In der Nähe des Friedhofs starten wir unseren ersten Spaziergang: auf den Spuren von Fernando Pessoa. Immerhin ist er Portugals bedeutendster Dichter des 20. Jahrhunderts, der genug Ideen hatte, um unter vier Pseudonymen zu schreiben. Wohl gemerkt zu schreiben, nicht aber zu veröffentlichen.
Denn die meisten seiner Werke erschienen erst nach seinem Tode. Grund genug, nicht Lyriker zu werden. Zugleich hat er aber auch selber schuld gehabt. Denn viele Gedichte hatte er in einer Truhe in seinem Haus versteckt.
Als erste Station kommen wir in der Rua Coelho da Rocha zum Casa-Museu Fernando Pessoa. Hier hat Pessoa seine letzten 15 Jahre gelebt und war noch damit beschäftigt, die Herausgabe seines Gesamtwerks vorzubereiten. Dazu kam es jedoch nicht mehr. Stattdessen schaut heute eine Pappfigur aus dem Fenster herab auf die Passanten.
Für einen Museumsbesuch ist das Wetter zu schön. Da laufen wir doch lieber über die Rua da Estrela und Rua de San Jorge in Richtung Bairro Alto, einem einst beliebten Stadtteil für Reiche und Adlige. Dabei kommen wir durch den nördlichen Teil des Viertels, wo zumeist einfache Familien leben. Leider ist es ihnen oft nicht möglich, die für Lissabon typischen Kacheln an den Wänden zu erhalten. Dadurch verliert das Viertel für Spaziergänger leider seinen Reiz, weshalb wir den im Reiseführer beschriebenen Spazierweg etwa auf der Hälfte verlassen.
Ganz in der Nähe des Casa-Museu Fernando Pessoa befindet sich der Parque Eduardo VII. Eigentlich hätten wir auf kurzen Weg dorthin laufen können. Doch wir hängen ihn an den Besuch der Christus-Statue über dem Rio Tejo. Durch Verzögerungen im städtischen Nahverkehrsnetz erreichen wir den Park erst spät nachmittags.
Doch abgesehen davon, dass die Hecken schon einige Wochen nicht mehr richtig gepflegt wurden, sieht der Park unter dem verhangenen Himmel ziemlich trist aus. Da nützt es auch nichts, dass sich der Buchs in symmetrischen Mustern von der Statue auf dem Praca Marqués de Pombal bis zur Aussichtsterrasse mit der Flagge Portugals erstreckt. Eigentlich schade.
Auf der linken Seite des Parks (in Blickrichtung der Aussichtsterrasse) befindet sich die Estufa Fria, eine städtische Gartenanlage aus drei Gewächshäusern. Wir wollen in das Gewächshaus mit überwiegend subtropischen Pflanzen. Leider aber kommen wir erst wenige Minuten vor der Schließung an, sodass uns der Mann am Eingang nicht mehr in die grüne Welt mit Bananenstauden, Benjaminen, Farnen und vielem mehr einlassen will. So bleibt uns nur ein flüchtiger Blick in die Estufa Fria. Wenigstens aber ist der benachbarte Teich frei zugänglich und können wir uns an den Gänsen erfreuen. So richtig gelohnt hat sich die Gang zum Park allerdings nicht.