Timanfaya und die Caldera de los Cuervos

Dromedare in den Feuerbergen

Heute soll es ein gemütlicher Tag werden. Wir fahren in die Feuerberge des Timanfaya Nationalparks und nehmen Kurs auf die Caldera de los Cuervos. Doch zuallererst besuchen wir die Kamele an der Ruta de Los Volcanes. Dass es überhaupt Kamele, besser Dromedare, auf den Kanaren gibt, ist dem Eroberer und Abenteurer Jean de Bethencourt zu verdanken.

Er brachte die ersten Dromedare von Marokko nach Lanzarote. Bethencourt selbst verließ kurz darauf die Insel und kehrte nach Frankreich zurück. Doch die Inselbewohner erkannten die Vorteile dieser genügsamen und friedliebenden Tiere. Bald entwickelte sich ein reges Interesse an ihnen, da sie sich als Zug- und Lasttiere selbst in schwer zugänglichen Gegenden als sehr nützlich erwiesen.

Die Dromedare kamen perfekt mit dem Klima der Kanarischen Inseln klar. Die Lebensbedingungen sind ähnlich, wie in der gerade mal 100 Kilometer entfernten westlichen Sahara. Zudem sind Kamele Schwielensohler.

Der durch Vulkanasche vielerorts weiche Boden ist für sie mühelos zu Durchschreiten. Die Bauern begannen, die Zucht der Tiere auf Lanzarote voranzutreiben. Damit legten sie den Grundstein für die erfolgreichste Verbreitung dieser Tiere außerhalb ihres angestammten Lebensraumes.

Später engagierten sich die Farmer außerdem im Export der Dromedare. Einige der Zuchtkamele wurden bis nach Australien versandt. Doch weite Reisen und das fremde Klima setzten den Tieren zu. Die dauerhaften Erfolge blieben aus und die Bauern beschränkten die Zucht wieder auf den Eigenbedarf der Kanarischen Inseln.

Bis dato werden einzelne Tiere auf dem Acker eingesetzt. Die Kamelkarawane, welche jeden Morgen von Uga in die Feuerberge marschiert, ist jedoch Teil des Inseltourismus. Am Echadero de los Camellos kann man das Auto stehen lassen und mit dem »Wüstenschiff« eine Runde durch die Feuerberge schaukeln.

Wanderung zur Caldera de los Cuervos

Entlang der Ruta de Los Volcanes fahren wir weiter bis nach Mancha Blanca. Dort nehmen wir die LZ-56 in Richtung Süden und erreichen bald den Parkplatz El Cuervo. Die Caldera de los Cuervos erhebt sich in der Ferne als Bilderbuchvulkan traumhaft aus der Landschaft.

Der zentrale Krater brach am ersten September 1730 aus. Mit ihm begannen die größten Vulkanausbrüche in der Geschichte der Kanarischen Inseln. Es war der Beginn der grundlegenden und bis heute unübertroffenen Landschaftsveränderung des Timanfaya.

Vom Parkplatz aus folgen wir dem von Lavasteinen eingefassten Wanderweg. Ähnlich dem »Sendero de Lava« ist ein vulkanischer Lehrpfad mit verschiedenen Infotafeln angelegt. Wir blicken über das »Lava-Meer« des Timanfaya.

Die geschwungenen Formen der Lava-Schicht erinnern an Wellen, die sich am Horizont verlieren. Vulkane und Hügel ragen als Inseln aus der Schicht heraus. So erinnert dieses Meer aus Gestein und Bergen an einen Ozean. Den Kontrast dazu bildet der oft strahlend blaue Himmel über dem dunklen Lava-Meer.

Im Uhrzeigersinn um den Vulkan

Nach 900 Meter haben wir den Fuß der Caldera erreicht. Hier verzweigt sich der Pfad. Eine Besonderheit der Caldera de los Cuervos ist die Öffnung des Kraterrandes. Wir wollen uns diese für den Schluss aufheben. Wir zweigen also links ab und wandern im Uhrzeigersinn um die Caldera. Damit öffnet sich uns zunächst an der Südseite des Vulkans die Aussicht zur Weinregion La Geria.

Hier erstarrte ein Teil der Lava, die während der Ausbrüche von Timanfaya ausbrach. Das sonst so schroffe Lava-Gestein wurde anschließend von einer Schicht pyroklastischen Materials, den Lapilli, bedeckt. Die Oberfläche der Lava wirkt hier geglättet und bildet geschwungene Profile. Die Bauern nutzen diese Ebenen zum Trockenfeldbau.

Von der Nordwestflanke der Caldera de los Cuervos reicht die Sicht bis zum Pico Partido. Rund um diesen Vulkan befindet sich der zentrale Bereich der Feuerberge. Hier wüteten die Ausbrüche zwischen 1730 und 1736 am heftigsten.

Auch wenn die Ausbrüche längst Geschichte sind, spielen sich in der Nähe noch immer vulkanische Prozesse ab. Beim Islote de Hilario wird Schaulustigen mit in Flammen aufgehendem Stroh und vulkanischen Verdampfungen demonstriert, was für Höllentemperaturen nur knapp unter der Erdoberfläche herrschen.

Auf dem Kratergrund der Caldera de los Cuervos

Knapp 300 Meter später erreichen wir schließlich die Öffnung der Caldera de los Cuervos. Es gibt nur wenige Vulkankrater, in die man so bequem hineinwandern kann wie hier. Ein Pfad führt im Bogen durch den Spalt und hinunter auf den Kratergrund.

Plötzlich finden wir uns in einer völlig anderen, aber spektakulären Landschaft wieder. Wir sind in einem schwarzen Abgrund, umgeben von extrem schroffem Gestein und braunen, senkrechten Wänden. Cuervos bedeutet Raben. Hat dieser rabenschwarze Krater der Caldera den Namen verliehen?

Große Gesteinsblöcke aus kompakter Lava liegen auf dem Grund. Sträucher der Kanaren-Ampfer haben sich angesiedelt. Wir setzen uns auf einen Stein und holen unsere Äpfel und Birnen aus dem Rucksack.

Kaum haben wir abgebissen, werden wir von Eidechsen beobachtet. Wir geben ihnen kleine Happen ab, mit denen sie flink unter die Felsen verschwinden. Auch sie müssen schauen, wie sie an Flüssigkeiten kommen.

Da wo wir rasten, befand sich einst ein Lava-See. Seine Höhe schwankte, je nachdem, wie viel Lava der Vulkan gerade auswerfen konnte. Ein Bruch an der Flanke war mit einem riesigen Steinblock verschlossen. Irgendwann hielt dieser nicht mehr Stand und riss auf.

Große Mengen an Lava entleerten sich plötzlich in die Ebene und rissen den Steinblock mit sich. Die Lavablöcke innerhalb der Caldera deuten darauf hin, dass hier auch nach dem Austritt des Lavastroms wilde Explosionen andauerten.

Nach einer Weile verlassen wir den Krater wieder. Hier auf der Nordseite der Caldera ist die Lava-Fläche schroff und unwegsam. Auf dieser Seite fehlt die Schicht an pyroklastischem Material, welche auf der Südseite die Lava-Landschaft ebnet. Wir folgend dem Wanderweg weiter im Uhrzeigersinn und erreichen so den Abzweig, der uns auf bekanntem Pfad wieder zurück zum Parkplatz führt.

In der Weinregion bei La Geria

Wir fahren weiter Richtung Süden, in die Region La Geria. Hier befinden sich einige Weinkellereien. Wir halten bei der Bodega STRATVS. Sie wirkt geschlossen. Doch hier können wir gut das Auto abstellen, um die runden Trichter mit den Weinreben genauer anzuschauen. Diese besondere Art des Trockenfeldbaus hat die Insel einem Pfarrer zu verdanken. In seiner Predigt befahl er den Bauern, im Picón, der Lapilli-Schicht, zu graben, bis sie auf fruchtbare Erde treffen.

Dort sollten sie Weinreben hineinpflanzen und mit kleinen Windmauern schützen. So entstanden nach und nach die vielen Trichter, welche heute ein geometrisches Gesamtkunstwerk bilden. In den 1960er Jahren wurden diese vom Museum of Modern Art in New York als »Ingenieurwerk ohne Ingenieure« prämiert. Wir werden morgen sicher noch einige der Kunstwerke sehen. Für heute jedoch belassen wir es bei einem kurzen Stopp, eh wir noch etwas Freizeit im Hotel genießen.

Video zur Wanderung um die Caldera de los Cuervos

Dromedare schreiten durch den Timanfaya Nationalpark auf Lanzarote. Wir wandern in die Caldera de los Cuervos. Ein Vulkankrater, in den man bequem hinein wandert.

Anfahrt, Anforderungen und GPS-Daten zur Wanderung

Die Anfahrt erfolgt über San Bartolomé fahren nach La Florida und Masdache in Richtung Uga. Nach Masdache biegen wir rechts ab auf die LZ-56 Richtung Mancha Blanca. Nach knapp 1,5 Kilometern sehen wir auf der linken Seite den Parkplatz El Cuervo. Die Wanderung verläuft auf leichtem Weg immer um die Caldera herum und durch einen Spalt in diese hinein.

AusgangspunktParkplatz El Cuervo
KoordinatenN 28.99637, E -13.68468
Gehzeit1.30 Stunden
Distanz4,3 km
Anstiege70 HM
GradT1
Einkehrkeine
GPS-DatenWanderung Caldera de los Cuervos gpx
KML-DatenWanderung Caldera de los Cuervos kml

Wanderkarte zur Wanderung in den Kratergrund

Höhenprofil

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