Unser nächstes Ziel auf Mallorca ist der Botanicactus in Santanyi. Im Vergleich zur Ballonfahrt auf Mallorca könnte diese Attraktion kaum bodenständiger sein. Dennoch zählt die 15 Hektar große Anlage in der kleinen Gemeinde Santanyi bei Ses Salines ebenfalls zu den touristischen Höhepunkten der sonnenverwöhnten Baleareninsel.
Im Vergleich zu den botanischen Gärten von Pamplemousse auf Mauritius oder Peradeniya auf Sri Lanka ist der Botanicactus noch jung. Erst 1987 hatte man damit begonnen, ein bis dahin ebenes Luzernefeld in einen tropischen Garten umzuwandeln. Dabei legte man auch einen ein Hektar großen und bis zu vier Meter tiefen Teich an.
Zuvor hatte man umfangreiche Untersuchungen auf der Insel durchgeführt, um einen möglichst guten Ort für die Anlage zu finden. Ausschlaggebend waren hier die Niederschläge. Sie sind in der Umgebung von Ses Salines vergleichsweise gering, womit sich Fäulnisschäden an der inzwischen riesigen Kakteensammlung weitgehend ausschließen lassen. Laut Wikipedia wachsen hier über 10.000 Kakteenarten. Das ist erstaunlich, vor allem wenn man bedenkt, dass die Zahl aller weltweit vorkommenden Kakteenarten auf 1500 bis 1800 geschätzt wird.
Bevor wir zu den Kakteen kommen, gelangen wir vom Eingang jedoch zunächst zu einem Bereich, welcher der mallorquinischen Flora gewidmet ist. Der Weg führt durch berankte Pergolen und von Kletterpflanzen zugewachsene Tunnel zu Alleen mit Granatäpfeln, Mandeln und Pinien. Auf Rasenrondells wachsen knorrige Olivenbäume. Orangen, Johannisbrotbäume und tief wurzelnde Eukalyptusbäume runden das Bild ab. Ebenfalls in diesem Bereich finden wir den Nachbau eines Kalkofens, wie sie früher überall auf der Insel gebaut wurden.
Leider befindet sich der Bereich der einheimischen Pflanzen und Gehölze bei unserem Besuch gerade im Umbruch, sodass einige Beete nackt daliegen oder das Bild von offen verlegten Bewässerungsschläuchen bestimmt wird. So wechseln wir in den zentralen Teil des Gartens, wo aus dem Aushub des Teichs ein Hügel aufgeschüttet wurde. Er dient der Gliederung des Gartens, soll aber auch die hier vorherrschenden Nordwinde abhalten, um den Garten vor Austrocknung und Erosion zu schützen.
Dort angekommen, wird dann klar, dass mit den über 10.000 nur die Anzahl der einzelnen Kakteenpflanzen gemeint sein kann. Denn auf großen Abschnitten der Beete finden sich nur einer Handvoll Kakteen. Die aber erreichen dafür teils erstaunliche Ausmaße. Während auf der einen Seite von uns Feigenkakteen undurchdringliche Dickichte bilden, überragen uns zur anderen Seite Säulenkakteen um mehrere Meter. Doch es gibt nur wenige Schilder, sodass uns viele Namen unbekannt bleiben.
Nicht allzu viel erwarten darf man vom Teich. Er nimmt den größten Teil des hinteren Bereichs für sich in Anspruch und dient auch als Reservebecken für Wasser. Bleibt es längere Zeit trocken, fällt der Wasserpegel zwangsläufig, sodass die wasserdicht befestigten Seiten des Teichs in Erscheinung treten und alles sehr künstlich wirkt. Schade finden wir zudem, dass der hintere Bereich frei von Möglichkeiten ist, sich etwas zu Trinken zu holen.
Gerne hätten wir uns nach der längeren Wanderung um den Puig Roig am Tag zuvor und dem frühen Start am Morgen etwas erholt, um uns anschließend den durchaus hübsch bepflanzten Kakteenhügel nochmals genauer anzuschauen. So aber belassen wir es bei einem nur kurzen Besuch, eh wir beim Eingang einen Automaten mit Getränken finden, den Garten dann aber auch schon wieder erschöpft verlassen. Man sollte einfach fitter dafür sein.