Am späten Nachmittag müssen wir unseren Mietwagen wieder abgeben. Damit wird es höchste Zeit für eine Tour nahe der Feuerberge. Als letztes großes Ausflugsziel haben wir hierfür den Aussichtsberg Montaña de Guardilama gewählt. Als inzwischen fitte Wanderer können wir uns auf einen herrlichen Rundumblick über die Kulturlandschaft von La Gería und das umliegende Bergland freuen.
Mit Uga als Ausgangspunkt haben wir eine angenehm kurze Anfahrt ab unserem Hotel Labranda Alyssa und erreichen das Dorf nach knapp 20 Kilometern. Der Parkplatz nahe der Iglesia San Isidro Labrador ist so riesig, dass sich kein Wanderer zu sputen braucht.
Uga selbst ist bekannt für seine Dromedarzucht. Tag für Tag ziehen die Kamele aus dem Dorf über den Camino de los Camellos in die Feuerberge, um dort Touristen gemächlich durch die schwarzen Lava-Berge zu schaukeln. Ihnen zu Ehren thront eine Kamel-Statue auf dem Dorfplatz vor der kleinen Iglesia San Isidro Labrador. Während die Kamele den Weg nach Yaiza nehmen, schlagen wir die entgegengesetzte Richtung zum östlichen Dorfrand ein.
Gegenüber dem Kinderspielplatz befindet sich eine Wander- bzw. Fahrradtafel. Ein Tourenvorschlag führt in 15,1 Kilometern bis zum Monumento al Campesino. Da dieser immer entlang der LZ-30, der Carretera La Gería verläuft, spricht er wohl eher Radfahrer an. Der zweite Vorschlag ist 5,6 Kilometern lang und führt durch die Weinregion zu den Bodegas Rubicón. Da sich dieser bald von der Straße entfernt, werden wir zunächst ihm folgen.
In der Calle La Agachadilla leiten uns rote Wegmarkierungen zur Calle Los Arenales. Dieser folgen wir bis zu einem Schotterweg, der rechts den Hang hinaufführt. Der Weg ist ordentlich ausgeschildert. Allerdings müssen wir selbst flugs zur Seite springen. Grund sind drei waghalsige Mountainbiker, die auf dem lockeren Schotter kaum bremsen und lenken können.
Wenige Schritte weiter eröffnet uns die erste Anhöhe eine schöne Aussicht auf Uga. Umgeben von Vulkanbergen wirken die weißen Häuser und grünen Palmen wie eine Oase. Der Weg führt zur Landstraße LZ-30, der wir links folgen. Nach 140 Meter sehen wir die Wegtafeln des Standorts El Tablero. Wir nehmen den GR-131 in Richtung La Asomada.
Auf dem nächsten Abschnitt bleiben wir stets auf der sanft ansteigenden Lavapiste. Beide Seiten des Weges sind mit Weinfeldern eingefasst, die anfangs noch rechteckige Formen bilden. Doch bald erreichen wir die runden Trichter, die »Hoyos«, welche so typisch für das Tal von La Gería sind. Die Bauern waren nach den Ausbrüchen von Timanfaya dazu gezwungen, sich den neuen Gegebenheiten anzupassen. Große Teile des fruchtbaren Landes im Innern der Insel liegt bis heute unter einer Schicht von Pyroklasten begraben. Die Nutzung von pyroklastischer Fallablagerung, der Schicht aus Lapilli, hat sich später zum wichtigsten Teil des traditionellen Weinanbaus von Lanzarote entwickelt.
Um überhaupt wieder Erträge zu erzielen, mussten die Bauern die organische Erde für ihre Saat zurückerlangen. Sie gruben tief in den Boden hinein. Sowie sie den fruchtbaren Boden erreichten, pflanzten sie ihre Setzlinge hinein. Die restlichen Lapilli verblieben drum herum, was zu der Trichterform führte. Bald bemerkten die Bauern, dass diese neue Art des Anbaus auch viele gute Eigenschaften in sich birgt.
Denn die Lapilli-Schicht stellte sich als eine wahre Zaubererde heraus. Tagsüber ist sie ein Wärmespeicher. Nachts nimmt sie die vom Meer kommende Feuchtigkeit auf und speichert sie in ihren Poren. Außerdem erschwert sie das Sprießen von Unkraut und setzt langsam Mineralien frei, welche die kultivierten Pflanzen nähren.
Eine weitere Besonderheit sind die halbrunden Steinmauern. Sie schützen die Weinreben vor dem Wind. Durch das über Generationen erlangte Wissen haben diese Mauern heute die perfekte Höhe und Ausrichtung erhalten. So werden selbst in den Gegenden, die von den Passatwinden stark beeinflusst werden, gute Erträge erzielt. Und das auf die scheinbar bequemste Art, die sich ein Winzer wünschen kann. Denn ist die Weinrebe erst einmal gepflanzt, dann wächst sie ohne ein weiteres Zutun. Es braucht kein Wässern oder Gießen. Man wartet einfach, bis die Früchte reif sind.
Wobei, ganz so einfach ist es wohl doch nicht. Denn die Hoyos müssen permanent in Schuss gehalten werden. Und da ist vollständige Handarbeit angesagt. An den Einsatz von Maschinen ist bei solch filigranen Gruben nicht zu denken. So fehlt bislang die Wirtschaftlichkeit für dieses außergewöhnliche Kulturerbe von La Gería. Dennoch haben sich eine Reihe an Organisationen mit dem Ziel zusammengeschlossen, die Produktivität der Weingüter zu steigern. Dadurch ist Lanzarote inzwischen nach Teneriffa zum zweitgrößten Weinproduzenten der Kanarischen Inseln herangewachsen.
Wie bei anderen Weingegenden gilt jedoch auch für Lanzarote: Im Winter legen die Reben eine Pause ein. Die meisten Pflanzen sind während unserer Wanderung im Winter zurückgeschnitten. Somit entfällt das kontrastreiche Farbenspiel aus saftig grünen Reben inmitten schwarzgrauer Vulkanasche um diese Jahreszeit. Trotzdem bietet der Weg eine atemberaubende Schau auf das Tal von La Gería, welches mit Tausenden Trichtern übersät ist.
Nach gut drei Kilometern auf der Lavapiste erreichen wir die Passhöhe Tinasoria. Hier öffnet sich der Blick auf die Ostküste nach Puerto del Carmen und Arrecife. Rechts von uns ragt die Caldera der Montaña Tinasoria in die Höhe. Dort befindet sich ein Startplatz für Gleitschirmflieger. Wir orientieren uns indes links und folgen dem Weg entlang der Umzäunung des Weinfeldes.
Der Pfad hoch auf die Montaña de Guardilama ist nun deutlich zu erkennen. Am Fuß der Guardilama endet der Zaun und beginnt der geröllige und steile Aufstieg. Der Pfad zum Gipfel ist etwas anstrengend und erfordert Trittsicherheit. Doch die Mühe lohnt sich. Der Gipfel der Montaña de Guardilama bietet ein Rundumpanorama vom Feinsten.
Leider ziehen wieder Wolken auf und ist die Landschaft um uns herum etwas diesig. Doch die unzähligen Trichter der Weinregion La Gería sind schön zu erkennen, dahinter vollenden die Feuerberge die traumhafte Kulisse. An der Ostküste schimmern die weißen Ortschaften aus dem Dunst. Bei klarer Sicht könnten wir bis zu den Dünenstränden an Fuerteventuras Nordküste schauen. Immerhin bildet die Montaña de Guardilama den vierthöchsten Gipfel von Lanzarote.
Zugleich zählt sie zu den spektakulärsten Aussichtsbergen der Insel. Die Tour, die auf derselben Route wieder zurück nach Uga führt, lohnt sich auf jeden Fall. Sie bietet Abwechslung mit dem weißen Dorf Uga, der herrlichen Kulturlandschaft und der traumhaften Aussicht vom Gipfel des Montaña de Guardilama.
Landschaftlich reizvolle Wanderung von Uga auf die Montaña de Guardilama. Entlang unzähliger Trichter geht es zum spektakulärsten Aussichtsberg Lanzarotes.
Die Anfahrt erfolgt über die LZ-2 von Arrecife oder Playa Blanca nach Uga. An der Kirche gibt es einen großen Parkplatz.
Die Wanderung verläuft überwiegend auf breiten Lavapisten. Der Aufstieg auf die Montaña de Guardilama ist steil und mit Geröll bedeckt.
Ausgangspunkt | Parkplatz an der Iglesia San Isidro Labrador |
Koordinaten | N 28.9489, E -13.74348 |
Gehzeit | 3 Stunden (reine Gehzeit) |
Distanz | 9,8 km |
Anstiege | 445 HM |
Grad, Anforderungen | T2, leichte Bergwanderung mit leicht rutischigen Passagen. |
Einkehr | Cafés und Restaurants in Uga, unterwegs keine |
GPS-Daten | Wanderung Uga gpx |
KML-Daten | Wanderung Uga kml |