Eigentlich gehört es zum Pflichtprogramm von Luang Prabang, den morgendlichen Almosengang der Mönche zu besuchen. Doch Lars' Interesse an bettelnden Mönchen hält sich in engen Grenzen. Zu oft hatten wir schon beobachtet, wie scheinheilige Mönche Müll achtlos in die Landschaft schmeißen.
Also lassen wir das mit den Almosen und schlafen aus bis zum Frühstück. Immerhin ist unser Programm auch ohne Bettelmönche gut gefüllt. Denn die beiden Tage in Luang Prabang stehen ganz unter dem Motto: »Leben wie ein Mahout«.
Mit nur kleinem Gepäck im Tagesrucksack werden wir pünktlich um halb neun von einem Minibus des Elephant Village Sanctuary & Resort abgeholt. Bis unsere kleine Gruppe von zehn Leuten vollständig ist, müssen wir noch ein wenig durch die Stadt Luang Prabang kurven. Dabei können wir mitverfolgen, wie ein Minibagger ohne Hilfsrampe auf einen LKW klettert. Dann aber verlassen wir die Stadt und erreichen nach gut 20 Kilometern das Village am Nam Khan River.
Beim Parkplatz stehen schon einige Minibusse und auch die ersten, mit Touristen bepackten Elefanten kommen uns entgegen. Vor dem Ausflug hatte ich eigentlich gedacht, einen Elefanten den ganzen Tag für mich allein zu haben. Mit der Ankunft erweist sich diese Erwartung leider als Trugschluss. Stattdessen heißt es, erst einmal abzuwarten, was unser Guide Joy so alles zu erzählen hat.
Dazu gehört, dass sich jeder von unserer Gruppe mit Namen und Herkunft kurz vorstellt. Wir sind ein schöner Mix von Australiern, Japanern, Engländern, Deutsch-Franzosen und natürlich uns beiden. Zum Glück stellt sich auch heraus, dass die vielen anderen Touristen spätestens zur Mittagszeit verschwunden sind, da nur unsere Gruppe im Village übernachtet.
Bevor wir einen Mahout-Kurs mitmachen, bekommen wir ein paar Infos über das Leben der Elefanten im Camp. So ist es doch ein sensibles Thema, ob das Elefantenreiten eine so gute Idee ist. Werden die Tiere gequält oder nicht? Im Nachhinein denke ich, wenn die Tiere hier landen, dann dürfen sie sich glücklich schätzen.
Viele Elefanten werden als Arbeitstiere in der Holzindustrie genutzt. Dort leisten sie über Jahre hinweg Schwerstarbeit. Werden sie krank oder lahm, wird keine Gnade gezeigt. So ein Tier frisst durchschnittlich 250 kg Grünfutter am Tag. Somit muss der Elefant seinen Unterhalt mit harter Arbeit verdienen.
Das Elephant Village in Laos versucht, alte Elefanten aus der Holzindustrie freizukaufen, um ihnen wenigstens einen angenehmeren Lebensabend zu bieten. Das allerdings klingt einfacher, als es ist. Denn was machen die Laoten aus Nutztieren, die ausgedient haben? Essen!!!
Dadurch besitzen auch die alten und kranken Elefanten noch einen Wert, und wenn es nur ihr Fleisch ist. Das macht die Tiere teuer, weshalb das Camp dankbar für jede finanzielle Unterstützung ist. Jeder, der es sich leisten kann, darf einen Elefanten kaufen und hier in Obhut geben.
Im Camp arbeiten die Dickhäuter zwar auch, indem Touristen auf ihnen reiten dürfen. Allerdings haben sie nur einen Halbtagsjob. Zudem werden sie von einem Tierarzt betreut. Geht es ihnen nicht gut oder ist eine Elefantendame schwanger, so kann das Tier im Wald bleiben und sich schonen.
Ansonsten hat jeder Elefant seinen eigenen Mahout, von dem er umsorgt wird. Keiner dieser Männer hat eine Stange oder Peitsche dabei. Sie gehorchen allein auf die Stimmen und Druck durch die Knie, womit der Umgang mit den Tieren sehr harmonisch wirkt. Ob sie auch auf uns horchen? Wir sind gespannt.
Wie der Tad Sae Wasserfall ist auch unsere Unterkunft am bequemsten mit dem Boot zu erreichen. Zumindest fast am bequemsten. Aber warum muss die ganze Gruppe mitsamt ihrem Gepäck in ein Boot? Noch bevor alle an Bord sind, liegt es bereits bedrohlich tief im Wasser. Auf der kurzen Fahrt schwappt das Wasser ein, zweimal über den Rand.
Zum Glück aber kommen wir trotzdem heile und trocken an, ohne zu kentern. Allerdings zwingt uns der niedrige Pegelstand des Nam Khan, neben dem eigentlichen Anleger auszusteigen. Damit müssen wir zunächst ein paar Schritte eine glitschige Böschung hinauf kraxeln, bis wir die Stufen erreichen, die dann steil hinauf zum Resort führen.
Die Zimmer befinden sich alle im selben Gebäude, unterscheiden sich aber deutlich in der Ausstattung. Während die einen zur Gemeinschaftstoilette außerhalb der Zimmer durchs Freie laufen müssen, ist unsere Bleibe schon richtig feudal. Über die riesige Terrasse gelangen wir in unser sehr geräumiges Zimmer. Es ist etwas kühl. Aber wir haben ja eine heiße Dusche.
Sollte diese ausfallen, wie bei der Luang Say Lodge am Mekong, so steht ein gefülltes Wasserfass mit Kelle daneben. Damit wir nachts nicht frieren, holen wie eine dicke Decke aus dem Schrank. Das Motto des Ausflugs heißt ja »Leben wie ein Mahout«. Ob auch nur einer der Mahouts, die uns heute begleitet haben, so komfortabel wohnt? Wohl eher nicht.
Ein zehnminütiger Fußmarsch führt uns zum Elefantencamp. Dort gibt es einen hübschen Pool mit Wasserfall und eine Bar. Das noble Restaurant sieht allerdings weitgehend ungenutzt aus. Mehrere Schautafeln erzählen über die Geschichte des Camps, aber auch über den Beginn der französischen Expeditionen in Indochina. Heute will man den Gästen des Resorts das Gefühl der historischen Expeditionen vermitteln, verbunden mit modernem Komfort.
Gegessen wird im Restaurant direkt oberhalb vom Fluss. Dort steht mittags ein Büfett für die verschiedenen Gruppen. Abends ist unsere Gruppe alleine und wird das Essen am Tisch serviert. Wir starten mit Kaipen als Vorspeise.
Das sind dünne Lagen getrockneter Flussalgen mit Sesam und Knoblauch. Fühlt sich irgendwie komisch an, ist aber lecker. Als Hauptspeise gibt es verschiedene Currys, danach viel Obst, sodass wir auch hier wieder sehr zufrieden sein können.
Bevor wir auf den Elefanten klettern dürfen, erhalten wir ein paar Verhaltensregeln, an die sich jeder halten sollte. Dazu zählt, immer von vorne an die Tiere heranzutreten, sie nicht am Schwanz zu ziehen, aber auch auf ein Rüssel knuddeln zu verzichten und so weiter und so fort. Ganz wichtig aber ist: Man muss die Tiere mögen!
Da bin ich natürlich absolut richtig hier und lerne gerne die wenigen für uns wichtigen Kommandos auswendig: Bei »seung« winkelt er sein rechtes Bein an, sodass ich hinaufklettern kann, bei sai geht er links, bei kwa rechts, how ist Stopp und bei pie pie pie läuft der Elefant zu. Wunderbar, am Schluss noch ein Kop chai lye lye als Dankeschön und alle sind glücklich.
Es ist schon einfacher, auf ein Pferd zu steigen, als auf einen Elefanten zu klettern. Denn auch wenn wir auf das Bein stehen und uns an den Ohren festhalten können, ist das Tier immer noch recht hoch. Aber der Mahout hilft und zieht uns nach oben. Toll, geschafft – jetzt muss der Elefant nur noch dorthin laufen, wohin ich will. »pie pie pie« ist aber das Einzige, was funktioniert. Ansonsten hört das Tier natürlich auf seinen Mahout, der ihn mit den Knien lenkt. So schaukeln wir alle unsere erste Runde über den Platz. So wie wir zurück sind, entpuppt sich das Absteigen als die nächste Herausforderung. Hier gilt: Festhalten und langsam nach unten rutschen. Und das entlang der rauen Elefantenhaut – Aua!
Nach dem Mahout-Training soll es auf die andere Seite des Flusses Nam Khan gehen. Dort drüben wollen wir Maxi, den Babyelefanten besuchen. Nicht alle Tiere sind ehemalige Arbeitstiere. Manche kommen auch im Village zur Welt und bleiben dort. Damit trägt das Elephant Village und Sanctuary dazu bei, den Erhalt der Rasse zu sichern.
Denn die Arbeitselefanten werden nach und nach durch Maschinen ersetzt, weshalb die Zucht vielerorts eingestellt wurde. Um über den Fluss zu kommen, brauchen wir aber erst einmal ein Boot. Und die sind offenbar Mangelware. Da es inzwischen kurz vor Mittag ist, stapfen wir also den Elefantenpfad wieder hinauf und gehen ins Restaurant.
Frisch gestärkt dürfen wir danach zum üblichen Elefantentrekking durch den Fluss. Diesmal mit Sitzbank, worüber Lars ganz froh ist. Ich hingegen will lieber auf dem Nacken sitzen und bin leicht beleidigt, als der Mahout meint, ich solle warten, bis wir unten am Fluss sind. Wenig später ist es aber auch schon egal. Kaum sitzen wir auf unserer Elefantenbank, da prasselt auch schon ein fieser Monsunregen auf uns herab.
Flugs werden Regenschirme verteilt. Einen Moment später sind wir Teil einer beschirmten Elefantenkarawane, die ein doch eher seltsames Bild abgibt. Es ist übrigens kaum weniger anstrengend, in der Bank zu sitzen, als auf dem Nacken. Wenn das Tier bergab läuft, muss man sich trotz Sicherheitsgurt ganz schön festhalten. Andernfalls hängt man in der Holzstange vor einem.
Eindrücke vom Elefanten-Dorf bei Luang Prabang in Laos. Besuch beim Baby-Elefanten Maxi. Rutschiger Rückweg zum Fluss.
Ab dem Mittag haben die Elefanten frei. Während die Bänke von ihren Rücken genommen werden, haben auch wir Pause. Während ihre Mahouts im Arzthaus zum Mittagessen im Kreis sitzen, können wir die Elefanten mit »kleinen Snacks«, also Bananen, füttern. Die weniger ungestümen Dickhäuter dürfen sogar frei auf dem Grundstück herumlaufen und selbst auf Futtersuche gehen. Sie mögen Süßgräser. Aber warum die Wiese abgrasen, wenn am Rand vom Grundstück riesiges Gras in Form von Bambus steht? So nimmt eines der Tiere genüsslich die nächstgelegene Hecke auseinander.
Um halb drei ist dann richtig Feierabend und dürfen die Tiere in den Wald. Jeder von unserer Gruppe bekommt einen Elefanten zugewiesen und darf auf den Nacken klettern. Beim Mahout-Training sind wir nur auf der Ebene geritten. Jetzt aber geht es bergab zum Fluss Nam Khan, wobei unsere Elefanten ständig ihre Ohren nach vorne klappen, hinter denen wir uns mit den Knien festzuklammern versuchen.
Bei jedem Schritt bewegt sich die Nackenhaut hin und her, was die Reiterei zusätzlich erschwert. Glauben wir den Mahouts, ist bisher jedoch noch kein Tourist vom Elefanten gepurzelt. So stützen wir uns auf dem mit harten Haarstoppeln bewachsenen Kopf ab und verhindern so, nach vorne überzukippen. Den Elefanten gefällt das, da sie so eine für sie angenehme Kopfmassage bekommen.
Genau wie der Mekong hat auch der Nam Khan braun-trübes Niedrigwasser. Bei höherem Wasserstand schwimmen die Elefanten durch den Fluss. Jetzt können sie bequem durch das Wasser waten. Trotzdem bekommen wir nasse Füße. Egal, so langsam haben wir uns an den gemütlichen Elefantentrab gewöhnt und fühlt es sich immer schöner an, mit jedem Schritt auf dem Nacken hin und her zu wiegen. Auf der anderen Seite des Flusses geht es in den Wald. Diesmal bergauf, was einiges einfacher ist. Fröhlich posaunen die Elefanten vor sich hin. Andere, die schon im Wald sind, geben Antwort.
Dann heißt es für heute Abschied nehmen. Wir klettern hinunter, was nun ebenfalls schon deutlich besser klappt, und lassen die Tiere zurück. Jetzt können sie sich durch den Wald fressen, sich mit Staub und Erde beschmeißen und Hautpflege betreiben. Wir indes holen den Besuch beim Babyelefanten Maxi nach, der in der Kinderstation ganz in der Nähe auf uns wartet. Maxi ist angekettet und wir müssen auf die Länge der Kette achten. Der Kleine ist inzwischen fast drei Jahre alt und rennt fröhlich auf jeden zu, der in seine Nähe kommt. Dabei ist er ganz schön ungestüm. Er würde uns einfach vor Freude umrennen. Wir beobachten lieber aus der Ferne, wie er abwechselnd vor sich hin tanzt oder sich mit Grünfutter beschmeißt. Ein Stück weiter steht ein älteres Elefantenmädchen. Es versucht, auf einen Baumstamm zu klettern, um sich die Hinterbeine zu kratzen. Hyperaktivität ist also auch bei Elefantenkindern verbreitet – wunderbar!
Als unerwartet lustig stellt sich der Rückweg zum Fluss heraus. Durch den morgendlichen Monsunregen ist der Waldpfad völlig zermatscht und glitschig. Da die Elefanten mit vier Beinen auftreten, ist das für sie kein Problem. Touristen in Flip-Flops hingegen geben ein herrliches Bild ab. Zum Glück zählen wir mit unseren Trekkingsandalen zu den amüsierten Beobachtern. So erreicht unsere Gruppe lachend und zur Hälfte verdreckt das Boot, welches uns zu unserem Nachmittagsprogramm beim Tad Sae-Wasserfall bringt.
Noch vor dem Frühstück müssen wir die Elefanten wieder vom Wald abholen. Um sieben Uhr ist Treffpunkt und bringt uns das Boot auf die andere Seite des Nam Khan River. Der Dschungelpfad ist über Nacht gut getrocknet und zum Glück nicht mehr so glitschig wie gestern Mittag.
Dafür verfolgen uns schon zu dieser frühen Stunde die Moskitos. Im Gegensatz zu manch anderem der Gruppe haben wir mit Anti Brumm vorgesorgt und somit unsere Ruhe. Schon von Weitem hören wir die Elefanten posaunen, die einer nach dem anderen mit ihrem Mahout daher gestampft kommen.
So wie mich der erste Elefant sieht, rennt er auch schon freudig auf mich zu. Als Grund nennt der Mahout meine orange Tasche, die er mit Früchten verwechselt. Das kenne ich ja schon von den Schildkröten auf den Seychellen. Andererseits habe ich mir damit meinen Elefanten schon mal gesichert. Die Tiere haben gute Arbeit geleistet und sind völlig dreckig.
Der Mahout fegt meinem ein wenig den Dreck vom Nacken. Dafür muss ich aus eigener Kraft auf den Rücken des Tieres hinaufklettern, was dann aber doch ganz gut klappt. Gemächlich geht es runter zum Fluss. Lars mit seinem Elefanten immer voraus. Allerdings müssen die Tiere gebadet werden und dabei wird man nass.
Bei einem Behelfspodest könnte man sich zwar geschwind umziehen, aber irgendwie verpasst das mein Mann. Somit muss sein Elefant umkehren, was gar nicht so einfach ist. Denn sobald er das Wasser sieht, will er natürlich baden gehen und ist es ihm unverständlich, dass er nochmal umkehren soll. Aber es klappt und somit bleibt auch Lars' Hose trocken, als er uns ins kühle Elefantenbad folgt.
Elefantenbad im Nam Khan River
Wir bekommen eine Bürste in die Hand gedrückt und los geht es mit dem Abschrubben. Der Mahout leert mit einer Kelle immer wieder Wasser über den Elefanten, wobei er es mit Freude auch mir anschüttet. Trocken bleibt hier ohnehin keiner. Zumal einige der Tiere anfangen, ihrem Reiter mit dem Rüssel eine Dusche zu verpassen. Meiner geht indes dauernd tauchen. Bei dem Spaß merken wir kaum, wie die Zeit vergeht. Tatsächlich könnten wir gut eine Stunde so weitermachen, ohne dass uns langweilig würde. Wären da nur nicht die neu angekommenen Tagestouristen, die schon sehnsüchtig auf die sauberen Elefanten warten. Als Trost erwartet uns selbst jedoch noch ein Ausflug mit Trekking an den Tad Sae-Wasserfall.
Elephant Village Sanctuary & Resort
Luang Prabang, Laos
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Telefon: +856 71 252 417
E-Mail: elephantvillagelpq(at)gmail.com
Web: https://www.elephantvillage-laos.com/