Drei Tage in Serie sind wir in den nördlichsten Zipfel von Lanzarote gefahren. Es ist Zeit für eine Verschnaufpause, was in unserem Fall heißt: eine etwas leichtere Tour mit kurzer Anfahrt. Beide Kriterien erfüllen die Salinas de Janubio am Küstenabschnitt nördlich von unserem Ferienort Playa Blanca.
Entlang der schroffen Lavaküste bietet sich eine gemütliche Tour mit Blick aufs Meer an. Wir fahren diesmal also nur ein kurzes Stück nach Norden zur Siedlung La Hoya, umrunden die Salinas de Janubio und stellen unser Auto auf den Parkplatz der Playa de Janubio.
Vom Parkplatz aus laufen wir an einem alten Fischerhaus vorbei hinab zur Küste und der schwarzen Playa de Janubio. Am nördlichen Ende des Standes liegen große Steinkugeln. Die Küste ist flach und die Brandung weit weg. Wir wenden uns nach Süden, wo der schwarze Sand immer feiner wird.
Durch den weichen, abgerundeten Sand kommen wir nur langsam voran. Als Nebeneffekt beschert das Rundkorn unseren Füßen einen angenehmen Massageeffekt. Immer wieder glänzt es glitschig aus dem Schwarz. Es sind verendete Quallen, die von den Wellen hier angespült wurden. Ich ziehe meine Trecking-Sandalen lieber wieder an.
Die Playa de Janubio trennt die Lagune der Salinas de Janubio vom Meer ab. Die Aufschüttung verdeckt uns so die Sicht auf die Salinen, die bis Mitte des 20. Jahrhunderts einen wichtigen Bestandteil der Fischkonservierung auf Lanzarote bildeten. Durch ihre Lage im Atlantischen Ozean waren die Kanaren oft der letzte Ankerplatz der Konquistadoren, eh sie sich auf Entdeckungsreise über den großen Teich wagten. Lanzarote versorgte sie ein letztes Mal mit Frischwasser und Lebensmitteln. Um das Fleisch und den Fisch für die Überfahrt zu konservieren, wurde beides in Salzlake eingelegt.
Umgeben von Meerwasser, gewann man auf Lanzarote das weiße Kristall durch Verdunstung. Mit Hilfe von Windrädern pumpten die Arbeiter das Salzwasser über Kanäle in die Becken der Salinen. Später ersetzten Dieselpumpen die Windräder, welche in der Folge verfielen. Ende des 19. Jahrhunderts entstanden so die Salinas de Janubio als größte Salinen der Insel. Bei Vollauslastung und optimalen Bedingungen konnten hier bis zu 10.000 Tonnen Salz im Jahr geschöpft werden. Die wirtschaftliche Blütezeit endete mit dem Rückgang der küstennahen Fischerei und dem Einsatz von Tiefkühlsystemen auf den Fangschiffen.
Die Nachfrage nach gesalzenen Fisch brach ein, womit der ursprüngliche Absatzmarkt entfiel und die Salzproduktion nahezu zum Erliegen kam. Heute werden in den alten Becken nur noch geringe Mengen an Tafelsalz für den Eigenbedarf der Inselbewohner gewonnen. Eine touristische Vermarktung, wie bei Xwejni Salt Pans auf der maltesischen Insel Gozo, ist bislang nicht gelungen. Auch haben zu viele Beschäftigte durch die starke Lichtreflektion der Salzkristalle ihr Augenlicht verloren. Wen wundert es da, dass die Lanzaroteños eine Beschäftigung in der Tourismusindustrie vorziehen?
Nach knapp 700 Metern endet die Playa de Janubio und beginnt die schroffe, steile Lavaküste. Von den Klippen aus blicken wir nochmals zurück auf den schwarzen Strand. Jetzt endlich haben wir auch Sicht auf die Salzlagune. Ein Schild weist darauf hin, dass die Salzgärten heute ein wertvolles Kulturgut sind.
Daneben finden hier zahlreiche Wasser- und Zugvögel eine Zuflucht oder auch einen geeigneten Nistplatz. Dadurch genießen die Salinen heute den Status der besonders Vogelschutzgebiete der Europäischen Union. Hoffen wir, dass die Bauabsichten ausländischer Investoren auf fruchtlosen Boden treffen.
Unser Weg verläuft nun immer 15 bis 20 Meter oberhalb vom Meer entlang dem Küstenabbruch. Stellenweise ist der Pfad ausgesetzt. Zudem fordert das schroffe und unwegsame Lavagestein erhöhte Vorsicht. Nach 700 Metern entlang der Steilküste erreichen wir einen aufgegebenen Steinbruch. Dahinter sehen wir die auffälligen Gebäude der Entsalzungsanlage, das Gegenstück der Salinas de Janubio. Während die Salinen die Salzkristalle dem Meerwasser entziehen, will die Planta Potabilizadora das Salz loswerden.
Hier werden täglich 8.000 Kubikmeter Trinkwasser aufbereitet, um den gesamten Inselsüden zu versorgen. Lanzarote ist eine wasserarme Insel. Ohne eine solche Anlage hätte sie sich niemals zu dem entwickeln können, was sie heute ist. Auf der Schattenseite steht ein gewaltiger Energieaufwand. Ganz zu schweigen von den ökologischen Konsequenzen durch die Sole, welche als Abfallprodukt zurück ins Meer geleitet wird.
Sowie wir die Entsalzungsanlage hinter uns lassen, öffnet sich die Sicht über die Ebene von Rubicón. Seitlich sehen wir den Atalya de Femés mit seinen Antennenmasten. Daneben befindet sich der Höhenzug des Pico Redondo, der ebenfalls noch auf unserem Reiseprogramm steht.
Südlich hingegen ragt einsam die Montaña Roja, der Hausberg von Playa Blanca, in die Höhe. Zuletzt blicken wir neben uns auf das tosende Meer, das mit unermüdlicher Wucht die Küste formt. Wir schauen in eine tief eingeschnittene Bucht. Die Wellen rollen zwischen die Felsen, die Gischt schlägt weit in die Höhe und bildet einen Regenbogen.
Wenige Schritte weiter haben sich knapp über der Meeresoberfläche mehrere Terrassen gebildet. Mit Meerwasser gefüllte Gumpen laden zu einem Bad ein. Doch aufgepasst: der Abstieg ist nicht überall ungefährlich. Kurz vor dem Basaltplateau des El Convento treffen wir auf ein Steinkreuz. Direkt dahinter fallen die Felsen ziemlich steil ab.
Das Plateau mit dem zweiten Kreuz ähnelt einer kleinen Friedhofsanlage. Beim Blick über die Abbruchkante sehen wir auch hier hübsche Naturpools. Anders als bei den ersten Pools können wir uns jedweden Gedanken um den Abstieg sparen. Sie sind schlicht unerreichbar. Ob die Pools jemandem zum tödlichen Verhängnis wurden?
Nach knapp fünf Kilometern erreichen wir unser Ziel. Es ist die höher gelegene Meereszunge des El Convento. Darunter befinden sich zwei Grotten. In diesem Bereich ist es möglich, hinunter zu wandern und diese von Nahem zu betrachten. Doch unentwegt rollen große Wellen herein. Immerhin war es die Meeresbrandung, die das Vulkangestein ausgehöhlt hat. Wir wollen kein Risiko eingehen und betrachten das Naturschauspiel der Wellen aus sicherer Distanz. Schließlich wird es Zeit, umzukehren. Den Rückweg verlagern wir teilweise auf die Fahrstraße. Diese ist zwar einiges staubiger, dafür aber kommen wir leichter voran als auf dem schroffen Vulkangestein.
Bei den Salinas de Janubio wird auf Lanzarote traditionelle Salzgewinnung betrieben. Unsere Wanderung führt entlang der schroffen Lavaküste zum El Convento, einer von Basaltgestein geschaffenen Bucht.
Die Anfahrt erfolgt über die LZ-2 nach La Hoya. Wir folgen der Beschilderung nach El Golfo und umrunden die Salinen. Westlich der Salinen nehmen wir den Parkplatz zur Playa de Janubio. Die Wanderung verläuft größtenteils auf steinigen Küstenwegen. Auf kurzen Abschnitten ist die Tour ausgesetzt, also weglos.
Ausgangspunkt | Parkplatz Playa de Janubio |
Koordinaten | N 28.93797, E -13.83136 |
Gehzeit | 3 Stunden (reine Gehzeit) |
Distanz | 10,6 km |
Anstiege | unwesentlich |
Anforderungen | Der Weg entlang der Küste ist gut zu gehen, teilweise aber auch schroff. An der Abbruchkante zum Meer hin ist erhöhte Vorsicht geboten. |
Einkehr | Auf der Strecke gibt es keine Restaurants. |
GPS-Daten | Wanderung Salinas de Janubio gpx |
kml-Daten | Wanderung Salinas de Janubio kml |