Es gibt Ortschaften, bei denen es schwer ist, mit ihnen warm zu werden. Vang Vieng gehört bei mir dazu. Ein Tuk Tuk ist nach der langen Fahrt gleich gefunden. Immerhin warten diese schon bei der Bushaltestelle. Wir nehmen ein Sammel-Tuk Tuk mit sechs weiteren Personen und ich zeige dem Fahrer den Zettel mit dem Hotelnamen der Villa Vang Vieng. Er nickt, wir steigen ein und fahren los. Wir wissen, dass unser Hotel erst gegen Ortsende kommt. So wundert es uns auch kaum, dass die anderen alle vor uns aussteigen.
Eindrücke von Vang Vieng, das als touristische Partyhochburg von Laos gilt. Aufnahmen von der Fußgängerbrücke über den Nam Song River und die in den Fluss gebauten Partypavillons.
Doch leider lässt er uns bei der Villa Nam Song heraus. Wir fragen nach, ob das stimmt? Klar, das ist das gleiche. Im Nam Song stellt sich jedoch heraus, dass wir eine Parallelstraße weiter müssen. Der Tuk-Tuk-Fahrer ist bereits weg, ein anderer nicht zur Stelle. Also müssen wir unsere Koffer – gut, Lars zieht beide Koffer – über groben Schotter wieder hoch zur Hauptstraße ziehen und unser Glück in der nächsten Straße versuchen – grrrrr.
Das Zimmer in der richtigen »Villa« macht wieder einiges gut. Da wir aber durch die Fahrt so lange sitzen mussten, brauchen wir jetzt Bewegung und wollen uns den Ort anschauen, der lange Zeit als Backpacker-Paradies galt. Gleich bei der Hotelausfahrt führt eine interessante Brücke auf die andere Flussseite.
Aber was ist das? Von Touristen wird eine Brückenmaut verlangt. Sind die doof? Wir verzichten und laufen stattdessen zur Straße, wo wir zum »Zentrum« abbiegen. Alles wirkt leicht vergammelt und wir treffen auf einige Baustellen. Vieles liegt hier im Argen, doch man bemüht sich um einen Wiederaufbau der Infrastruktur.
In einer Seitenstraße finden wir ein nettes Restaurant. Die Preise wirken leicht überteuert, aber wir wollen eh nur etwas trinken und erst später essen. Der Wirt hat erst vor Kurzem eröffnet, das Haus und Grundstück gehört ihm aber schon länger. Er beschwert sich bei uns, dass er früher auf die tollen Karstkegel auf der anderen Flussseite blicken konnte, nun aber alles mit mehrstöckigen Hotels verbaut ist. Ja, schön ist wirklich anders.
Schon beim ersten Spaziergang stellen wir fest, dass sich in Vang Vieng trotz namenloser Straßen wohl niemand verlaufen kann. Es gibt zwei längere Nord-Süd-Straßen, die mit mehreren Querstraßen miteinander verbunden sind. Das ist schon alles. Rund um den stattlichen Palast des Hotels Roung Nakhon erstreckt sich wohl die Party- und Fressmeile von Vang Vieng.
In diesem Bereich wirkt die Stadt auch gleich weniger verwahrlost als im Süden. Auf der Flussseite reiht sich neben den Hotels ein Restaurant ans andere. Natürlich wirbt jedes mit der schönsten Riverview. Gegenüber stehen dafür jede Menge Sandwich- und Crêpesstände, für den kleinen Hunger oder das ärmliche Portemonnaie.
Wer noch keinen Plan über seinen Reiseverlauf hat, findet hier reichlich Büros für Ausflüge, Rollervermietungen und für all diejenigen, die einfach nur wieder weg aus Vang Vieng wollen: Tickets für Fernbusse! Aber unser Programm steht ja und wir folgen dem Schall der lauten Musik.
Dieser führt uns zielsicher zu einer wackligen Holzbrücke, die eigentlich für Fußgänger gedacht ist. Da die Roller aber auch drauf passen, müssen wir ständig einem anderen Gefährt ausweichen. Doch wer kann es ihnen verdenken? Die Rollerfahrer wollen sich schließlich auch die Brückenmaut sparen.
Auf der anderen Flussseite finden wir eines der Restaurants, die jahrelang Vang Vieng ausgemacht haben. Das »OtherSide Restaurant« besteht aus etlichen kleinen Pavillons, die direkt in den Fluss hinein gebaut sind. Lange Zeit war Vang Vieng der Inbegriff für Extremparty und Komasaufen. Wo immer es ging, machten sich kleine Bar-Hütten am Flussufer breit. Beim nach wie vor beliebten Tubing ließen sich die Traveller den Nam Xong hinabtreiben, um sich an diesen Tube-In-Bars die Kanne zu geben. Daneben lebten sie mit waghalsigen Brückenspringen und Lianenschwingen ihren lärmenden Spaß aus. Arm- und Beinbrüche waren an der Tagesordnung. Als aber etliche Todesfälle hinzu kamen, beendete der Premierminister Thongsing Thammavong den Spuk und ließ sämtliche Bars entlang des Flusses abreißen.
Pizza und Nudeln in einem typischen Restaurant in Vang Vieng
Der Bevölkerung brachen damit auf einem Schlag gehörige Einnahmen weg und eine Weile herrschte der Frust im Ort. Dieser aber legte sich bald mit dem Bau mehrerer Luxushotels, die auf neue Arbeitsplätze hoffen lassen. Bisher allerdings hat sich der Ort bis auf die neuen Hotelbauten kaum verändert.
So also gehen wir in den typischen Restaurants essen, in denen man sich auf Podesten an niedrigen Tischen auf Liegematten lümmelt, und passen uns etwas an. Das Essen ist überall sehr europäisch geprägt, wobei neben deutschen und italienischen Spezialitäten sogar Sahnetorten angeboten werden.
Was auf mich suspekt wirkt, sind die Soap-Abteilungen. Bei den Restauranteingängen ähneln die vorderen Podeste einem kleinen, mit Fernseher ausgestatteten Kino. Bei gelangweilten Travellern scheint dies zu wirken. Cocktail schlürfend lassen sie sich dort von westlichen Seifenopern wie »Friends« und »Two and a Half Men« berieseln, die bei uns schon lange niemanden mehr hinter dem Ofen hervorlocken können. Braucht man denn so etwas im Urlaub? Da genießen wir doch lieber unseren Abendspaziergang, sind dann aber auch froh, dass der morgige Tag mit einem Höhlenausflug bereits gut gefüllt ist und es schon übermorgen weiter nach Vientiane geht.
Nach der leicht chaotischen Anreise macht die Villa Vang Vieng Riverside wieder einiges gut. Ich bin zwar noch von dem Tuktuk-Fahrer genervt, fühle mich aber doch recht bald wohl in dem Hotel. Und das auch trotz der wiederholten Entschuldigungen der Rezeptionistin, weil kein Kofferträger zur Stelle ist. Auf die Idee, selbst Hand anzulegen, kommt sie nicht, sondern wackelt eifrig vor uns her.
Sowie ich auf der Terrasse von unserem Bungalow bin, ist der ganze Stress dann so gut wie vergessen. Wir haben zum Glück Riverview gebucht. Das können wir auch jedem nur empfehlen. Die Sicht auf den Fluss wird zwar durch die Kaimauer verdeckt. Dafür sehen wir direkt auf die herrlichen Karstkegel. Wie Kamelhöcker prägen sie die malerische Landschaft jenseits des Nam Xong.
Das Zimmer ist recht klein und durch das dunkle Holz etwas düster, wirkt aber wie auch die Terrasse gemütlich. Hier kann man es gut aushalten. Was fehlt, ist ein Zimmersafe. Stattdessen gibt es Deposit an der Rezeption. Da die Anlage am Rand des Ortes gelegen ist, haben wir erneut eine angenehm ruhige Unterkunft. Das gilt auch für den Pool, der sich wenige Schritte von uns entfernt zwischen den Bungalows und dem Restaurant erstreckt. Dort stehen genügend gemütliche Liegen mit Sonnenschirm zum Relaxen am Nachmittag.
Die Bungalows sind um eine große, gepflegte Grünfläche angeordnet. Dadurch haben die meisten Zimmer Sicht auf den großzügig angelegten und gepflegten Garten. Am Abend leuchten bunte Laternen in den riesigen Bäumen im Garten und lassen das Gelände in einem romantischen Licht erstrahlen. Zudem erhellen zahlreiche Fackeln die Wege.
Das Hotelrestaurant ist edel eingerichtet. Leider schlägt sich das auf die Preise nieder, die in Vergleich zu anderen Restaurants gepfeffert sind. Ob die Rechnung aufgeht, bezweifeln wir, da die allermeisten Gäste abends auswärts essen, während hier tote Hose herrscht. Eigentlich schade. Aber bei dem großen Angebot von Vang Vieng ist das die logische Konsequenz. Und hier aus Mitleid mit den gelangweilten Bedienungen überhöhte Preise hinzunehmen, kommt auch für uns nicht infrage.
Damit bleibt das Frühstück im Hotel und das ist wirklich lecker. Die Auswahl ist groß und frisch. Eiergerichte werden direkt am Büfett gekocht und wer asiatische Suppe will, kann sie sich ganz nach seinem Geschmack zusammenstellen lassen. Das Kaffee holen ist allerdings etwas knifflig. Der wird frisch aufgebrüht und läuft auch dann weiter, wenn man die Kanne aus der Maschine zieht. Wir haben uns beeilt, damit nicht allzu viel auf die Warmhalteplatte läuft.
Auffallend ist in der Villa Vang Vieng der sehr nette Service. Für laotische Verhältnisse ist das Personal sehr aufmerksam und beim Zimmerservice kann man aussuchen, ob wir das Zimmer gereinigt bekommen wollen oder nicht. Hatten wir bei der Ankunft noch einen weniger guten Eindruck von der Rezeptionistin, so korrigiert sie dies bald, als die ersten Probleme auftreten.
Irgendwie hat sei ein Gespür dafür, wenn etwas fehl läuft und kümmert sich energisch darum, indem sie dem Veranstalter Beine macht. Wäre die Frau nicht gewesen, säßen wir wohl heute noch in Vang Vieng … Nein, sicher nicht!!! Aber die Villa Vang Vieng stellt sich als eines unserer besten Hotels auf der Laosreise heraus. Leider steht sie im falschen Ort.
Eindrücke der Villa Vang Vieng Riverside