Etwas Schwierigkeiten bereitet uns die Fahrt von Belém nach Calcilhas zur großen Christus-Statue. Eine Fährverbindung ab Belém gibt es (zumindest im Winter) nicht und die Mehrzahl der Busse und Straßenbahnen scheint irgendwo im Stadtverkehr steckengeblieben zu sein. Für Leute, die sich nicht genau im Liniennetz auskennen, bedeutet dies leider eine recht lange Wartezeit.
Als wir einen Bus in Richtung Zentrum gefunden und sogar zwei Plätze ergattert haben, fahren wir zu unserem Unglück auch noch eine Station zu weit und müssen vom Praca do Comercio zum Cais do Sodre zurücklaufen.
Anders als die Aufzüge in der Stadt, gilt das Tagesticket nicht für die Fähre und auch nicht für die Busse (die Linie 101 fährt zur Statue) auf der anderen Seite des Tejo. Beide sind mit 72 (Fähre) und 100 Eurocent (Bus) je Fahrt zwar recht günstig.
Verglichen mit den Vorjahrespreisen mit 69 und 90 Cent jedoch erkennt man, welch hohe Preissteigerung die Bürger in Kauf nehmen müssen. Der Eintritt zur Statue gar hat sich zwischen Dezember 2005 und Dezember 2006 von drei auf vier Euro erhöht. Da kann man nur hoffen, dass das nicht so weitergeht.
Aber gut, dafür empfängt uns eine mürrische alte Dame, die uns nach einer Weile zum Fahrstuhl folgt und mit uns nach oben fährt. Der Lift wird nämlich nicht durch die Besucher, sondern durch das Personal bedient. Wenn nicht viel los ist, muss eine Person mehrere Aufgaben erfüllen.
Oben angekommen, müssen wir noch ein paar Meter Treppe steigen und landen schließlich in einem Devotionalienladen. Das hatten wir nun nicht erwartet. Zugleich haben wir keine Lust, erst Eintritt zu zahlen, um anschließend einkaufen zu gehen.
Über eine Treppe gelangen wir schließlich auf die Aussichtsplattform. Von hier oben bietet sich einem der wahrscheinlich weiteste Ausblick über Lissabon, den Rio Tejo bis weit ins Hinterland zur einen und bis an die Küste zur anderen Seite. Außerdem bläst uns ein heftiger Wind um die Ohren. Einzig am Sockel der Statue gibt es ein paar geschütztere Stellen. Ansonsten aber bekommt man leicht das Gefühl, als wolle einen der Himmel von der Plattform pusten.
Dass uns die Christusstatue irgendwie an das brasilianische Ebenbild in Rio de Janeiro erinnert, kommt nicht von ungefähr. Im Jahr 1934 besuchte der Erzbischof von Lissabon die damalige Hauptstadt Brasiliens. Drei Jahre vorher wurde dort die Statue Cristo Redentor eingeweiht. Diese inspirierte den Erzbischof zu einer Nachbildung in Lissabon. Wie man sieht, gelang es ihm, die Bischofskonferenz von seinem Plan zu überzeugen. Der Zweite Weltkrieg war dann ausschlaggebend für den Bau der Statue. Am 20. April 1940 gelobten die Bischöfe bei einer Versammlung in Fátima, die Cristo-Rei zu errichten, sollte Gott ihr Land Portugal vor dem Krieg verschonen. 1949 begann der Bau der Statue und nach 10 Jahren Bauzeit wurde sie am Pfingstsonntag, den 17. Mai 1959 eingeweiht. Heute zählt sie zu den drei wichtigsten Wallfahrtsorten der Iberischen Halbinsel.