Ab 17 Uhr verwandelt sich die Sisavangvong Road im Bereich zwischen der Touristinformation bis am Königspalast vorbei in eine Fußgängerzone. Langsam bauen die Verkäufer ihre Stände für den Nachtmarkt am Fuße des Phousi-Berges auf. Viele der Händler gehören dem Volk der Hamong an, welches für ihre hochwertige Web-, Stick- und Näharbeiten bekannt ist.
Damit stehen die Chancen gut, eine höherwertige Ware als Souvenir zu ergattern. Daneben haben aber auch Textilien und andere Produkte aus Thailand und China längst ihren Weg auf den Markt gefunden. Wer sicher gehen will, authentische Sachen zu kaufen, muss damit etwas genauer hinschauen.
Neben hübschen Lampenschirmen aus handgeschöpftem Maulbeer-Papier entdecken wir auch den typischen laotischen Reisschnaps in welchen Schlangen und Skorpione eingelegt wurden. Nun gut, wir müssen ja nicht alles probieren. Nachdenklich machen uns jedoch die Stände mit den matten Metallwaren. Löffel, Flaschenöffner, Schlüsselanhänger und verschiedene Schmuckstücke werden aus dem gefundenen Aluminium der alten US-Bomben gefertigt. Sie erinnern an die Zeit, als die USA bitterbösen Krieg gegen Vietnam führte. Damals ging es darum, eine andere Ideologie zu vernichten.
Der Ho-Chi-Minh-Pfad, der größtenteils durch den Osten von Laos führte, war damals Grund für die erbarmungslosen Luftangriffe. Durch den Vietnam-Krieg hält Laos einen traurigen Rekord: es ist das Land, in dem weltweit die meisten Bomben gefallen sind. Noch heute leiden die Menschen unter den Folgen von Agent Orange, einem hochtoxischen Entlaubungsmittel. Zudem wird nach wie vor gefährliche Munition gefunden, die immer noch schwere Verletzungen verursacht. Unter dem Motto »make spoon not war« wollen die Laoten ein Zeichen für Frieden setzen.
Während auf der Sisavangvong Road hauptsächlich Souvenirs und Klamotten verkauft werden, sind die Seitengassen den laotischen Fressständen vorbehalten. Auf dem Platz gegenüber der Touristeninformation versammeln sich die Pfannkuchen-, Sandwich- und Saftstände für den kleinen Hunger. Sowie wir in eine der Gassen eintauchen,
finden wir hingegen Büfetts mit einer großen laotischen Auswahl an Gemüse, Frühlingsrollen, Fleischspießen, gegrillten Fisch und auch sonst allem, was das Herz begehrt und den Magen füllt. Für 15.000 Kip, also für rund 1,70 EUR, kann man sich eine Schüssel füllen, mit was auch immer. Wer großen Hunger hat, holt sich einfach noch so eine Schüssel.
Überrascht sind wir von den typisch deutschen Bratwürsten. Offensichtlich sind die Laoten stolz, diese nach Originalrezepten herstellen zu können. Nach einem weniger geglückten Wursterlebnis in Budapest sind wir allerdings immer etwas skeptisch bei Würsten im Ausland.
Wir verzichten lieber, auch wenn die Bratwürste appetitlich aussehen und wirklich lecker riechen. Da das Essen überwiegend für Touristen gekocht wird, fehlen hier die gegrillten Bambusratten und Schlangen, welche sonst ganz oben auf dem laotischen Speiseplan stehen.
Schlendert man über den Markt in der Sisavangvong Road, dann erscheint einem dieser endlos. Am späten Abend bieten über 100 Händler ihre Ware an, sodass sich die Besucher zwischen den vielen Ständen gut verteilen und es hier kaum überlaufen wirkt.
Alles geht gemächlich dahin. Und wenn nicht gerade ein aggressiver Inder seine eigene Zeit damit entwertet, eine Verkäuferin auf Teufel komm raus mit dem Preis bis zum Geht-nicht-mehr zu drücken, dann herrscht hier eine richtig angenehme Stimmung.
Einzig die Stadt hat so ihre Problem mit dem Nachtmarkt. Die Sperrung der Hauptverkehrsachse führt jeden Abend zu einem Verkehrschaos. Eigentlich sind die Autofahrer ja selbst schuld. Jeder weiß, dass hier Markt ist und doch müssen etliche Leute trotzdem durchfahren.
Um die Situation zu entschärfen, plant die Stadtverwaltung, den Markt auf einen anderen Standort zu verlegen. Das wäre schade. Nirgendwo außerhalb der Altstadt hätte dieser Markt solch einen Flair wie hier.