Mit kleinem Gepäck zu reisen ist ja an sich eine tolle Sache. Vor allem dann, wenn das Schengen-Abkommen gilt, und man den Flughafen auf direktem Weg verlassen kann. Doch es gibt auch immer irgendwelche Unsicherheiten: Darf man Nassrasierer im Flugzeug im Handgepäck mitnehmen oder wird es Lars weggenommen? Gut, wir hätten es ja ausprobiert, aber Lars hat sein Rasierzeug dann doch zu Hause vergessen. Nach spätestens zwei Tagen aber möchte er sich dann doch endlich mal wieder rasieren, weshalb wir einige Läden nach Einwegrasierer abklappern. Hier stellt sich dann die Frage, wie sich die Letten rasieren? Weder unsere Suche im Drogeriemarkt noch im Supermarkt bringt den Erfolg. Erst auf dem Zentralmarkt von Riga haben wir Glück. In einem winzig kleinen Laden hängen welche im Fenster. Leider ist der Laden verschlossen. Super! Wir fragen im Nachbarladen und kein Problem, die Frau dort hat einen Schlüssel und gibt Lars, was er braucht. Wunderbar. Lars ist versorgt und die Einwegrasierer, die übrig bleiben, sind ein dankbares Geschenk während unserer Rundreise durch Äthiopien.
Doch eigentlich ist der Zentralmarkt von Riga ein riesiger Lebensmittel- und Blumenmarkt und ein besonderer noch dazu. Bereits um 1900 gab es nahe dem Bahnhofsgelände die »roten Speicher«, in denen sich ein Lebensmittelmarkt befand. Doch Beschädigungen im Ersten Weltkrieg und allgemeine hygienische Bedingungen waren Grund für eine Neuerrichtung eines Zentralmarktes. Dazu wurden die beiden Zeppelin-Hangars Walhalla und Walther aus dem ehemals deutschen Luftschiffhafen Wainoden in Kurland von der Regierung gekauft, zerlegt und in Riga wieder aufgebaut.
Insgesamt waren die Hangars allerdings viel zu groß für einen Markt, weshalb nur die oberen Teile der Hallen verwendet wurden. Aus den beiden Luftschiffhallen wurden dann fünf Markthallen errichtet. Eine größere, die etwas abseits in Richtung Bahnhof steht, dient dem Großhandel und der Fleischverarbeitung. Vier kleinere, immer noch riesige Hallen bilden den Publikumsmarkt für Milch- und Fleischprodukte, für Brot, Obst und Gemüse sowie Geflügel und für Fisch.
Hier werden die Nasen mit verschiedensten Gerüchen verwöhnt, wie bei den Bäcker- und Obstständen, oder auch gereizt, wie beim Fisch und dem sauer Eingelegten. Die Stände in den Hallen wirken alle sehr edel, ordentlich und sauber. Doch auch draußen, auf den Freiflächen herrscht Ordnung. Allerdings sind die Preise bei den Ständen im Freien etwas niedriger, weil die Bauern ihre Ware dort ohne den Umweg über den Handel verkaufen. Auch der Blumenmarkt ist draußen, wobei zu Ostern eine gewaltige Osterglockenschwemme herrscht. Die meisten Blüten sind bereits offen. Das macht für uns zwar ein herrliches Bild, doch werden diese doch schon bald verwelken, was den Verkauf etwas erschwert. Für uns jedoch ist es mal wieder einfach nur schön, zwischen den Marktständen hindurch zu schlendern, Leute bei ihren Wocheneinkäufen zu beobachten und auch hier neue Dinge zu entdecken.