In der Unterstadt Lissabons, der Baixa, treffen sich alle wichtigen, öffentlichen Verkehrslinien: an der Haltestelle Baixa-Chiado begegnen sich die U-Bahnen A und C, am Rossio hält der Aero-Bus, am südlichen Rand fährt die Eléctrico número 28 und ein paar Meter weiter, am Cais do Sodré, startet die für Besucher der riesigen Statue Santuário de Cristo Rei wichtige Fähre nach Cacilhas.
Ganz andere Sorgen plagten die Stadtplaner: Architekten und Ingenieure wollten schon immer die Täler zwischen der auf sieben Hügeln erbauten Stadt für den Fußgänger möglichst bequem überwinden. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts sollte eine Stahlbrücke den Norden der Unterstadt und das Maurische Viertel von der Kirche Sao Roque bis hin zum Largo da Graca überspannen. Als Gegenstück zum Santa-Justa-Lift am Rand des Bairro alto sollte außerdem ein zweiter großer Lift die andere Seite der Unterstadt mit dem Castelo verbinden. Dies lehnten die Bürger jedoch ebenso ab wie eine Seilbahn und einen ebenfalls geplanten Tunnel unter der Baixa.
Ehrlich gesagt, vermissen tun wir weder die Stahlbrücke (und den Lärm, der von ihr ausginge) noch den Lift hoch zum Burgberg. Stattdessen spazieren wir einfach durch die Einkaufsstraßen der Baixa und betrachten die vielen ausgestellten Bilder, bis wir schließlich zum Lift Santa Justa kommen.
Wer am Largo do Carmo vor dem Convento do Carmo steht, blickt auf die schöne Hauptfassade der Kirche (welche allerdings durch das Ticket- und Infohäuschen ein wenig verschandelt ist). Wie groß die frühere Klosterkirche ist, erkennt man jedoch erst von der Brücke zum Lift Santa Justa. Denn im 14. Jahrhundert zusammen mit einem Karmeliterkloster erbaut, reicht die Ostfassade weit hinunter in die Baixa und ist zugleich in großen Teilen in den Steilhang hineingebaut.
Außerdem ist die gotische Kirche dachlos. Dieses nämlich fiel 1755 bei einem schweren Erdbeben in sich zusammen, sodass heute nur die Rundbögen des großen Kirchenschiffs erhalten sind. Dennoch - oder gerade deswegen - ist die Kirche unbedingt einen Besuch wert. Da sie abends von einigen Scheinwerfern angestrahlt wird, empfiehlt sich die Besichtigung vor allem nach Einbruch der Dunkelheit.
So betreten wir kurz nach 20.30 Uhr (eine halbe Stunde vor der Schließung) das bedeutendste Zeugnis der Gotik in Lissabon. Auf unserem Weg in den hinteren Teil der Kirche laufen wir an einigen alten Brunnen, Büsten und Skulpturen vorbei. Was nicht weiter wundert, ist hier doch das archäologische Museum der Stadt untergebracht. Doch auch der Blick nach oben lohnt, schauen wir durch das Bogengerippe doch direkt in den Nachthimmel Lissabons.
Im hinteren Bereich der Kirche sind mehrere kleine Räume erhalten geblieben. Auch hier finden sich Ausstellungsstücke des Museums. Während rechts die Gewölbe weitgehend unverändert und schmucklos sind, erwartet uns auf der linken Seite ein schauriger Anblick: zwei Glaskästen mit mumifizierten Körpern. Doch Vorsicht, vor einem der Kästen ist ein Schild aufgestellt, welches nicht fotografiert werden darf.