Mittags erreichen wir ein Dorf der Khmu. Kee warnt uns vor. Er beschreibt das Volk als zurückhaltend. Sollten sie nicht lachen oder lächeln, so ist es kein Zeichen von Abneigung, sondern entspricht ihrem normalen Verhalten. Sie akzeptieren die Besuche der Touristen, vermeiden es aber, ihnen entgegenzukommen.
Schon von den französischen Kolonialherren wurden die Khmu, welche den Mon-Khmer-Völker angehören, als scheu und unterwürfig beschrieben. Die Lao nennen die Khmu »kha«, was soviel wie Sklaven oder Diener bedeutet. Dies waren sie auch lange Zeit für das laotische Königshaus. Die Herrscher schätzten die Treue und Ergebenheit der Mon-Khmer.
Mit diesen ersten Infos erklimmen wir die Mekong-Böschung, welche durch das Niedrigwasser recht steil ist. Der feine Sand tut sein übriges hinzu. Weiter oben, wo der Boden härter wird, entdecken wir einige Löcher im Boden. Ob das Schlangen waren? Nein, Kinder graben dort Grillen aus, um sie zu rösten und zu essen. Wenige Schritte weiter erreichen wir das erste Haus.
Ein Opa bearbeitet gerade Bambus, während uns seine Enkelin misstrauisch beäugt. Der süße Rock des Mädchens zeigt die typische Tracht der Khmu: Schwarzer Stoff mit selbstgemachtem Kreuzstichmuster. Ich bringe den beiden Hotelseife, worüber sie sich entgegen Kees Vorwarnung doch mit einem Lächeln freuen.
Besuch beim Volk der Mon-Khmer oder auch Khmu
Im Ort stampft eine Frau auf Reis herum. Sie trennt auf diese Weise den Spreu vom Reis. Das Spreu wird anschließend mit Hilfe von flachen Körben hinaus geschüttelt und später an die Tiere verfüttert. Bis die Frau ein Kilo kochfertigen Reis erhält, ist sie bis zu drei Stunden beschäftigt.
Die meisten Erwachsenen sind jedoch bei der Feldarbeit, während die wenigen, die im Ort geblieben sind, der laotischen Lieblingsbeschäftigung nachgehen: Rumsitzen und Nichtstun. Dafür sind die Kinder, die zwischen den Hütten herumrennen, überall im Blickfeld der Dorfgemeinschaft. Auch sie sind sehr zurückhaltend.
Während Kee unserer kleinen Gruppe alles mögliche über die Khmu erzählt, wagen wir uns unter die Leute. Wo immer wir auf sie zugehen und ich Seife verteile, strahlt uns ehrliche Freude entgegen. Auch wird herzlich gelacht, weil Lars unter der Hütte nicht aufrecht stehen kann und den Kopf immer wieder einziehen muss, als er unter die Querbalken hindurchläuft.
Hier ist ihr Wohnzimmer im Freien, wo sich die Familie versammelt und das Baby in einem Korb geschaukelt wird. Das hier auch kleine Schweine, Hühner und Enten durchrennen, gehört einfach dazu.
Geheiratet wird bereits im jungen Alter von 14 bis 15 Jahren. Etwa anderthalb Jahre später kommt das erste Baby, worauf eine Hütte gebaut wird. Traditionell nehmen die Khmu dafür Bambus, der zu einer bestimmten Zeit geschlagen werden muss,
um zehn Jahre zu halten. Wird er zur falschen Zeit geschlagen, kann es sein, das er schon nach zwei Jahren ausgetauscht werden muss, weil Insekten den Bambus zerfressen haben.
Selbstversorgung im Mekong-Dorf der Khmu
Das Grundgestell der Hütten wird aus den Bambusstangen gebaut, während geflochtene Bambusmatten als Wände dienen. Da die Konstruktion sehr luftig ist, verzichten die Khmu auf Fenster, sodass die Hütte nur eine Tür als Öffnung besitzt. Bei den Holzhäusern gibt es zur Belüftung auch Fenster. Inzwischen verdienen die Leute mehr und können sich auch mehr leisten.
Zu erkennen ist dies an ersten gemauerten Häusern. Das hat weniger was mit dem gesellschaftlichen Rang zu tun als mit dem, was sich eine Familie leisten kann. Ein weiteres Zeichen des Fortschritts sind einige Stromkabel, die zwischen den Hütten gespannt sind, und mehrere Satellitenschüsseln. Es gibt kein fließendes Wasser, aber bereits vier Brunnen, deren Bau vom Roten Kreuz unterstützt wurde.
Auch wenn es keinen Reiswein aus Eimern gibt und nur wenige Khmu traditionell gekleidet sind, so sind wir von diesen netten Menschen doch beeindruckt. Ihre Zurückhaltung sehen wir dabei eher positiv.
Denn so können wir hier ohne angebettelt zu werden, durch das Dorf schlendern und uns – soweit es die Sprachbarriere zulässt – mit den Khmu unterhalten. Richtig schön.
Während eines Mekong-Cruises halten wir bei einem Dorf der Khmu. Aufnahmen der einfachen Lebensweise dieses laotischen Volkes.