Nach dem Tempel Pha That Luang steht eine länger Fahrt an. Dabei können wir uns erst die Außenbezirke von Vientiane, dann die Landschaft mit mehreren Reisfeldern anschauen. Es geht zum Buddha Park Xieng Khouang, dem großen Park vor den Toren der Hauptstadt. Nach einer knappen Stunde haben wir den 25 km entfernten Park erreicht. Auch hier ist an Silvester wenig los und die gelangweilten Verkäufer freuen sich, dass wir ihnen gegrillte Bananen abnehmen.
Der Xieng Khouan ist kein Tempel im eigentlichen Sinn. Er stellt eher eine touristische Attraktion dar. Diese umfasst über 200 hinduistische und buddhistische Statuen, die auf dem parkähnlichen Gelände eng beieinander stehen. Laut Lee ist es das laotische Disney World.
Allein durch die Vielzahl an Statuen sehen dennoch viele Laoten den Park als Wat an. Neben der Heiligenfiguren zeigt der Park auch laotische Folklore und sonstige Kuriositäten. Die Ansammlung an fantasievollen Skulpturen in grauem Beton gab dem Park auch den Namen, der als Geisterstadt übersetzt wird.
Der laotische Priester und Schamane Boun Leua Soulilat hat 1958 den einen Hektar großen Park erschaffen. Sein Ziel war es, die verschiedenen asiatischen Religionen auf einem Gelände zu vereinen. Finanzieren konnte der Künstler seine Spielerei mit Spenden. Er hatte eine große Anhängerschaft, zu denen auch viele Reiche der damaligen Gesellschaft gehörten. Nach dem Krieg musste Boun Leua nach Thailand fliehen.
Da er seinen Park zurücklassen musste, errichtete er 1978 in Nong Khai, den Wat Khaek. Beide Parks sind nur wenige Kilometer voneinander entfernt, getrennt durch den Mekong, der hier die Laotisch-Thailändische Grenze bildet. Wenn es das Wetter zulässt, besteht Sichtkontakt zwischen den beiden Parks. Luang Pu, der ehrwürdige Vater, wie er auch genannt wurde, starb 1996.
Der Kürbis im Buddhapark Xieng Khouang bei Vientiane
Sowie wir den Eingang passiert haben, fällt uns als erste Figur ein riesiger Kürbis auf. Durch den Schlund eines drei Meter hohen Dämonenkopfes können wir in das Innere klettern. Der Kürbis ist in drei Stockwerke aufgeteilt, die durch steile und schmale Treppen miteinander verbunden sind. Zunächst müssen wir eine Etage tiefer in die Hölle steigen. Schaurig wird gezeigt, wie die Menschen für ihre bösen Taten bestraft werden.
In der Mitte sind wir auf der Erde, wo sich die Stimmung schon bessert. Gut und Böse sind hier im ewigen Ringen um die Menschen und ihre Seelen vereint. Am freundlichsten und friedlichsten sind die Darstellungen im oberen Raum. Im Himmel können die Menschen lachen und ihr Dasein ist nunmehr unbeschwert. Etwas seltsam sind jedoch die Frauen dargestellt, die alle einen Schlangenkörper besitzen.
Etwas mühsam stellt sich der Auf- und Ausstieg zum Dach heraus. Die Öffnung in der Decke ist so eng, dass sie sicher einigen Besuchern den Ausblick verwehrt. Wir passen durch und müssen nur noch warten,
bis sich die Rauchwolke verzieht, die sich gerade über die Anlage ausbreitet. Dann aber haben wir eine richtig tolle Aussicht über den Park, der von der 120 Meter langen, liegenden Buddha-Statue Wat Xiengkuane bewacht wird.
Die Skulpturen sind alle aus Stahlbeton, sehr aufwendig gemacht und manchmal auch bizarr dargestellt. Durch den schwärzlichen Überzug, welcher wohl von solchen Rauchschwaden wie gerade eben herrührt, wirken die Bauwerke, als wären sie schon Jahrhunderte alt. Oben auf dem Kürbis könnte man eigentlich einige Zeit damit verbringen, den Blick über die Statuen schweifen zu lassen.
Allerdings steht der Kürbis mittags in der prallen Sonne und macht sich bald die brütende Hitze bemerkbar. Wir klettern also schon bald wieder durch die engen Gänge des Kürbisses und durch den Schlund hinaus und schlendern durch den Park. Lee erzählt uns so einige Geschichten über den Sinn der verschiedenen Statuen. Natürlich hat jede seine eigene Geschichte. Und so manches, was Lee erzählt, wirkt auf uns Nicht-Buddhisten doch etwas befremdlich.
Die meisten Skulpturen sich nach Osten ausgerichtet. Welche, die den Tod und Dämonen darstellen jedoch, blicken hingegen nach Westen. Wir finden eine Statue mit drei Elefantenköpfen, welche eine besondere buddhistische Bedeutung hat, vor allem in Laos, welches als Land der Millionen Elefanten gilt. Woanders verschlingt der Dämon Rahu gerade den Mond und überlässt die Erde somit der Dunkelheit. So erklärt die indische Mythologie das Phänomen der Mondfinsternis.
Doch es gibt auch weltliche Szenen, wie die Frau, die den ihr abgewandten Buddha anfleht, sie nicht zu verlassen. Makaber ist die Legende um einen Krieger, der zur Erfüllung seines Wunschs nach unermesslicher Stärke 1000 Menschen ermorden muss. Als ihm nur noch ein Mord fehlt, soll er seiner Mutter das Leben nehmen. Da erst sieht er, welch scheußliche Tat er begangen hat. Auch wenn er anschließend Gutes bewirkt haben soll, bleibt er für uns ganz klar ein Kandidat für die untere Abteilung im Kürbis.
Das südliche Ende des Areals wird von einer Stupa gebildet. Ohne Frage: da klettern wir hinauf. Begeistert von den anfangs steilen und schmalen, dann sehr steilen und sehr schmalen Stufen sowie der Aussicht – jetzt Richtung Kürbis – übersehen wir glatt die Statue davor. Dort sitzt der »ehrwürdige Vater« im Lotussitz mit zum nop gefalteten Händen und schaut zufrieden über sein Vermächtnis.
Rundgang durch den Buddha Park Xieng Khouang des Priesters und Künstlers Boun Leua Soulilat bei Vientiane. Aufstieg durch den aus Beton geschaffenen Kürbis.