Eigentlich heißt der Platz im Norden der Baixa Praca Dom Pedro IV., benannt nach dem König. An diesen Namen können oder wollen sich die Bürger Lissabons aber nicht gewöhnen, sodass er im Volksmund immer noch Rossio heißt. Leider ist dies nicht das einzige Beispiel in der Stadt.
Denn auch der Praca do Comercio im Süden der Unterstadt Baixa wird von den Einwohnern immer noch beim alten Namen, Terreiro do Paco, genannt. Zusammen mit einigen anderen Plätzen und Straßen führt dies regelmäßig zu Verwirrung, wenn Touristen nach dem Weg fragen. Einen Stadtplan mit sich zu tragen, ist damit unbedingt ratsam.
Schön finden wir das kunstvoll geschwungene Mosaiksteinpflaster auf dem Platz. Wen wundert es da, dass die portugiesischen Pflasterleger in ganz Europa gefragt sind? Einen ebenfalls schönen Kontrast dazu bildet die klassizistische Fassade des Nationaltheaters. Zugleich gilt der Platz als Treffpunkt für Rückkehrer aus den ehemaligen portugiesischen Kolonien.
Aber auch Einheimische und Urlauber halten sich gerne auf dem Platz auf. Dass wir fast alleine sind, haben wir unserem frühen Aufstehen und sicher auch der Jahreszeit zu verdanken. Dadurch aber können wir uns in aller Ruhe die Figuren der beiden Brunnen und das Reiterstandbild Dom Pedros IV. anschauen.
Ganz so friedlich ging es auf dem Rossio nicht immer zu. Einst wurden hier Stiere in blutigen Kämpfen zu Tode gequält. Und als die Inquisition Angst und Schrecken verbreitete, fanden hier öffentliche Verbrennungen statt.
Nördlich des Platzes schließt sich die Avenida da Liberdade an, eine 90 Meter breite Allee, die auf beiden Seiten genügend Platz für mehrere Baumreihen (mit Palmen) bietet. Hier, am unteren Ende der Avenue, finden wir ein Denkmal Simon Bolivars, dem Befreier Südamerikas und, etwas weiter bergauf, einen Neptunbrunnen mit künstlichem See und sogar einem kleinen Bachlauf.
Für Mitteleuropäer ungewohnt ist sicher die Bepflanzung. Denn ja, die vielen roten Blätter sind Weihnachtssterne, die zu Hunderten in den Beeten rund um die Denkmäler und unter den Bäumen stehen.
Aber auch an den Bäumen ist zu sehen, dass es hier sehr viel milder ist. Denn die meisten Bäume werfen ihr Laub erst Ende Dezember ab. Zum Leidwesen des Neptunbrunnens, dessen schmaler Wasserlauf dadurch fast verstopft ist.
Wie die meisten großen Städte zeigt sich Lissabon nachts von einer ganz anderen Seite. Nachdem wir schon die Engel in der Rua Augusta bewundert hatten, spazieren wir diesen Abend vom Hotel Mundial zum Praca Dom Pedro IV. Auf dem Weg dorthin kommen wir nahe der Haltestelle Rossio zum Estacao do Rossio,
einem neomanuelischen (was auch immer das sein mag) Bahnhof aus dem Jahr 1887. Züge fahren hier schon lange nicht mehr. Die beiden tunnelförmigen Eingänge zum Gedenken des Eisenbahntunnels, der hinter dem Bahnhof gegraben wurde, aber geben doch ein schönes Motiv.
Wenige Schritte weiter kommen wir auf den Rossio mit der Statue des Königs Dom Pedro IV. Die Luft ist hier im Winter oft feucht und kühl, sodass es einen schnell fröstelt. So halten wir uns nur kurz auf dem Platz auf und gehen bald ins Hard Rock Café Lissabon. Hier herrscht reger Andrang, überall wird geredet, gelacht, Freunden zugerufen. Eine Bedienung schwingt ein Tablett mit Cocktails an uns vorbei.
Über der Bühne zeigt eine Leinwand Mitschnitte der letzten Konzerte. Es ist laut. Für Gruppen aber sicher ein Erlebnis. Etwas schade finde ich allerdings, dass hier nur die großen Stars spielen dürfen. Denn diese finden nur selten Zeit, sich im Hard Rock Café zu zeigen. Da wäre es doch schöner, auch regionale Bands ins Café zu holen, als die Bühne ständig leer stehen zu haben.