Der größte Platz der Altstadt ist der Doma laukum, der Domplatz, vor dem altehrwürdigen Rigaer Dom. Schon mit den ersten nicht mehr ganz so kalten Tagen im Jahr, breiten sich die Cafés mit ihren Tischen dort auf dem großflächigen Platz aus.
In warme Decken gehüllt kann man hier das leicht überteuerte Essen genießen und die Leute um einen herum beobachten. Im Sommer gesellen sich einige Biergärten zu den Cafés und steht der Domplatz im Mittelpunkt einiger Feste. Wer aber denkt, der Domplatz wäre ein typischer großer Mittelalterplatz, der täuscht sich gewaltig. Erst Ende des 19. Jahrhunderts hatte man hier einige mittelalterliche Gebäude abreißen lassen, um die für den Platz benötigte Freifläche zu schaffen. Als der lettische Präsident Kärlis Ulmanis in den 1930er Jahren eine größere Fläche für seine faschistischen Reden forderte, vergrößerte sich der Domplatz nochmals. Danach wuchs die Freifläche durch die Kriegsschäden abermals um einige Ar.
Heute umrahmt eine Reihe historischer Gebäude den Domplatz. Als das beeindruckendste unter ihnen gilt die ehemalige Rigaer Börse, in der heute ein Kunstmuseum untergebracht ist. Zudem finden wir hier das Haus des Lettischen Rundfunks. Von dessen Balkon aus hielt Ulmanis damals seine Reden. Unvergesslich blieb den Letten seine knappe Anweisung im Jahr 1940, als die Sowjets das Land besetzten.
Mit den Worten »Ich werde an meinem Platz bleiben und ihr werdet an Eurem Platz bleiben.« verhinderte er einen Widerstandskampf gegen die Besatzer, der von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen wäre. Von den Abrissarbeiten auf dem Domplatz zeugt heute noch eine übrig gebliebene Brandwand einer Häuserzeile. Diese wurde in jüngeren Zeiten einfach mit einer Artwork-Zeichnung verschönert, sodass auch sie ins Stadtbild passt.
Der Rigaer Dom selbst geht auf das Jahr 1211 zurück, als der Stadtgründer Bischof Albert den Grundstein legte. Da sich der Bau über einige Jahre hinzog, vereint dieser Elemente verschiedener Baustile, von der Romanik über den Gotik bis zur Renaissance und dem Barock. Bis 1561 war der auch als Marienkirche bekannte Dom die Hauptbischofskirche von Livland. 1595 erhielt der Dom einen 140 Meter hohen Turm. Dieser überragte sogar den heute höchsten Turm von Rigas Petrikirche. Leider wurde das Gebälk morsch und fehlte das Geld für eine Sanierung. So musste der Turm einer bescheideneren Konstruktion mit einer Höhe von nur noch 90 Metern weichen.
In der Flohstraße, der Kramu iela, direkt hinter dem Dom, treffen wir auf eine kleine Oase der Ruhe. Hier fand sich ein Platz für ein Denkmal an Johann Gottfried Herder. Der deutsche Dichter und Philosoph unterrichtete in unmittelbarer Nähe an der Domschule, an die er 1764 berufen wurde.
Auch der Livenplatz, der Livu laukums, zählt zu den jungen Plätzen Rigas. Wie beim Domplatz war die Fläche bis zur Rückeroberung der Stadt durch die Rote Armee im Zweiten Weltkrieg dicht bebaut gewesen. Neu angelegt wurde der Livenplatz 1974 vom Landschaftsarchitekten Kärlis Barons.
Anders als beim Domplatz wirken die zahlreichen Freiluftrestaurants, Cafés und Kneipen mitsamt ihrem Publikum einiges jünger. So gefällt es auch uns recht gut. Da wir schon einiges gesehen haben, machen auch wir es uns in den Rattan-Gartenmöbel gemütlich und genießen einen Latte macchiato.
Der Livu-Platz besitzt mit seinen Bäumen, Büschen, Rasen und Blumenrabatten schon einen parkähnlichen Charakter. Umrahmt wird er von sehr hübschen Häusern, die vornehmlich aus dem 18. Jahrhundert stammen. Zu den eindrucksvollsten Gebäuden zählen die Gildehäuser.
Ab dem 14. Jahrhundert prägten die Gilden das wirtschaftliche Leben in Riga. Formal bestanden einige der Körperschaften noch bis ins Jahr 1939. Der Kleinen Gilde – auch als St. Johannis-Gilde bekannt – gehörten die Handwerker an. Der Großen Gilde – St. Marien-Gilde – die Kaufleute.
Eine Mitgliedschaft war lange Zeit den Deutschen vorbehalten. Ein besonderer Bezug dazu hat das sogenannte Katzenhaus aus dem Jahr 1909, ein Jugendstilhaus an der Nordseite vom Livenplatz. Ein lettischer Kaufmann protestierte gegen seine Nichtaufnahme in die Gilde, indem er eine Katzenfigur auf sein Dach stellte. Diese zeigte den Gildehäusern den Hintern, was natürlich wiederum die Gilde verdrießlich stimmte. Der Überlieferung nach musste die Katze laut einem Gerichtsurteil umgedreht werden.