Das Oceanário de Lisboa entstand 1998 auf dem Expo-Gelände von Lissabon im Park der Nationen. Damals war es die Hauptattraktion der Weltausstellung. Thema der Expo war damals »Die Ozeane: Ein Erbe für die Zukunft«. Bis heute ist es das größte Ozeanarium von Europa mit dem größten Indoor-Aquarium. Wir verbinden den Ausflug mit einer Fahrt im Teleférico das Expo-Gelände. Leider geraten wir selbst bei der Anreise mit der U-Bahn in die Fänge eines Taschendiebs.
Unser letzter Morgen wird leider teuer. Natürlich haben wir die Warnungen gelesen, dass man überall dort, wo viele Menschen sind und es eng im Bus, der Straßenbahn oder Metro wird, auf Taschendieben achten muss. Nicht gerechnet haben wir damit, dass es einer in einer nahezu leeren U-Bahn versucht: als wir in der Station Alameda umsteigen, fragt uns ein junger Mann, wie viele Stationen es bis Rossio sind. Rossio?
Oh das ist die andere Richtung, denke ich und zeige ihm an der Tafel über der Tür, in welche Richtung die Bahn fährt. Sekunden später sagt Annette, dass das jetzt die Gelegenheit war, das Handy zu klauen. Stimmt. Allerdings sind wir auch ein gutes Stück selbst schuld, weil die für Handys so praktischen Außentaschen in so Situationen ja kontrolliert werden müssen.
Gefrustet fahren wir mit der roten Linie D weiter bis zur Station Oriente, dem Ostbahnhof, und damit zum Expo-Gelände, welches heute Park der Nationen heißt. Für das palmenartige Dach des Bahnhofs und die geschwungenen Betonpfeiler habe ich kaum einen Blick. Irgendwie kommen wir dann aber doch ein Gebäude weiter in das Centro Comercial Vasco da Gama, einer Einkaufsmeile mit einem riesigen Glasdach. Naja, beeindruckend.
Unser Ziel jedoch ist der Turm Torre Vasco da Gama, benannt nach dem Entdecker des Seewegs nach Indien. Zu allem Übel fängt es auf dem Weg dorthin an zu regnen. Besser gesagt: wie aus Kübeln zu schütten.
Der Aufstieg auf den Turm und die tolle Aussicht auf den Tejo und die Tejobrücke fällt also ins Wasser. Stattdessen retten wir uns in die nahe Teleférico, eine Seilbahn, von der sich bei gutem Wetter weite Teile des Expo-Geländes überblicken ließen.
Bei starkem Regen freilich ist nicht sehr viel zu erkennen. Zumindest aber kommen wir trocken über das alte Hafenbecken Doca de Olivais bis in die Nähe des Oceanários. Und, da außer uns niemand in der kleinen Gondel sitzt, sind wir vor weiteren Unannehmlichkeiten geschützt.
Das Oceanário de Lisboa ist das größte Ozeanarium in Europa und beherbergt in dem großen Becken und den vielen kleinen Nebenbecken Bewohner aller Weltmeere.
Zunächst heißt es aber anstehen. Schließlich gilt auch in Lissabon: je schlechter das Wetter draußen ist, desto mehr Leute besuchen die überdachten Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Nach der Kasse kommen wir als Erstes an ein paar Pinguinen und Papageientaucher vorbei, bevor wir zu dem zentralen Becken finden. Mit einer Fläche von 1.000 Quadratmeter und einer Füllfläche von 5.000 Kubikmeter Wasser ist dieses wahrlich gigantisch. Je nach Andrang lohnt es sich, das erste der vier 49 Quadratmeter großen Fenster zu überspringen. Denn schon beim zweiten der massiven Glaswände bleiben die Leute deutlich kürzer stehen.
Die Fische sind natürlich dieselben. Zum Teil alleine, zum Teil in Schwärmen, schwimmen sie durch die künstliche Unterwasserwelt. Gemächlich zieht ein riesiger Rochen seine Bahnen durch das Becken, als wenn er fliegt. Kaum ist er wieder auf dem Weg zur anderen Seite, taucht unten ein Mondfisch auf. Er ist hässlich. Genau dies macht ihn so faszinierend.
Außer diesen beiden Giganten befinden sich etwa 100 weitere Fischarten in dem großen »Globalen Ozean«. Für uns bedeutet dies immer neue Entdeckungen. Doch auch die 24 kleineren Becken lohnen. So erwarten uns im oberen Teil des Ozeaneum vier Becken mit Arten des Nordatlantiks, der Antarktis, dem temperierten Pazifik und des tropischen Indischen Ozeans. Zuletzt kommen wir ins Untergeschoss. Lassen sich in einem Becken Fetzenfische wie abgestorbene Pflanzenteile treiben, faszinieren im nächsten Quallen in allen möglichen Farben. Wow!