Bevor wir auf den Elefanten klettern dürfen, erhalten wir ein paar Verhaltensregeln, an die sich jeder halten sollte. Dazu zählt, immer von vorne an die Tiere heranzutreten, sie nicht am Schwanz zu ziehen, aber auch auf ein Rüssel knuddeln zu verzichten und und und … Ganz wichtig aber ist: man muss die Tiere mögen!
Da bin ich natürlich absolut richtig hier und lerne gerne die wenigen für uns wichtigen Kommandos auswendig: Bei »seung« winkelt er sein rechtes Bein an, sodass ich hinaufklettern kann, bei sai geht er links, bei kwa rechts, how ist Stopp und bei pie pie pie läuft der Elefant zu. Wunderbar, am Schluss noch ein Kop chai lye lye als Dankeschön und alle sind glücklich.
Es ist schon einfacher, auf ein Pferd zu steigen, als auf einen Elefanten zu klettern. Denn auch wenn wir auf das Bein stehen und uns an den Ohren festhalten können, ist das Tier immer noch recht hoch. Aber der Mahout hilft und zieht uns nach oben. Toll, geschafft – jetzt muss der Elefant nur noch dorthin laufen, wohin ich will. »pie pie pie« ist aber das einzige, was funktioniert.
Ansonsten hört das Tier natürlich auf seinen Mahout, der ihn mit den Knien lenkt. So schaukeln wir alle unsere erste Runde über den Platz. Sowie wir zurück sind, entpuppt sich das Absteigen als die nächste Herausforderung. Hier gilt: Festhalten und langsam nach unten rutschen. Und das entlang der rauen Elefantenhaut – Aua!
Nach dem Mahout-Training soll es auf die andere Seite des Flusses Nam Khan gehen. Dort drüben wollen wir Maxi, den Babyelefanten besuchen. Nicht alle Tiere sind ehemalige Arbeitstiere. Manche kommen auch im Village zur Welt und bleiben dort. Damit trägt das Elephant Village und Sanctuary dazu bei, den Erhalt der Rasse zu sichern.
Denn die Arbeitselefanten werden nach und nach durch Maschinen ersetzt, weshalb die Zucht vielerorts eingestellt wurde. Um über den Fluss zu kommen, brauchen wir aber erst einmal ein Boot. Und die sind offenbar Mangelware. Da es inzwischen kurz vor Mittag ist, stapfen wir also den Elefantenpfad wieder hinauf und gehen ins Restaurant.
Frisch gestärkt dürfen wir danach zum üblichen Elefantentrekking durch den Fluss. Diesmal mit Sitzbank, worüber Lars ganz froh ist. Ich hingegen will lieber auf dem Nacken sitzen und bin leicht beleidigt, als der Mahout meint, ich solle warten, bis wir unten am Fluss sind. Wenig später ist es aber auch schon egal. Kaum sitzen wir auf unserer Elefantenbank, prasselt ein fieser Monsunregen auf uns nieder.
Flugs werden Regenschirme verteilt. Einen Moment später sind wir Teil einer beschirmten Elefantenkaravane, die ein doch eher seltsames Bild abgibt. Es ist übrigens kaum weniger anstrengend, in der Bank zu sitzen, als auf dem Nacken. Wenn das Tier bergab läuft, muss man sich trotz Sicherheitsgurt ganz schön festhalten. Andernfalls hängt man in der Holzstange vor einem.
Eindrücke vom Elefanten-Dorf bei Luang Prabang in Laos. Besuch beim Baby-Elefanten Maxi. Rutschiger Rückweg zum Fluss.
Ab dem Mittag haben die Elefanten frei. Während die Bänke von ihren Rücken genommen werden, haben auch wir Pause. Während ihre Mahouts im Arzthaus zum Mittagessen im Kreis sitzen, können wir die Elefanten mit »kleinen Snacks«, also Bananen, füttern.
Die weniger ungestümen Dickhäuter dürfen sogar frei auf dem Grundstück herumlaufen und selbst auf Futtersuche gehen. Sie mögen Süßgräser. Aber warum die Wiese abgrasen, wenn am Rand vom Grundstück riesiges Gras in Form von Bambus steht? So nimmt eines der Tiere genüsslich die nächstgelegene Hecke auseinander.
Um halb drei ist dann richtig Feierabend und dürfen die Tiere in den Wald. Jeder von unserer Gruppe bekommt einen Elefanten zugewiesen und darf auf den Nacken klettern. Beim Mahout-Training sind wir nur auf der Ebene geritten. Jetzt aber geht es bergab zum Fluss Nam Khan, wobei unsere Elefanten ständig ihre Ohren nach vorne klappen, hinter denen wir uns mit den Knien festzuklammern versuchen.
Bei jedem Schritt bewegt sich die Nackenhaut hin und her, was die Reiterei zusätzlich erschwert. Glauben wir den Mahouts, ist bisher jedoch noch kein Tourist vom Elefanten gepurzelt. So stützen wir uns auf dem mit harten Haarstoppeln bewachsenen Kopf ab und verhindern so, nach vorne überzukippen. Den Elefanten gefällt das, da sie so eine für sie angenehme Kopfmassage bekommen.
Genau wie der Mekong hat auch der Nam Khan braun-trübes Niedrigwasser. Bei höherem Wasserstand schwimmen die Elefanten durch den Fluss. Jetzt können sie bequem durch das Wasser waten. Trotzdem bekommen wir nasse Füße. Egal, so langsam haben wir uns an den gemütlichen Elefantentrab gewöhnt und fühlt es sich immer schöner an,
mit jedem Schritt auf dem Nacken hin und her zu wiegen. Auf der anderen Seite des Flusses geht es in den Wald. Diesmal bergauf, was einiges einfacher ist. Fröhlich posaunen die Elefanten vor sich hin. Andere, die schon im Wald sind, geben Antwort.
Dann heißt es für heute Abschied nehmen. Wir klettern hinunter, was nun ebenfalls schon deutlich besser klappt, und lassen die Tiere zurück. Jetzt können sie sich durch den Wald fressen, sich mit Staub und Erde beschmeißen und Hautpflege betreiben. Wir indes holen den Besuch beim Babyelefanten Maxi nach, der in der Kinderstation ganz in der Nähe auf uns wartet. Maxi ist angekettet und wir müssen auf die Länge der Kette achten. Der Kleine ist inzwischen fast drei Jahre alt und rennt fröhlich auf jeden zu, der in seine Nähe kommt.
Dabei ist er ganz schön ungestüm. Er würde uns einfach vor Freude umrennen. Wir beobachten lieber aus der Ferne, wie er abwechselnd vor sich hin tanzt oder sich mit Grünfutter beschmeißt. Ein Stück weiter steht ein älteres Elefantenmädchen. Es versucht, auf einen Baumstamm zu klettern, um sich die Hinterbeine zu kratzen. Hyperaktivität ist also auch bei Elefantenkindern verbreitet – wunderbar!
Als unerwartet lustig stellt sich der Rückweg zum Fluss heraus. Durch den morgendlichen Monsunregen ist der Waldpfad völlig vermatscht und glitschig. Da die Elefanten mit vier Beinen auftreten, ist das für sie kein Problem. Touristen in Flip Flops hingegen geben ein herrliches Bild ab.
Zum Glück zählen wir mit unseren Trekkingsandalen zu den amüsierten Beobachtern. So erreicht unsere Gruppe lachend und zur Hälfte verdreckt das Boot, welches uns zu unserem Nachmittagsprogramm beim Tad Sae-Wasserfall bringt.
Eindrücke vom Mahout-Training im Elefanten-Dorf bei Luang Prabang in Laos. Nach einer ersten Lernrunde geht es mit den Elefanten in den nahen Nam Khan River.
Noch vor dem Frühstück müssen wir die Elefanten wieder vom Wald abholen. Um sieben Uhr ist Treffpunkt und bringt uns das Boot auf die andere Seite des Nam Khan River. Der Dschungelpfad ist über Nacht gut getrocknet und zum Glück nicht mehr so glitschig wie gestern Mittag.
Dafür verfolgen uns schon zu dieser frühen Stunde die Moskitos. Im Gegensatz zu manch anderem der Gruppe haben wir mit Anti Brumm vorgesorgt und somit unsere Ruhe. Schon von Weitem hören wir die Elefanten posaunen, die einer nach dem anderen mit ihrem Mahout daher gestampft kommen.
Sowie mich der erste Elefant sieht, rennt er auch schon freudig auf mich zu. Als Grund nennt der Mahout meine orange Tasche, die er mit Früchten verwechselt. Das kenne ich ja schon von den Schildkröten auf den Seychellen. Andererseits habe ich mir damit meinen Elefanten schon mal gesichert. Die Tiere haben gute Arbeit geleistet und sind völlig dreckig.
Der Mahout fegt meinem ein wenig den Dreck vom Nacken. Dafür muss ich aus eigener Kraft auf den Rücken des Tieres hinaufklettern, was dann aber doch ganz gut klappt. Gemächlich geht es runter zum Fluss. Lars mit seinem Elefanten immer voraus. Allerdings müssen die Tiere gebadet werden und dabei wird man nass.
Bei einem Behelfspodest könnte man sich zwar geschwind umziehen, aber irgendwie verpasst das mein Mann. Somit muss sein Elefant umkehren, was gar nicht so einfach ist. Denn sobald er das Wasser sieht,
will er natürlich baden gehen und ist es ihm unverständlich, dass er nochmal umkehren soll. Aber es klappt und somit bleibt auch Lars' Hose trocken, als er uns ins kühle Elefantenbad folgt.
Wir bekommen eine Bürste in die Hand gedrückt und los geht es mit dem Abschrubben. Der Mahout leert mit einer Kelle immer wieder Wasser über den Elefanten, wobei er es mit Freude auch mir anschüttet. Trocken bleibt hier ohnehin keiner. Zumal einige der Tiere anfangen, ihrem Reiter mit dem Rüssel eine Dusche zu verpassen.
Meiner geht indes dauernd tauchen. Bei dem Spaß merken wir kaum, wie die Zeit vergeht. Tatsächlich könnten wir gut eine Stunde so weitermachen, ohne dass uns langweilig würde. Wären da nur nicht die neu angekommenen Tagestouristen, die schon sehnsüchtig auf die sauberen Elefanten warten.