee in den Tag starten können.
Liebesschlösser und Bunker aus dem Spanischen Bürgerkrieg
Als Folge sind wir nun wirklich zeitig unterwegs und laufen wie schon bei der Wanderung zum Faro de Punta Pechiguera zunächst hinunter zur Uferpromenade Avenida Maritíma. Dort halten wir uns dieses Mal links und laufen auf das in maurischer Architektur gebaute Hotel Timanfaya Palace zu. Die Promenade ist breit, teilweise von Mauern aus Vulkangestein eingefasst und vor allem perfekt ausgebaut. Neben Spaziergängern begegnen uns am frühen Morgen Jogger, Radfahrer, junge Leute auf Elektro-Scooter und alte, meist stark übergewichtige Menschen auf Elektromobilen. Für alle bietet die Avenida eine ausgedehnte Tour ohne Unterbrechungen.
Schauen wir zurück, ragt hinter uns die Montaña Roja in die Höhe, der Hausvulkan der Ferienstadt Playa Blanca. Bei einer Biegung hinter dem Hotel Timanfaya Palace verschwindet der Vulkan von der Bildfläche. Bald erreichen wir einen gut getarnten Bunker aus dem Spanischen Bürgerkrieg. Die eigentlichen Bunkerwände sind hinter aufgesetzten Vulkansteinen versteckt. Der mit Gitterstäben gesicherte Schlitz lässt durch sein Rund gut auf die Küste und das Meer blicken.
Auffallend ist der Bunker nur durch das ihn umgebende Kettengeländer. Entsprechend der aktuellen Mode ist dieses mit jeder Menge Liebesschlösser verziert. Sie hängen eng an eng in den Kettengliedern, welche der überlasteten Statik stoisch trotzen. Wir hoffen, dass die hier zur Schau getragene Liebe stärker ist als die Farbe der durch Wind und Sonne ausgeblichenen Herzen.
Neben der Hoffnung auf ewig verbundene Liebe bietet der Bunker einen tollen Aussichtspunkt oberhalb der Playa Flamingo. Die Bucht ist von zwei Molen eingefasst, während halbkreisförmige Mauerringe den Sonnenbadenden etwas Windschutz bieten. Der helle Sandstrand ist aufgeschüttet und die Kokospalmen wachsen fern ihres natürlichen Lebensraums kümmerlich in den Beeten aus schwarzem Lava-Sand. Doch die Playa Flamingo bietet die beste Bademöglichkeit bei Playa Blanca. Entlang der Badebucht sorgen Läden, Restaurants und Cafés für das leibliche Wohl.
Dezent schmiegt sich die Tui-Anlage um die Playa Flamingo, während in der Ferne, an der Punta Limones, der Stern des Iberostar Lanzarote Park protzig in die Höhe ragt. Die Iberostar-Anlage wirkt leider unzugänglich und verbaut.
So ist der Weg um die Punta Limones zwar ganz nett, aber bei Weitem kein Highlight. Zumal sie während unseres Aufenthalts wenige Schritte vor dem Hafenbecken bei einer lärmenden und staubigen Baustelle abrupt endet.
Bei der Centro Comercial Punta Limones nutzen wir den Zebrastreifen im Bereich der Hafenzufahrt. Vom Hafen in Playa Blanca legen regelmäßig Fähren zum gegenüberliegenden Corralejo auf Fuerteventura ab. Die Überfahrt dauert je nach Fähre 20 bis 40 Minuten. So sind auch Tagesausflüge auf die Nachbarinsel gut möglich.
Wir aber umlaufen das wenig schmucke Hafenbecken und steigen die Treppen zur Fußgängerpromenade hinauf. Hier reiht sich eine Boutique an die andere, gefolgt von Lokalen, mit oder ohne Aussichtsterrasse. Die kleinen Läden ziehen um die frühen Morgenstunden gerade ihre Rollläden hoch, während in den Restaurants noch gefrühstückt wird.
Auch die Altstadt von Playa Blanca besitzt einen kleinen, mit weißem Sand aufgeschütteten Strand. Ob ich mich direkt vor den Restaurants auf meinem Badetuch fläzen würde? Wohl eher nicht. Aber eine Familie, alle im Weihnachtsmann-Kostüm, fühlt sich hier pudelwohl. Wir gönnen es ihnen und sind wenige Schritte weiter überrascht, als wir von einem grünen Papagei angekrächzt werden. Er hockt am Ende der Badebucht auf der Mauer und krakeelt lautstark vor sich hin. Ist der irgendwo ausgebüxt? Vor dem Restaurant Brisa ist ein hölzerner Sonnenschirm auf der Ufermauer befestigt.
Playa Blanca und Playa Dorada
Auf einer der Streben sitzt ein zweiter Papagei und knabbert Erdnüsse. Den beiden Vögeln wurden die Flügel gestutzt, damit sie nicht abhauen können. So fristen sie ihr Dasein auf der Mauer, immer im Trubel der Avenida Maritím. Ob das ein guter Platz für solche Vögel ist? Gleich unter dem Schirm klatschen die Wellen an die Ufermauer. Und trotz Verbotsschilder greifen die Leute nach den Vögeln. Was ist, wenn einer erschrickt und hinab ins Meer stürzt, flugunfähig wie er ist? Nur weil sich die Papageien-Strände ganz in der Nähe befinden, muss man diese Tiere hier nicht zur Schau stellen.
Wir lassen die Altstadt hinter uns und erreichen kurz darauf die großflächige Playa Dorada. Der Strand wirkt mit seinen eng stehenden Sonnenschirm und Liegen wie ein Hotelstrand. Doch er ist öffentlich, auch wenn die Strandbar sicherlich zu einem der umliegenden Hotels gehört. Auch diese Bucht ist mit zwei Molen eingefasst. Das Wasser wirkt sauber und klar.
Was das Bild stört, sind die riesigen Hotels Princesa Yaiza und Hosperia Playa Dorada dahinter. Als Blickfang dieser Nobelherbergen fungiert ein Minarett, welches aus der maurisch inspirierten Anlage emporragt. Das Hosperia gehört zu den Korruptionsbauwerken von Playa Blanca. Über die Bauvorschriften hat man sich gewissenlos hinweggesetzt und deutlich höher gebaut als es auf Lanzarote erlaubt ist.
Als Nächstes kommen wir zum Kreisverkehr vor der Marina Rubicón. Nach dem Infokiosk betreten wir durch einen Torbogen das wunderschöne Hafendorf. Die Marina Rubicón ist ein neu erbautes Viertel am Ende von Playa Blanca. Es ist im Stil eines kanarischen Dorfes gestaltet und erstreckt sich um den modernen Yachthafen.
Ein langer Holzsteg führt vorbei an den großen und kleinen Yachten aus aller Welt. Dahinter stehen weiß getünchte kubische Häuser mit farblich abgesetzten Zierstreifen und den typischen Holzbalkonen. Kleine Gärten, Palmen und Springbrunnen komplettieren die malerische Anlage.
Mittwochs ist Handwerkermarkt in der Marina Rubicón. Das lockt natürlich viele Touristen an. Durch unsere frühe Ankunft hält sich der Andrang jedoch noch in Grenzen. Trotzdem spazieren wir weiter bis ans Ende der Marina. Dort führt eine Treppe hinauf zum Oberdorf und öffnet sich ein wunderschöner Blick durch Palmen und Drillingsblumen auf den Yachthafen. Die kleinen Häuschen im Oberdorf wirken wild durcheinander gewürfelt. Sie sind einem mittelalterlichen Ortskern nachempfunden, was ein gelungenes Bild abgibt.
Eine Rampe führt weiter bergan zu unserem heutigen Ziel, dem Castillo de las Coloradas. Ab der Marina Rubicón wandelt sich das Ufer zu einer Steilküste. Das Castillo selbst thront auf dem Plateau eines Felsvorsprungs und bietet die beste Sicht nach Playa Blanca auf der einen und zu den letzten Hotels vor den Papageien-Stränden auf der anderen Seite. Leider zieht es hier oben wie Hechtsuppe. Treppen führen hinauf zum Eingang des Castillo de las Coloradas. Doch die Türe ist verschlossen.
Die Turmanlage wurde 1402 vom normannischen Eroberer Jean de Bethencourt errichtet. Damals entstanden die ersten europäischen Ansiedlungen auf den Kanarischen Inseln, was natürlich Begierde schuf. Der alte Piratenausguck erlaubt es, die gesamte Südküste Lanzarotes sowie die Meeresstraße zur Nachbarinsel Fuerteventura zu überblicken. So konnten mögliche Angreifer schon früh gesichtet und der Inselsüden vor Piraten geschützt werden.
Durch den starken Wind bleiben wir kurz, eh wir umkehren und wieder hinunter zur Marina Rubicón laufen. Dort gönnen wir uns im El Mano Casa de Comidas bei tollem Ambiente und Blick auf die Yachten einen Milchkaffee und ein dringend nötiges kühles Getränk, oder auch zwei. Gut erholt führt uns der Weg anschließend abermals entlang der Avenida Maritíma bis zurück zu unserem Hotel.
Bei mittlerweile deutlich gestiegenen Temperaturen zieht sich der Weg nun doch etwas in die Länge. Dafür aber können wir auf eine abwechslungsreiche Tour zurückblicken, die wir an unserem letzten Reisetag nochmals unternehmen werden. Dann allerdings mit ausreichend Geld für ein Taxi in der Tasche, sodass wir nicht alles wieder zurücklaufen müssen.
Leichte Wanderung beim Fischerort Playa Blanca auf Lanzarote über die Marina Rubicón bis zum Castillo de las Coloradas.
Die Anfahrt erfolgt wie bei der Leuchtturmtour über die Avenida Faro de Pechiguera zum Atlantic Gardens Hotel. Dort kann direkt an der Uferpromenade Avenida Maritima parken.
Ausgangspunkt | Uferpromenade Avenida Maritima ( 6 m) |
Koordinaten | N 28.8614, E -13.84678 (Wendeplatte) |
Gehzeit | 3 Stunden (hin und zurück) |
Distanz | 11,8 km (Labranda ), 10,2 km (Wendeplatte Avenida Maritima) hin und zurück |
Anstiege | 173 HM (Labranda ), 128 HM (Wendeplatte Avenida Maritima) |
Anforderungen | T1. Die Wanderung ist leicht entlang der Uferpromenade Avenida Maritima zu laufen. Da es immer entlang der Küste geht, ist das Castillo de las Coloradas kaum zu verfehlen. |
Einkehr | Restaurants an der Playa Flamingo, in Playa Blanca, an der Playa Dorada und in der Marina Rubicón |
GPS-Daten | Wanderung Playa Blanca gpx |
kml-Daten | Wanderung Playa Blanca kml |